Die Rapsernte war Anfang der Woche noch im Gange. Nach dem Drusch ging es auf den Flächen sofort weiter. (c) Karsten Bär

Lehr- und Versuchsgut Köllitsch: Megastolz auf den Azubi-Erfolg

Das Ergebnis im Bundesentscheid des Berufswettbewerbs der Landjugend sorgt mit zwei Titeln für Begeisterung im LVG Köllitsch. Parallel läuft seit Ende Juni die Ernte. Sehr gute Erträge bringen Wintergerste und Winterhafer. Das überrascht auch angesichts extensiver Bestandsführung und eingeschränkter Düngung im roten Gebiet.

Von Karsten Bär

Zwei Plätze auf dem Siegerpodest für Azubis aus dem Betrieb: Das Ergebnis im Bundesentscheid des Berufswettbewerbs der Landjugend hat im Lehr- und Versuchsgut (LVG) Köllitsch für Begeisterung gesorgt. „Wir sind megastolz“, freut sich Betriebsleiter Ondrej Kunze. „Gleich zwei Lehrlinge eines Betriebes auf dem Treppchen – ich weiß nicht, ob es das überhaupt schon mal gegeben hat.“

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Bundesentscheid in Echem

In der Kategorie Tierwirtschaft konnten Emma Klara Rotermann und Jessica Unger beim Bundesentscheid in Echem den ersten und dritten Platz holen. Die beiden haben damit gewissermaßen die Kür vor der Pflicht erfüllt: Denn nach dem Wettbewerbsfinale standen ihre Facharbeiterprüfungen an.

Während Siegerin Emma Klara, die eine gebürtige Mecklenburgerin ist, Tierwirtin in der Fachrichtung Rinderhaltung lernte, hat sich Jessica, die aus dem Erzgebirge stammt, in Köllitsch zur Tierwirtin in der Fachrichtung Schafhaltung ausbilden lassen. Da sie die Berufsschule in Halle/Saale besucht und dort im Berufswettbewerb antrat, startete die junge Schäferin für Sachsen-Anhalt. Nach dem erfolgreichen Abschluss der Ausbildung ist Jessica jetzt zunächst für ein Jahr vom LVG übernommen worden und arbeitet im Schafstall.

Emma Klara wird zurück nach Mecklenburg gehen. „Es ist toll, solche jungen Leute beruflich aufwachsen zu sehen“, zeigt sich Betriebsleiter Kunze von ihrer Entwicklung beeindruckt. Während die beiden jungen Frauen jetzt die Früchte ihrer Ausbildung ernten konnten, stehen auch in Köllitsch alle Zeichen auf Ernte.

Berufswettbewerb 2023 erster Platz bei Tierwirten: Emma Klara Rotermann
Starke Leistung: Emma Klara Rotermann holte im Bundesentscheid des Berufswettbewerbs den ersten Platz bei den Tierwirten. (c) Karsten Bär
Berufswettbewerb 2023: Dritter Platz Jessica Unger
Schäferin Jessica Unger wurde Dritte. (c) Karsten Bär

Ernte in Köllitsch: Wintergerste für Fütterung und Vermarktung

Am 29. Juni startete der Drescher „eine kleine Generalprobe“, wie es Feldbauleiter Nico Wolf ausdrückt. Die ersten 10 ha Wintergerste wurde gedroschen, danach war erst einmal wieder Pause. „Die Körner waren trocken, das Stroh noch feucht“, erklärt er. Doch die Unterbrechung sei eigentlich willkommen gewesen.

„Man kann schön abschätzen, ob die Technik funktioniert“, so der Feldbauleiter. Damit meint er speziell die Einlagerungstechnik. „Die wird zwar gewartet, aber steht letztlich doch ein ganzes Jahr still. Da ist es beruhigend, wenn die ersten 90 Tonnen reibungslos durchgegangen sind.“

Inzwischen ist die Wintergerste komplett gedroschen und eine Erntemenge von rund 550 t eingelagert. Sie geht in die Fütterung des Betriebes. Weitere 300 t sind für die Vermarktung vorgesehen. „Wir hatten sehr gute Erträge bei der Gerste“, so Nico Wolf. Auf den einzelnen Schlägen wurden zwischen 64 und 86 dt/ha geerntet. Im Durchschnitt liegt man bei 80,89 dt/ha. Und dies, obwohl die Getreidebestände in Köllitsch sehr extensiv geführt werden. Die Wintergerste bekam lediglich eine Herbizidbehandlung; auf Fungizide, Insektizide und Halmstabilisatoren wurde komplett verzichtet.

„Wir sind stolz drauf, dass das so gut funktioniert“, meint der Feldbauleiter und erklärt: „Die erste Pflanzenschutzmaßnahme ist immer eine vernünftige Bodenbearbeitung.“ Eine ausgedehnte Fruchtfolge und Anbaupausen sind weitere Maßnahmen, die Pflanzenschutzmittel sparen. „Das ist alles im Prinzip nichts Neues.“

Rapsernte in Köllitsch
Die Rapsernte war Anfang der Woche noch im Gange. Nach dem Drusch ging es auf den Flächen sofort weiter. (c) Karsten Bär

LVG Köllitsch: Düngung im roten Gebiet

Bedingt durch die Lage im roten Gebiet ist auch die Düngung sehr extensiv. Zwischen 85 und 115 kg N/ha erhielt die Wintergerste – und überzeugte trotzdem mit gutem Ertrag und guten Hektolitergewichten. Neben dem Kornertrag hat die Wintergerste auch Erkenntnisse geliefert: Im Rahmen der Meisterarbeit von Feldbaumitarbeiterin Josefin Meißner sind auf einem Gestenschlag verschiedene Düngungsvarianten gefahren worden, die Aufschluss geben sollen, ob Wintergerste ausschließlich organisch gedüngt werden kann (Bauernzeitung 24/2023, S. 6/7).

Aktuell wertet die junge Frau die Ergebnisse aus. Und nicht zuletzt gibt auch die schon traditionell angelegte Sortendemonstration mit zehn Wintergerstensorten auf 1 bis 1,5 ha großen Parzellen ohne Vorgewende und Randbereiche interessante Aufschlüsse, welche Sorten unter den regionalen Bedingungen besonders anbauwürdig sind. Einige Sorten brachten hier über 100 dt/ha, eine sogar mehr als 110 dt/ha.

Winterhafer und Winterraps

Wie die Wintergerste überraschte auch der Winterhafer mit hohem Ertrag. Trotz sehr extensiver Führung mit einer Düngung von nur 30 kg N brachte er stolze 66 dt/ha in guter Qualität. Die Ernte des Winterrapses dauerte Anfang der Woche noch an. Die ersten Ergebnisse waren mit knapp 30 dt/ha vergleichsweise gut. Wobei auch hier die beschränkte Düngung dem Ertrag Grenzen setzt. 71 kg N, verteilt auf zwei Gaben, erhielt die Kultur. „Mehr geht nach Düngeverordnung nicht“, sagt Nico Wolf.

Parallel zum Rapsdrusch wurde das Grünland zum zweiten Mal gemäht und Heu gemacht. Auf manchen Flächen blieb es trockenheitsbedingt eher ein Pflegeschnitt, doch insgesamt ist der Aufwuchs akzeptabel. Gut versorgt ist der Betrieb darüber hinaus auch jetzt mit Stroh. Mehrere Hundert Quaderballen werden als Einstreu für die Tierhaltung gebraucht.

Dank einer neuen Quaderpresse, die gut mit dem Stapelwagen harmoniert, funktionierte die Strohbergung tadellos. Der hohe Aufwand, den diese Arbeit verursacht, wird dank eines eingespielten Systems gut bewältigt. Inzwischen ist auch der Stoppelsturz erfolgt, wobei eine neue Scheibenegge mit 7 m Arbeitsbreite zum Einsatz kam.

Grünland in Köllitsch
Heu gemacht wurde parallel zur Rapsernte auf dem Grünland. Der Aufwuchs ist im Großen und Ganzen akzeptabel. (c) Karsten Bär

Vorschau auf den Feldtag in Köllitsch

Um Stoppelsturz und anschließende Zwischenfruchtaussaat wird es am 1. August bei einem Feldtag in Köllitsch gehen. Dabei werden Maschinen verschiedener Hersteller vorgeführt, die ein breites Einsatzspektrum vom klassischen Stoppelsturz über den Stoppelsturz, kombiniert mit der Aussaat bis hin zur Direktsaat von Zwischenfrüchten aufzeigen. Auch Kurzentschlossene seien herzlich willkommen, betont Betriebsleiter Ondrej Kunze.

Vorbereitet wird für den Feldtag auch eine Parzelle mit Vordruschsaat: In Winterweizen werden vor der Ernte mit einem pneumatischen Saatgutverteiler Zwischenfrüchte gesät, und das Getreide wird danach gedroschen. Die in den verschiedenen Verfahren ausgesäten Zwischenfruchtbestände werden im Herbst bonitiert und beurteilt. Die Auswertung wird online veröffentlicht.

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