Eine Charolais-Mutterkuhherde der Agrar eG Teichel. (c) Frank Hartmann

Agrargenossenschaft Teichel: Eine Extraportion Hafer

Bei unserem Praxispartner in Thüringen hat das Grünland sehr unter der Trockenheit des Sommers gelitten. Eine Mutterkuhherde der Agrargenossenschaft Teichel weidet jetzt im Hafer statt auf Grünland.

Von Frank Hartmann

In Sichtweite der Stallanlagen in Teichröda steht eine 30-köpfige Färsenherde im Hafer. Der war gedrillt worden, nachdem auf dieser Fläche frostgeschädigte Wintergerste gehäckselt worden war. Der Agrar eG Teichel und ihren Charolais hilft der Hafer zu wirtschaften. Schien sich im Juli nach einigen Niederschlägen die Futtersituation noch zu entspannen, machte der trockene August diese Hoffnung wieder zunichte. Der Grünlandaufwuchs ist dürftig.

Agrar eG Teichel: 13 Herden haben weidegang

Für den Manager der Charolaisherden, Jens Schmidt, bedeutet dies anhaltend viel Arbeit. 13 Herden sind draußen. Angesichts des dünnen Aufwuchses müssen er, seine zwei Kollegen und Lehrling Louis sich sputen, damit sie beim immer kürzeren Weidewechsel mit dem Einzäunen hinterherkommen. Gerade auf den nicht mechanisierbaren, steilen Flächen bedeutet dies Knochenarbeit. Daneben müssen die Wasserwagen und die Futterautomaten umgesetzt werden. Die Kälber bekommen während der Weidesaison stets ihre Ration Getreide, das die Agrar eG Teichel selbst quetscht.


Ein Haferschlag der Agrar eG Teichel, der zur Futtergewinnung dient.

Ein Haferschlag der Agrar eG Teichel, der zur Futtergewinnung dient. (c) Frank Hartmann

(c) Frank Hartmann

Im August hat Louis seine Ausbildung in Teichröda begonnen. Zurzeit unterstützt er das Mutterkuhteam beim Einzäunen der Weideflächen, wie diesen nachgesäten Haferschlag.

Im August hat Louis seine Ausbildung in Teichröda begonnen. Zurzeit unterstützt er das Mutterkuhteam beim Einzäunen der Weideflächen, wie diesen nachgesäten Haferschlag. (c) Frank Hartmann

Eine Mutterukherde der Agrar eG Teichel auf einer Haferweide.

Eine Mutterukherde der Agrar eG Teichel. (c) Frank Hartmann


Auf die Trockenheit in den Jahren 2018 und 2019 reagierte der Betrieb mit dem Abbau seines Charolaisbestandes von 300 auf 250 Tiere. Und obwohl es weniger Tiere sind, erhöhte sich in den Trockenjahren wie beschrieben der Arbeitsaufwand. Das Mutterkuhteam bekam eine zusätzlich dritte Kraft. Vorstandschef Dr. Stefan Blöttner fasst es so zusammen: Weniger Ertrag bei höheren Kosten.



Wo es passt „stoppeln“ die CharoLais

Bereits vor zwei Wochen wurde begonnen, erste Maisflächen zu häckseln. Angesichts lichter Silos könne man nur so den Anschluss an die Herbstsaison herstellen, begründet dies Blöttner. Selbst von den gehäckselten Maisflächen haben aber die Charolais noch etwas: Wo es passt, lässt Herdenmanager Schmidt die Rinder „stoppeln“. Dies praktiziert der Betrieb im Übrigen auch, wenn Wildschweine im Mais gewesen sind. Somit können eventuell auf dem Boden liegende Kolben verwertet und gleichzeitig die Wildschäden beseitigt werden. Wie in jedem Jahr werden die Herden sukzessive auf Weidegründe in Richtung ihres Winterquartiers getrieben. Ende September kommen die ersten Tiere in den Stall. Die allesamt Para-TBC-freien Herdbuchkühe kalben ausschließlich im Stall ab. Die letzten Tiere erreichen, wenn möglich, ihr Quartier erst im Dezember.



Gleichwohl man die Qualität der Charolais nicht verstecken muss, lief schon das Zuchtgeschäft 2019 nur mäßig. Dies betraf sowohl Bullen als auch weibliche Zuchttiere. Spürbar bremste in diesem Jahr Corona. Eine stabile Abnahme garantiert da noch die Direktvermarktung des Betriebes, die zwei bis drei Rinder im Monat veredelt.