Jörg Schröter hält das Waliser Schwarzvieh seit zehn Jahren. (c) Detlef Finger

Welsh Black-Rinder zur Biotop-Pflege

Der Landwirtschaftsbetrieb Schröter in Tilleda hält neben seinen Holstein-Milchkühen Welsh Black-Rinder. Die robusten Fleischrinder werden auf dem Betrieb extensiv für die Landschaftspflege gehalten.

Von Detlef Finger

Das Milchvieh und der Marktfruchtbau sind die Hauptstandbeine des Landwirtschaftsbetriebes Schröter in Tilleda. Seit zehn Jahren züchtet die Familie auch Fleischrinder der Rasse Welsh Black. Die kleine Herde der robusten „Blackies“, wie Betriebsleiter Jörg Schröter sie nennt, umfasst rund 20 Mutterkühe samt Nachzucht. Die Südharzer sind eine von landesweit nur drei Herdbuchzuchten, die sich dem Waliser Schwarzvieh widmen. Der Betrieb ist im Rinderzuchtverband Sachsen-Anhalt eG (RSA) organisiert und Mitglied im Verband Deutscher Welsh Black Züchter und Halter e. V. (VDWB).

extensive Rinderhaltung

Die ersten Tiere wurden 2010 bei Züchter Reinhardt Müller in Halle erworben. Damals konnten die Schröters von der BVVG gut 20 ha Weideland kaufen. Das Los aus zahlreichen Splitterflächen umfasste neben Dauergrünland, dem das vordergründige Interesse galt, einige Streuobstwiesen. Die schützenswerten Biotope mit alten Apfel-, Birnen-, Süßkirsch- und vereinzelt auch Zwetschgenbäumen waren seinerzeit völlig verbuscht und in einem beklagenswerten Zustand. „Beim Überlegen, wie wir sie effektiv nutzen können, kam uns die Idee, extensive Fleischrinder zu halten“, blickt Jörg Schröter heute auf die Anfänge zurück.

Die robusten Fleischrinder der Rasse Welsh Black sind auch im Winter auf den Weiden.
Die robusten Fleischrinder der Rasse Welsh Black sind auch im Winter auf den Weiden.

Die Wahl fiel schließlich auf Welsh Black. Die Rasse zeichnet sich durch ihren gutmütigen Charakter aus, eignet sich für die extensive Freilandhaltung und weist zudem gute Tageszunahmen auf. Anfangs wurde besamt, später ein erster Herdenbulle aus Mecklenburg-Vorpommern zugekauft. Der zweite Zuchtstier kam aus Niedersachsen. Merlin, so heißt er, tut aktuell noch „Dienst“ im Tilledaer Mutterkuhbestand. Der nächste Vererber soll aus eigener Zucht kommen. Dazu wurden zwei Kühe künstlich besamt, die jetzt als Gruppe separat gehalten werden. Ab und zu wird zugekauftes Sperma außerdem eingesetzt, um frisches Blut in die Herde zu bringen oder andere Blutlinien zu ziehen, um damit der Inzucht zu begegnen. Die Mutterkühe sind in Tilleda aufgeteilt in zwei Herden, die unterschiedlich kalben: Die eine im April/Mai, die andere im Juni/Juli. Die weiblichen und männlichen Absetzer stehen getrennt voneinander auf zwei Koppeln.

regional erzeugtes rindfleisch

Seit Jahren werden alle männlichen Absetzer und die weiblichen Tiere, die nicht zur Remontierung gebraucht werden, an die örtliche Fleischerei Makrinius vermarktet. Diese schlachtet und zerlegt die Rinder selbst. Was einst probeweise begann, hat sich längst zur verlässlichen Geschäftsbeziehung entwickelt, die beiden Seiten Vorteile bringt. Der Landwirtschaftsbetrieb erhält vom Fleischer für die naturnah aufgezogenen Rinder einen Obolus auf die jeweils aktuellen Marktnotierungen. Die Metzgerei wiederum kann die steigende Nachfrage ihrer Kunden nach regional erzeugtem Rindfleisch in bester Qualität bedienen. „Beim Verkauf an einen Viehhändler müsste ich sogar Preisabschläge hinnehmen, weil die extensiv gehaltenen Bullen bis zur Schlachtreife mehr als zwei Jahre brauchen und dann schon als Altbullen deklariert werden“, sagt Schröter kopfschüttelnd. Etwa 350–400 kg Schlachtgewicht bringen die Tiere an den Haken, die Lebendmasse beträgt in etwa das Doppelte, rund 700–750 kg.

Auf dem Dauergrünland gewinnt der Betrieb in erster Linie Silage und Heu für das Milchvieh. Futtergrundlage für die Fleischrinder sind die Streuobstwiesen und andere extensiv bewirtschaftete Weiden an mehreren Standorten. Die Koppeln sind fest eingezäunt, je nach Futteraufwuchs wird umgetrieben. Die genügsamen Rinder erhalten ferner das Erntegut der Grünlandnachmahd, überständige Grasaufwüchse, gutes Futterstroh und bei der Grasvermehrung als Nebenprodukt anfallendes Futter. „Die Pflege der Streuobstwiesen, vor allem das regelmäßige Entbuschen, verursacht einen nicht unerheblichen Aufwand“, betont Jörg Schröter.

letztes jahr auf der grünen woche

Die Robustrinder sind ganzjährig draußen. Ihr dickes, sehr dichtes Winterfell schützt sie vor Kälte. Im hügeligen Gelände mit Bäumen, Büschen und Senken finden sie Ruheplätze, wo sie vor Wind geschützt liegen können. Die täglichen Kontrollen und das Versorgen der „Blackies“ mit frischem Wasser und Zufutter übernimmt Jörg Schröters Vater Herbert. Der 80-Jährige ist damit weiterhin im Betrieb aktiv.

Vor einem Jahr zeigte sich der Zuchtbetrieb, der mit seinen Milchkühen Stammgast auf Holstein-Wettbewerben ist, bei der Grünen Woche in Berlin erstmals mit Welsh Black. „Als Aussteller auf der Bundesschau „Schwarz Rot Gold – Robust“ der extensiven Fleischrinderrassen, das war eine schöne Erfahrung“, sagt Jörg Schröter. Der Aufwand sei allerdings relativ groß gewesen. Und vermarktungsseitig bringe es dem Betrieb nur wenig, da die Rasse hier eher selten und die Nachfrage nach Zuchttieren entsprechend geringer ist.