Bevor die Fleischrinder ins Winterquartier gehen, wird jedes Tier untersucht – und wenn nötig auch eine zugewachsene Ohrmarke freigeschnitten.

Fleischrinder sind jetzt im Winterquartier

Weideabtrieb auf dem LVG Köllitsch: Wie jedes Jahr beinhaltet das auch die gängigen Routineuntersuchungen, notwendigen Impfungen und die Klauenpflege. Insgesamt drei Herden sind ins Winterquartier umgezogen.

Von Karsten Bär

Wenn es nur nach dem Futterangebot auf den Weideflächen gegangenen wäre – die Weidesaison hätte auch noch ein paar Tage länger dauern können. Doch dies ist nun einmal nicht das einzige Kriterium. Bis Mitte dieser Woche dauerte die Frist, innerhalb derer das Lehr- und Versuchsgut Köllitsch (LVG Köllitsch) für seine Fleischrinder eine BHV-1-Untersuchung beim Veterinäramt nachweisen musste. Also hieß es am vorigen Wochenende: Weideabtrieb ins Winterquartier! Dabei ging, wie immer zu diesem Anlass, jedes einzelne Tier durch den Fangstand, auf die Waage und durch die Hände des Tierarztes.

Rinder von drei Weiden geholt

Rind im Fangstand
Jedes Tier wird einzeln in Augenschein genommen.

Rund 90 Mutterkühe der Rassen Angus, Fleckvieh und Limousin hält das LVG Köllitsch. Sie sind aufgeteilt auf drei Herden, die während der Saison auf den Weiden im Elbvorland grasen. Erstmals wurden in diesem Jahr nicht nur die Limousin- und die Fleckviehherde per Viehtransporter an den Sammelpunkt im Tierhaltungsbereich geholt. Auch die Angusrinder, die auf der Weide „Altes Elbbett“ hinter dem Stallkomplex stehen, kamen per Laster. Da ihr Weg von keiner öffentlichen Straße gekreuzt wird, wurden die Rinder in den Vorjahren von dort herangetrieben. Weil in diesem Jahr zwischen Stall und Weide ein neuer Elbdeich durch die Landestalsperrenverwaltung gebaut worden ist und diese Arbeiten noch nicht abgeschlossen sind, entschied man sich nunmehr zum Abtransport der Tiere mit dem Lkw.

Fleischrinder auf der Weide.
Fast acht Monate verbrachten die Fleischrinder des LVG auf den Weiden.

Von Montag bis Mittwoch – pro Rasse jeweils einen Tag – fanden die Untersuchungen und Wiegungen der Tiere statt. Sie erhielten einen Aufguss gegen Endo- und Ektoparasiten, die Ohrmarken wurden freigeschnitten, ein Klauenschnitt durchgeführt. Die weiblichen Tiere wurden auf Trächtigkeit untersucht und erhielten eine Mutterschutz- und eine RotavacImpfung gegen Kälberdurchfall. Alle Absetzer wurden gewogen, unter den männlichen Absetzern eine Auswahl für die Körungen getroffen. Bis Anfang Dezember soll feststehen, mit welchen Jungbullen das LVG sich an der Sächsischen Bullenauktion der Masterrind in Meißen beteiligt. Ziel ist, von jeder der drei Rassen einen Vertreter zu der Auktion zu entsenden.

Bullenauktion schon im Blick

Je nachdem, wie das Aufkommen an guten Jungbullen in Sachsen ist, könnte es in einer der Rassen auch ein Vererber mehr sein, der aus Köllitsch zu Körung und Auktion fährt. Diese wird, wie schon jetzt feststeht, aufgrund der Corona-Pandemie anders als sonst organisiert werden und mit deutlich weniger Publikum in der Vermarktungshalle in Meißen stattfinden. Die Bullen werden auch online begutachtet werden können. Noch unter den alten Umständen mit hunderten Besuchern aus verschiedenen Bundesländern und dem europäischen Ausland hatte das LVG im vorigen Februar in Meißen einen Triumph einfahren können: Michael Kuhn, Fleischrind-Verantwortlicher im LVG, durfte den Angusbullen Gerry als Grand Champion der Schau durch den Ring führen. „Viel mehr fand in diesem Jahr an Zuchtschauen leider nicht statt“, bedauert er.

Fleckvieh vor dem Verladen.
Fleckvieh beim Abtransport von der Weide.

Zur Körung werden indes mehr als nur die Bullen für die Auktion in Meißen ausgewählt. Wie auch in anderen Jahren verkauft das LVG Vererber an interessierte Züchter ab Hof. Gleiches gilt für weibliche Tiere, die von Züchtern oder Gebrauchshaltern erworben werden. Ein großer Teil der Nachzucht wird allerdings für den Bestandserhalt eingesetzt.

Für den bislang sehr gestreckten Zeitraum der Abkalbungen streben Michael Kuhn und der Bereichsleiter Rinder im LVG, Rüdiger Naumann, eine Straffung an. Gewöhnlich kommen die ersten Kälber im Januar, die Hauptzeit liegt jedoch im April. Dann sind die Tiere bereits wieder draußen, denn das LVG praktiziert im Rahmen eines Weideprojektes des Sächsischen Landesamtes für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie die bereits Mitte März beginnende Vorweide, unter anderem um Problempflanzen im Grünlandbestand besser im Zaum zu halten. Auf der Weide ist jedoch die Abkalbe-Überwachung weniger einfach. Man versuche deshalb, die Abkalbungen möglichst auf die Zeit im Winterquartier zu verlegen – was jedoch nicht so leicht zu realisieren ist.

Nach dem Abtrieb und den damit verbundenen Behandlungen sind die Fleischrinder jetzt auf ihre Quartiere im Tierhaltungskomplex des LVG sowie am Silo in der Nähe des Nachbarortes Packisch aufgeteilt worden. Bis die ersten Kalbungen im neuen Jahr beginnen, kehrt nun erst einmal wieder Ruhe ein.