Die Umwallung der Biogasanlage samt Blitzschutz gehörte beim Bau bereits zu den Standards.

Eine Biogasanlage ist kein Selbstläufer

Eine langfristige Planung und eine der Energiewende zugewandte Politik sind essenziell, um Biogasanlagen nachhaltig nutzen zu können. So sieht man es auch bei der Agrar eG Teichel – unserem Praxispartner in Thüringen.

Von Frank Hartmann

Risiko gehöre mit dazu, gerade wenn die Liquiditätssicherung nach drei trockenen Jahren zum Alltagsgeschäft gehört, sagen Dr. Stefan Blöttner und sein Co-Vorstand Gerhard Sorge. Im Blick haben sie dabei auch die Biogasanlage der Agrar eG Teichel. „Sicher, wir verdienen Geld mit der Anlage, aber es ist nicht das eingetreten, was wir bei ihrem Bau 2013 kalkuliert haben“, sagt Sorge, der seither für die Biogasanlage verantwortlich ist.

wenige fachfirmen für Bau und Wartung von Biogasanlagen

Als die Agrargenossenschaft 2014 ihren neuen Milchviehstall samt automatischen Melkkarussell in Betrieb nahm, begann zeitgleich die 500-kW-Biogasanlage Strom einzuspeisen. Bis dahin wurden die Milchkühe auf Einstreu gehalten. „Das Konzept sah vor, dass wir mit den Einnahmen aus der Bioenergie den Kapitaldienst für die Gesamtinvestition bestreiten.“ Dies, so Sorge, gelinge nur zum Teil. „Viele haben, wie wir anfangs auch, die Vorstellung, eine Biogasanlage ist nahezu ein Selbstläufer. Dies ist aber nicht der Fall.“ Vielmehr sei es eine sehr komplexe und sensible Apparatur.

In Teichel, so Blöttner, ging der Anlagenplaner nach Inbetriebnahme in Rente, und die ausführende Baufirma für alle elektronischen Installationen meldete Insolvenz an. Baumängel und Probleme mit der Elektrotechnik/Steuerung mussten auf eigene Kosten in Ordnung gebracht werden. Es gebe nur wenige Fachfirmen, und ihre Kompetenz ist teuer.

In diesem Jahr wurden Kolben und Buchsen des Zwölfzylinder-MAN-Motors gewechselt. „Alle zwei Jahre müssen diese Verschleißteile gewechselt werden“, berichtet Sorge. Im sechsten Jahr, also in diesem, hätte normalerweise die Generalüberholung des Aggregates angestanden. „Wir haben uns aus Kostengründen dagegen entschieden und hoffen, dass wir erst 2022 den Motor tauschen müssen.“ Vorstandskollege Blöttner sagt, dass seit der Inbetriebnahme kein Jahr vergangen sei, in dem man nicht in Größenordnungen Geld in die Anlage habe stecken müssen: Motorpflege, Rührwerkwechsel, Schaltkästenprobleme oder Betonschäden sind Beispiele. „Das wären alles zu verkraftende Probleme, wenn wir nicht hätten Milchkrisen und Dürren betriebswirtschaftlich ausgleichen müssen.“

Profiteure der Energiewende sind nicht die Betreiber

Das Team ist rund um die Uhr in Bereitschaft: Gerhard Sorge (l.) und Anlagenfahrer Ronny Zuth.
Das Team ist rund um die Uhr in Bereitschaft: Gerhard Sorge (l.) und Anlagenfahrer Ronny Zuth.

Im Vorjahr konnten 3,6 Mio. kWh Strom verkauft werden. Die Wärme wird im Betriebsgelände genutzt. Weitere Wärme im nahe gelegenen Dorf abzugeben, halte man für zu riskant, so Blöttner: „Einerseits, weil uns die Erfahrung gelehrt hat, dass die Anlage zu häufig steht. Und andererseits, weil man sich damit auf Jahrzehnte festlegt.“ Gespürt habe man freilich auch die Maissilagequalität, die 2018 und 2019 unter der Trockenheit litt. Als Substrat gehört der Mais mit 8 t fest zum Mix. Neben den 30 bis 35 m3 Gülle kommen täglich noch 8 t Festmist, 1,5 t Hühnerkot und bis zu 3 t Grassilage in die Anlage.

Gleichwohl man in Teichel nur nach dem EEG 2012 vergütet wird, mussten damals neuen Anlagenregeln folgend bereits eine Umwallung gebaut, Blitzschutz und Leckageerkennung installiert werden. Sorge weiß, dass insbesondere der nunmehr für ältere Anlagen nachträglich geforderte Bau einer Umwallung enorme Kosten verursachen kann. Davon ist man verschont geblieben. Froh ist man auch, sich bei der Entschwefelung für einen Rieselbettreaktor entschieden zu haben, der ohne Probleme und mit guter Wirkung arbeitet. Senken konnte man frühzeitig die Geräuschbelastung für die nahe gelegenen Dorfbewohner. Den Rührwerksmotoren verpasste man einen Schallschutz, der seine Wirkung nicht verfehlt.

Für Blöttner und Sorge sind langfristige Planungen und eine Politik, die die Energiewende will, essenziell. Jedoch sei es für Betreiber einer Biogasanlage nicht hinnehmbar, dass die Profiteure der Energiewende nicht die Betreiber sind. Auch der Anteil, den die Genossenschaft über Photovoltaik auf den eigenen Dächern leisten will, werde durch den fehlenden Netzausbau ausgebremst. Die von der Thüringer Energie- und Green-Tech-Agentur angebotene Biogasberatung will man in Anspruch nehmen. Technisch und betriebswirtschaftlich gebe es bei ihrer Anlage Luft nach oben.