Ernte 2025 in Thüringen

Agrargenossenschaft Teichel: Überraschende Ernte-Erträge und drohendes Chaos

Der Weizen war noch nicht reif, Eric Engelmann sieht aber schon schwarze Stellen. © Wolfgang Helmbold

Regen stoppt den Drescher der Agrargenossenschaft Teichel, Pilze bedrohen den Weizen und Baustellen blockieren die Zufahrt zum Betriebsgelände. Wie unser Praxispartner in Thüringen die Ernte 2025 unter extremen Bedingungen meistert und welche Strategien er verfolgt.

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Viele Wolken ziehen am 23. Juli über das Saaletal. Der Blick von Dr. Stefan Blöttner, Vorstandsvorsitzender der Agrargenossenschaft Teichel, geht abwechselnd zum Himmel und zum Wetterradar auf dem Smartphone. Eigentlich sollte an diesem Tag Wintergerste gedroschen werden, aber die 30 mm Niederschlag an den Tagen zuvor haben die Ernte-Arbeiten beim Praxispartner in Thüringen gestoppt.

Ackerbauvorstand Eric Engelmann misst noch einmal den Feuch­tigkeitsgehalt in den Proben von zwei Wintergerstenschlägen: 15,8 %. Ein kurzes Gespräch zwischen Blöttner und Engelmann, und es ist entschieden: „Wir gehen erst mal in den Raps.“ Sofort wird Mitarbeiter David Witzmann verständigt, der den Mähdrescher dafür umbaut. „Jetzt kommt es auf jede Stunde an“, sagt Witzmann. Einige Hektar kommen an diesem und am Folgetag noch zusammen. Allerdings brachte die nächste Regenfront am 25. und 27. Juli Juli fast 50 mm neuen Niederschlag.

David Witzmann macht den Drescher klar.
David Witzmann macht den Drescher klar. © Wolfgang Helmbold

Wintergersten-Ernte 2025: Erste Bilanz vom Praxispartner in Thüringen

Am 11. Juli starteten die Drescharbeiten. Die Hälfte der 140 ha Wintergerste sind geerntet; mit dem Ertrag von durchschnittlich 75 dt/ha ist Blöttner durchaus zufrieden. Auch die Qualität bei einem HL-Gewicht von 65 kg sei in Ordnung. In den Getreidesilos des Betriebes können einzelne Chargen des Erntegutes noch getrocknet werden, bevor es zum Verkauf an den Landhandel geht. Zügig sollten jetzt die Wintergerstenschläge geräumt werden, weil sie für die Rapsaussaat benötigt werden. Die ersten abgeernteten Flächen wurden bereits bearbeitet; der Lohnunternehmer bringt darauf Stallmist aus.

Pilzbefall und kurzes Stroh: Herausforderungen der Ernte 2025 in Thüringen

Der Weizen hat noch nicht die Erntereife erreicht, obwohl er stellenweise bereits schwarz wird. Besonders während der Kornfüllphase haben die Pflanzen stark gelitten. Dem trockenen Frühjahr, das den Beständen stark zugesetzt hatte, folgten die heftigen Niederschläge in den vergangenen Tagen. Dieser Witterungsverlauf begünstigte das Pilzwachstum und lässt die Hoffnungen auf hohe Qualitäten sinken. Die Genossenschaft rechnet mit einem Ertrag zwischen 60 und 70 dt/ha. Die Wetteraussichten für die 31. Kalenderwoche vor Augen, müssten Engelmann zufolge die Wintergerste und Erbsen längst vom Halm sein.

Auch auf das Strohwachstum hat sich die Frühjahrstrockenheit ausgewirkt. Das Stroh sei zwar kurz, aber es reiche aus, um die Tierbestände zu versorgen, meint der Ackerbauvorstand. Ein Teil könne sogar noch gehäckselt und eingearbeitet werden. Bei der Strohbergung sei man jetzt dazu übergegangen, das Stroh bereits mit der Presse zu zerkleinern. In den Jahren davor wurde das Stroh für die Versorgung der Rinder mit einer mobilen Mahlanlage gemahlen, was viel Staub und auch zusätzliche Kosten verursachte. Für den ­effektiven Transport der Strohballen, bei dem ab jetzt keine zusätzliche Ladungssicherung notwendig ist, wurde ein Pronar T028KM angeschafft. Die Transportarbeit geht zügiger voran; das Sichern mit Spanngurten entfällt. Für die Versorgung des Milchviehs und der Mutterkühe wird der Betrieb fast 2.000 Ballen einlagern.

Einzelkornablage im Raps: Erfolgreicher Versuch verspricht mehr Ertrag

Die Rapsbestände zeigen sich sehr unterschiedlich. Das Wetter im vergangenen Herbst führte dazu, dass der Raps schlecht aufgegangen ist. Das sieht man auch heute den Flächen noch an. Die Erträge werden voraussichtlich nicht den Erwartungen entsprechen. Ein gelungener Versuch war es, einen Teil der Flächen als Einzelkornablage zu drillen. Das hat sich durchaus gelohnt. In 45er-Reihen gedrillt, ist ein höherer Ertrag zu erwarten als bei den anderen Schlägen.

Pflügen auf dem abgeernteten Schlag, der mit Raps bestellt wird.
Pflügen auf dem abgeernteten Schlag, der mit Raps bestellt wird. © Wolfgang Helmbold

Schwarzhafer-Anbau: Hoffnung auf bessere Preise im Ackerbau

Auf Anraten des Landhandels baute man neben Gelbhafer erstmals Schwarzhafer an. Eric Engelmann hat ein Lächeln auf den Lippen, wenn er den Bestand betrachtet. Der Hafer sieht gesund aus, es gebe keine Überlappungen, der Besatz ist gering, und ein ansprechender Ertrag sei bei etwas höherem Preis zu erwarten. „Das ist wichtig, da sich insgesamt die Preise im Keller befinden“, konstatiert Engelmann. Niedrige Preise würden zurzeit nicht nur für Wintergerste und Weizen gezahlt. Auch der Verkauf von Sommerbraugerste verspreche keine erfreulichen Erlöse. Der Markt sei gesättigt, und der Landhandel kaufe aktuell die Brauware nur als Futtergetreide auf. Wenn die Qualität stimme, nehme eine Mälzerei eventuell noch einen Teil als Braugerste ab, hofft Engelmann.

Erstmals wächst in dieser Saison Schwarzhafer, hier im Vergleich mit dem gelben.
Erstmals wächst in dieser Saison Schwarzhafer, hier im Vergleich mit dem gelben. © Wolfgang Helmbold

Zweitfruchtmais im Vorteil: Höhere Erträge erwartet

Starke Unterschiede zeigen die mit Mais (240er- Reifezahl) bestellten Flächen. Von Februar bis April gab es kaum Niederschlag. Die Maispflanzen auf diesen Flächen haben bereits mit dem Fahnenschieben begonnen, sodass kein weiterer Zuwachs zu erwarten ist. Anders sieht es bei dem im Mai gedrillten Mais aus. Er ist zwar im Moment noch niedriger als der erstgedrillte, aber Engelmann erwartet, dass die Pflanzen noch zwei Blätter bis zum Fahnenschieben bringen. Damit würde der Zweitfruchtmais 2025 bessere Ernte-Erträge liefern als der Hauptfruchtmais des Praxispartners in Thüringen.

Straßenbau-Chaos zur Ernte: Agrargenossenschaft Teichel vor großen Problemen

Ein Problem erschwert die Arbeit in Teichröda gegenwärtig zusätzlich. Genau zur Erntezeit werden rund um den Sitz des Unternehmens umfangreiche Straßenbauarbeiten ausgeführt. Sämtliche Zufahrten zum Betriebsgelände sind unpassierbar. In der Bauberatung wies Blöttner zwar das Landesamt für Bau und Verkehr, das Auftraggeber der Maßnahmen ist, darauf hin, dass eine Ver- und Entsorgung gewährleistet werden müsse. Das Landesamt bot als Ausweg lediglich eine Überfahrt über eine Brücke an: Die ist allerdings bereits abgerissen.

Eine Baumaßnahme verschließt für vier Wochen die Straße zum Betriebssitz. Nur über einen schmalen Feldweg kommt so etwa noch das Milchauto zum Stall.
Eine Baumaßnahme verschließt für vier Wochen die Straße zum Betriebssitz. Nur über einen schmalen Feldweg kommt so etwa noch das Milchauto zum Stall. © Wolfgang Helmbold

Nur über einen schmalen, unzureichend ausgebauten Feldweg ist das Betriebsgelände noch zu erreichen. Milchtransporte, Erntetransporte, Entsorgungsfahrzeuge usw. müssen nun vier Wochen lang hoffen, dass sie keinem anderen Großfahrzeug auf diesem Weg begegnen, denn ein Ausweichen ist nicht möglich. Die Agrargenossenschaft bemüht sich jetzt, mit den beauftragten Baufirmen temporäre Lösungen zu finden.

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