Breitstreuwerk mit Stauschieber, Dosierwalzen und Streutellern für mehr Arbeitsbreite sind Stand der Technik. (c) Werkbild

Für jeden Mist die passende Verteiltechnik

Es gibt Miststreuer in unterschiedlichen Größen und mit verschiedensten Ausstattungsmöglichkeiten. Streuen lassen oder Eigenmechanisierung? Je nach betrieblicher Situation ist das eine wie das andere sinnvoll.

Von Prof. Dr. Ludwig Volk, Warendorf

Mit Miststreuern werden schwerer Laufstallmist, strohiger Pferdemist, Kompost, separierte Gärreste, Hühnertrockenkot, krümeliger Klärschlamm und manchmal feuchter Kalk gedüngt. Also ist hohe Ausbringleistung und störungsfreier Betrieb mit gleichmäßiger Verteilung des Wirtschaftsdüngers auf dem Acker und der Wiese ein wichtiger Kaufgrund.

Um den strohigen Mist weniger Hobbypferde zu verteilen, genügt oftmals ein gebrauchter Streuer hinter einem Oldtimerschlepper. Die Preise für gebrauchte Miststreuer starten bei 1.000 Euro, je nach Reparaturbedarf. Manchmal steht ein gebrauchter, inzwischen nutzloser Streuer in einer Scheune. Sie können im Dorf suchen und in den Börsen für Gebrauchtmaschinen wie www.traktorpool.de und www.technikboerse.com den Markt beobachten und Preise vergleichen.

Hohe Preisspanne bei Dungstreuern

Einfache kleine Miststreuer gibt es ab 10.000 Euro. Neue, großvolumige Streuer mit maßgeschneiderter Ausstattung für Dienstleister können auch 200.000 Euro kosten. Diese Profistreuer werden viele Betriebsstunden im Jahr genutzt und überregional, zum Beispiel für Kompost oder Klärschlamm, eingesetzt.

Mist laden, transportieren und streuen wird von Landwirten im Maschinenring, von Lohnunternehmern oder dem Nachbarbetrieb teilweise relativ preiswert angeboten. Erfragen Sie die Dienstleistungspreise. Diese können Sie mit den eigenen betriebsindividuellen Kosten vergleichen.

Die Gegebenheiten und Anforderungen sind von Betrieb zu Betrieb anders. So möchte ein Pensionspferdebetrieb seinen strohigen Pferdemist vielleicht nur ohne große Störung der Einstaller von der Mistplatte des Hofes transportiert und danach fein verteilt auf seinen Weiden und Futterflächen ausgebracht haben.

Dagegen hat ein erfolgreicher Rinderhalter oder Schweinemäster oftmals im Strohstall eine gute Stundenverwertung und kauft die Mistdüngung als Dienstleistung zu. Bei Kühen und Schweinen haben sich in den letzten Jahrzehnten auch aus arbeitswirtschaftlichen Gründen Flüssigmistverfahren durchgesetzt.

Bei den circa eine Million Pferden in Deutschland ist die Stroheinstreu immer noch das gebräuchlichste Verfahren. Daneben gewinnen aus Tierwohlgründen die Stroheinstreu und damit die Mistwirtschaft in Viehhaltungs- und Biobetrieben weitere Anteile bei der Düngung, trotzt höherem Arbeitszeitbedarf.

Wann ein preiswerter Miststreuer aus Osteuropa sinnvoll ist

Bei wenigen Betriebsstunden im Jahr ist ein preiswerter Miststreuer aus Osteuropa ein sinnvoller Kauf, sofern ein Händler berät und die Ersatzteilversorgung gesichert ist. Überwiegend sind die preiswerten Streuer mit starrem Fahrwerk, kleinen Rädern und Auflaufbremsen ausgestattet. Für Geschwindigkeiten über 25 km/h sind gefederte Achsen und Druckluftbremsen zu empfehlen, der Streuer fährt dann leer und beladen ruhiger und bremst besser.

Neue und gebrauchte Miststeuer unterscheiden sich hinsichtlich:

  • dem Anschaffungspreis,
  • der Achsenzahl,
  • dem Ladevolumen in Kubikmetern,
  • der Nutzlast in Tonnen und
  • den jährlich zu leistenden Betriebsstunden.

Einachser sind mit einem Eigengewicht ab 2 t mit etwa 4 t Nutzlast bei circa 8 m³ Ladevolumen oftmals in landwirtschaftlichen Betrieben mit Einkommenskombinationen durchschnittlich 25 Jahresstunden im Einsatz. Es kann sinnvoll sein, sich für die wenigen Betriebsstunden einen Einachser aus Osteuropa für 10.000 Euro anzuschauen. Einachser mit seitlichen, großen Rädern sind auch mit bis zu 14 t Ladekapazität erhältlich.

Bei Miststreuern gibt es einen Trend zu Tiefladern, das heißt, große Räder werden neben dem Behälter angeordnet und es können große Radialreifen bis 710/75R42 montiert werden.

Durch die Räder neben dem Aufbau liegt der Schwerpunkt tief.
Durch die Räder neben dem Aufbau liegt der Schwerpunkt tief. (c) Werkbild

Große Reifen bieten mehr Bodenkontaktfläche, rollen auf nachgiebigem Boden leichter und sind oftmals ein Kaufgrund für den Tieflader. Mit tiefem Schwerpunkt kann umsturzsicher auch am Hang, Festmist, Dung oder Kompost ausgebracht werden. Bei Tiefladern kann, bei gleichem Volumen, die Bordwandhöhe zum Beladen mit dem Frontlader oder Hofschlepper niedriger sein. Bei üblichen Streuerbauarten mit Rädern unter dem Kratzboden (Hochlader) mit 20 bis 24 t zulässigem Gesamtgewicht können große Reifen bis 1,67 m Durchmesser montiert werden.

Die tiefe Anhängung am Schlepper hat sich bei Neumaschinen durchgesetzt. Das Gespann fährt sich stabiler und die Umsturzgefahr für den Schlepper durch einen schiebenden Streuer am Hang wird minimiert. Empfehlenswert ist die spielfreie, tiefe Anhängung des Streuers am Traktor mit einer K80-Kugel. Damit wird die Stützlast sicher auf den Schlepper übertragen für eine gute Traktion.

Gefedert, gelenkt und mit Druckluftbremse

Bei einem Einsatzumfang von 100 bis 800 Stunden jährlich bieten sich Streuer mit gefedertem Tandem- und Tridemfahrwerk und einem Gesamtgewicht bis zu 30 t an. Bei einem maßgeschneiderten Streuer mit voller Ausstattung sollte man bereit sein, über 100.000 Euro zu investieren. Bei der Größe sind Traktoren mit 200 PS als Zug- und Antriebsfahrzeuge empfehlenswert, mit hohem Ölfluss (ca. 80 – 100 l/min.) für den Kratzbodenantrieb. Die Schleppergröße hängt vom Gelände ab, in der flachen norddeutschen Tiefebene reichen 180 PS, während im Gebirge am Hang 280 PS besser sind.

Tandemfahrzeuge: Rückwärtsfahren problemlos möglich

Tandemfahrzeuge haben am besten eine aktiv gelenkte Achse. Beim Kurvenfahren und beim Rückwärtsfahren steuern Hydraulikzylinder die Achse. So ist das Rückwärtsfahren problemlos möglich. Neben der K80-Kugel am Schlepper ist ein Gestänge für Lenkimpulse montiert oder es werden mit einem elektronischen Winkelmesser Lenkimpulse auf die Lenkzylinder an der aktiv gelenkten Achse übertragen. Beim Tridemstreuer werden die erste und die dritte Achse gelenkt. Dadurch radieren die Reifen in Kurven weniger, haben weniger Gummiabrieb und halten somit bis zu 1.000 Betriebsstunden. Der spurtreue Nachlauf verursacht auch weniger Boden- und Pflanzenschäden.

Die passive Nachlaufachse ist nicht zu empfehlen, denn beim Rückwärtsfahren muss sie vom Fahrer gesperrt werden, damit sie keinen Schaden nimmt. Wechselnde Fahrer, insbesondere bei Mietmaschinen, neigen zum Übersehen der Rückwärtssperre.

Ausstattungsmerkmale einer 40-km/h-Variante

Als Federelemente werden vor allem Stahlfedern in Parabellform genutzt, aber auch Luft- und Hydraulikfedern werden verbaut. Mit Hydraulikfedern im Tandem- und Tridemfahrwerk und Ausgleichsschwingen als Achsaufhängung kann eine Achse geliftet werden, um bei der Gefahr des Steckenbleibens kurzzeitig mehr Achslast auf die hintere Schlepperachse zu übertragen.

Mit einem Topzylinder über der Zugdeichsel wird ebenfalls Last auf den Schlepper übertragen. Bei Streuern mit 40-km/h-Zulassung sollte eine gefederte Deichsel zur sicheren und ruhigen Straßenfahrt gewählt werden. Außerdem bieten sich in diesem Geschwindigkeitsbereich Zweileiter-Druckluftbremsen mit automatischer Bremseneinstellung gemäß der Last an. Weitere Ausstattungsmerkmale einer 40-km/h-Variante sind bruchsichere Beleuchtung, Abdeckung der Streuerbauteile, Unterfahrschutz, seitliche Leuchtstreifen und große Radialreifen, geeignet für variablen Reifendruck.

Streu- und Verteiltechnik

Der Mist, das Streugut und die Streubreite bestimmen die auszuwählende Streu- und Verteiltechnik. Den Misttransport auf dem Streuer zu den Streuwalzen und Streutellern übernehmen Kratzböden mit bis zu vier starken Antriebsketten. Bei Wirtschaftsdüngern wie frischem- bis verrottetem Stallmist ist das senkrechte Dosierschild vor den Streuwalzen nicht notwendig, bei krümeligem Streugut ist es empfehlenswert. Besonders beim Kalkstreuen verbessert das Dosierschild mit Mengenregulierung die gleichmäßige Zufuhr zu den Streuwalzen und auf die waagerechten Streuteller. Anzustreben ist je nach Streugut eine breite Verteilung auf bis zu 20 m mit maximal einem Fünftel Unterschied.

Die breite Verteilung ist sinnvoll für kleine Ausbringmengen je Hektar, zum Beispiel von Hühnertrockenkot und es werden weniger Fahrspuren benötigt.

Mit dem Trend zur kostengünstigen, überbetrieblichen Ausbringung von Wirtschaftsdüngern konzentriert sich eine Mittelklasse von leistungsstarken und ausdauernden Streuern heraus mit Merkmalen, wie:
■ bis 22 t Gesamtgewicht, 7 t Eigenmasse, bis 15 t Zuladung,
■ tiefe Kugelkopfanhängung,
■ Tandemachse, gefedert und aktiv gelenkt,
■ großvolumige niederdruckfähige Radialreifen,
■ Streuwalzen und Streuteller für die exakte Verteilung bei großer Arbeitsbreite,
■ Streumenge je Hektar von 2 bis 20 t,
■ große Arbeitsbreite für weniger Fahrstrecke und weniger Spuren im Feld,
■ senkrechter Dosierschieber und variabler Kratzbodenvorschub.

Miststreuer Übersicht
(c) Werkbild

Variabler Reifendruck mit 30 % Zuschuss

Für Profifahrzeuge ist variabler Reifendruck sinnvoll, denn auf der Wiese und im Acker sind tiefe Spuren dieselzehrend und ertragsmindernd. Mit dem optimalen Reifendruck auf Acker und Straße konnten in der Praxis zehn Prozent weniger Dieselverbrauch und zehn Prozent weniger Kohlendioxidemissionen festgestellt werden.

Überbetrieblich genutzte Streuer mit 400 und mehr Betriebsstunden im Jahr rollen auf der Straße mit 4 bar und auf Acker und Weide mit 1 bar. Ein hydraulisch oder per Frontzapfwelle angetriebener Schraubenverdichter zur Druckluftversorgung am Schlepper und Streuer gilt als Stand aktueller Technik. Es werden Reifendruckregelanlagen an Anhängern oder Traktoren bei Landwirten mit 30 % der Kaufsumme bezuschusst. Lohnunternehmer erhalten 15 % Zuschuss.

Bei Miststreuern mit über 100 Betriebsstunden im Jahr rentiert sich variabler Reifendruck in der Regel. Mist streuen als Dienstleistung inklusive Fahrer, Schlepper und Streuer wird für 65 bis 150 €/h angeboten. Leistungsstarke Teleskoplader oder Frontlader sollten zum Dungstreuer passen, damit das Verfahren kostengünstig und somit attraktiv für Tierhalter und Auftraggeber ist.

FAZIT

Vor dem Kauf eines Miststreuers steht die Planung. Dabei sollten Sie sich Fragen beantworten, wie:

  • Welches Streugut wird verteilt?
  • Welche Menge wird ausgebracht?
  • Wie viele Einsatzstunden sind verfügbar?
  • Wie groß ist die durchschnittliche Entfernung zu den Feldern?
  • Welcher Fahrer soll mit welchem Traktor eingesetzt werden?
  • Wie groß ist die Lagerkapazität am Hof?
  • Liegen die zu düngenden Flächen in der Ebene oder am Hang?
  • Was spricht für eine Neumaschine beziehungsweise einen gebrauchten Streuer? sowie
  • Wie hoch sollen die eigenen Kosten liegen und was kostet die Dienstleistung beim Lohnunternehmer?

Prüfberichte zu Miststreuern gibt es unter hier


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