Ein Top-Ergebnis brachten die Lammungen aus Reinzucht. (c) Birgit Kurze

LVG Köllitsch: Ein Ablammergebnis wie lange nicht mehr

Das Lehr- und Versuchgut Köllitsch hatte ein überdurchschnittlich gutes Ablammergebnis. Der nächste Schritt ist die Lammbonitur und dann bleibt noch zu hoffen, dass die Bockauktion nicht digital stattfinden muss.

Von Karsten Bär

Ein solches Resultat gibt es nicht alle Tage: Das Ablammergebnis von 183,9 Prozent bei den Lammungen aus Reinzucht übertrifft die Erwartungen im Lehr- und Versuchsgut (LVG) Köllitsch deutlich. „Ein Ergebnis über 180 hatten wir seit zehn Jahren nicht“, freut sich Birgit Kurze, Bereichsleiterin Schafe und Schweine im LVG. Das gute Abschneiden hatte sich bereits früh angedeutet (Bauernzeitung 6/2021, S. 5/6).

Nach Ablammsaison kommt Lammbonitur

Aus der ersten Anpaarungsrunde im Spätsommer gab es im Zeitraum von Ende Dezember bis 20. Februar exakt 174 Lammungen. Das erfreuliche Ablammergebnis geht dabei vor allem auf die Merinofleischschafe (MFS) zurück, die 190,7 Prozent erreichen. Bei den Schwarzköpfigen Fleischschafen (SKF), die gewöhnlich nicht ganz die hohe Fruchtbarkeit der Merinos zeigen, beträgt das Ergebnis 173,75 Prozent. Für beide Rassen ist es diesmal ein außergewöhnlich guter Abschluss.

BA-Student Pierre Scharnau schnupperte im LVG Praxisluft.
BA-Student Pierre Scharnau schnupperte im Lehr- und Versuchsgut Köllitsch Praxisluft. (c) Karsten Bär

Insgesamt waren im LVG im vergangenen Spätsommer und Herbst 211 Mutterschafe in der Anpaarung. Bisher haben rund 185 Muttern gelammt. Noch bis in den Mai hinein wird in Köllitsch Schafsnachwuchs erwartet. Es sind die letzten Kreuzungslämmer aus der zweiten Deckzeit, die für die Mast vorgesehen sind.

Der Ablammsaison folgt schon bald die erste Lammbonitur, die in Zusammenarbeit mit dem Sächsischen Schaf- und Ziegenzuchtverband (SSZV) im April durchgeführt werden soll. Dann wird das erste Mal vorsortiert, welche Tiere für die Zucht infrage kommen und welche in die Mast gehen. Im Juni wird dann das zweite Mal bonitiert.

Bockauktion hoffentlich nicht digital

Fototermin mit den Jungböcken für die MFS-Elite und die Bockauktion.
Fototermin mit den Jungböcken für die MFS-Elite und die Bockauktion. (c) Birgit Kurze

Bereits ausgesucht sind die Jungböcke aus dem vorigen Jahr, die am 19. und 20. Mai bei der Merinofleischschaf-Elite und der Mitteldeutschen Bockauktion im nordsächsischen Kölsa ihren Auftritt haben werden. Sie sind am 18. Januar auf dem Hof gekört worden – „mit besten Ergebnissen“, so Birgit Kurze. Jeweils drei MFS- und SKF-Böcke, alle im Januar 2020 geboren, stehen für das Ereignis bereit. Die Veranstaltung unter Federführung des SSZV, an der sich wieder Schafzuchtverbände aus mehreren Bundesländern beteiligen, soll dieses Mal unter freiem Himmel stattfinden, weshalb die Organisatoren guter Dinge sind, dass sie auch tatsächlich stattfinden wird. Sicherheitshalber wurden die Jungböcke vergangene Woche trotzdem von Dr. Regina Walther vom SSZV-Vorstand fotografiert – falls wider Erwarten doch nur eine Internetauktion möglich sein sollte.

Beim „Fototermin“ der Böcke kam auch ein Neuling im Lehr- und Versuchsgut Köllitsch zum Einsatz. Seit Anfang März schnuppert der 41-jährige Agrarmanagement-Student Pierre Scharnau für einen Monat Praxisluft in Köllitsch. Eigentlich für die Arbeit im Schweinestall eingeteilt, griff er mit zu, als bei den Schafen Hilfe gebraucht wurde. Wobei es zusätzlich auch etwas zu lernen gab: Regina Walther vom SSZV gab gleich eine Unterweisung in Schafbeurteilung. „Ich lerne gern etwas dazu“, sagt er.

Praxisarbeit und theoretisches wissen

Die Landwirtschaft ist Pierre Scharnau alles andere als fremd. Der Vogtländer arbeitete zwar mehrere Jahre im Rettungsdienst, hat aber zuvor in der Landwirtschaft gelernt und seit 2013 sogar den Meisterbrief in der Tasche. Auf dem Hof eines Freundes hat er über die Jahre immer mal wieder ausgeholfen und so trotz anderer beruflicher Ausrichtung das landwirtschaftliche Handwerk nicht verlernt. „Ich habe mich mal links und rechts der Branche umgesehen“, erzählt er. „Aber dann hat es mich doch wieder zu dem zurückgeführt, wofür das Herz schlägt.“

Landwirtschaft sei eben eine Leidenschaft, meint Pierre Scharnau – auch wenn ihn diese Leidenschaft zuletzt nicht in einen Betrieb, sondern in die Landwirtschaftsverwaltung führte: Er war bei der Informations- und Servicestelle Plauen des LfULG in der Sichtprüfung für Flächenanträge tätig. Im LfULG absolviert er nun auch den Praxisanteil seines vorigen Oktober begonnenen dualen Studiums, wobei das LVG Köllitsch – und damit die landwirtschaftliche Praxis – nur eine Station ist. Verschiedene Verwaltungsbereiche, das Versuchswesen und die Stabsstelle Digitalisierung wird der Student ebenfalls noch kennenlernen.

Da er familiär ungebunden ist, fällt es ihm leichter, an verschiedenen Standorten in Sachsen eingesetzt zu werden. Auch wenn das Herz durchaus am Vogtland hängt. „Das ist halt meine Heimat“, sagt er. Zwischen den Ausbildungsteilen in der Praxis gibt es immer wieder längere Zeiträume, in denen er an der Berufsakademie Dresden in Vorlesungen und Seminaren theoretisches Wissen erwirbt. Und dies, wie er hofft, bald auch wieder in Präsenzveranstaltungen.

Dass das LfULG als Praxisbetrieb für sein duales Studium bereitstand, ist eine Ausnahme. Möglich wurde dies, weil Pierre Scharnau das Studium als Fortbildungsmaßnahme eines Versicherungsträgers absolviert. Im Landesamt sieht er aufgrund der Vielseitigkeit indes einen gut geeigneten Praxispartner für das duale Agrarmanagementstudium, wie es die BA Dresden anbietet. Und es könnte, wie er findet, das Potenzial für die Ausbildung von Fach- und Führungskräften auch auf dieser Ebene häufiger ausspielen.