Das Jungvieh steht in einem gesonderten Laufstall.

Landwirtschaftsbetrieb Schröter: Weihnachten im Stall

Auch über die Feier- und Neujahrstage mussten auf dem Landwirtschaftsbetrieb Schröter in Tilleda (Sachsen-Anhalt) die Tiere versorgt werden. Trotzdem war mehr Zeit mit der Familie möglich als in den Jahren zuvor.

Von Detlef Finger

Wer Nutztiere hält, muss diese tagtäglich versorgen. Da gibt es keine Ausnahme. Selbst an Weihnachten nicht. Das wissen auch Jörg und Pascal Schröter. Damit über die Festtage dennoch mehr Zeit für die Familie und Freunde bleibt, wurde auf dem Betrieb vorgesorgt. Arbeiten, die nicht unbedingt Tag genau zu verrichten sind, sind vorgezogen worden. Etwa das Einstreuen oder das Siloabdecken.

Arbeitserleichterung dank melkroboter

Das Füttern der Kälber, Jungrinder, Färsen und Kühe hingegen stand auf dem Landwirtschaftsbetrieb Schröter wie jeden Tag auf dem Plan. Melken müssen die Tilledaer Landwirte hingegen nicht mehr selbst, seit auf Roboter umgestellt wurde. „Früher stand an Heiligabend nach dem Kirchgang noch eine Melkzeit an“, blickt Jörg Schröter zurück. Mit dem automatischen Melken veränderte sich der Arbeitsrhythmus auf dem Hof. Seither ist mehr Zeit für andere Dinge oder eben auch für die Familie. Und das nicht nur an Feiertagen.

Die Tage vor dem Jahreswechsel sind immer auch eine Zeit, um innezuhalten und zurückzublicken. Auf die Frage, was ihm vom Jahr 2020 eher in negativer Erinnerung bleiben wird, nennt Jörg Schröter neben den allgemeinen Auswirkungen der Coronapandemie ad hoc den extremen Spätfrost im Frühjahr, der größere Schäden in den Feldkulturen, vor allem im Winterraps und im Winterweizen, anrichtete.

Jörg Schröter legt den Kühen im Wartebereich vor einem der beiden Melkroboter frisches Futter vor.
Jörg Schröter legt den Kühen im Wartebereich vor einem der beiden Melkroboter frisches Futter vor.

Positives und Negatives

Mit großer Sorge sah und sieht der 52-Jährige die bei den pflanzlichen, insbesondere aber bei den tierischen Erzeugnissen immer weiter auseinanderklaffende Schere zwischen den Produktionskosten und den Erzeugererlösen. „Wobei unsere Molkerei noch einen überdurchschnittlichen Milchpreis zahlt“, betont der Betriebsleiter. Das Unternehmen, die Milchwerke Oberfranken West eG, halte seinen Glauben an den Genossenschaftsgedanken noch aufrecht. Bitter sei die Entwicklung der
Zuchtviehpreise, fährt Schröter fort. Jungrinder waren nur mit großen Abschlägen zu nicht einmal kostendeckenden Preisen abzusetzen.

Das Jahr 2020 habe aber auch positive Seiten gehabt. Zuvorderst nennt Jörg Schröter die Futtersituation auf dem Betrieb, die sich nach den beiden extremen Dürrejahren 2018 und 2019 nun sowohl hinsichtlich der Menge als auch der Qualität entspannt hat. Erfreulich sei zudem der unerwartete Anstieg der Raps- und Getreidepreise im Herbst gewesen, zumal der Betrieb bei der Ölsaat teilweise davon profitieren konnte. „Damit hat sich das Einlagern wieder mal gelohnt.“ Lukrativer sei zudem die Vermarktung der Schlachtrinder aus der Welsh-Black-Mutterkuhherde geworden.

Ein „besonderes Glück“ ist aus Jörg Schröters Sicht, dass in dem Familienbetrieb weiterhin drei Generationen gut zusammenarbeiten – auch wenn es zu manchen Dingen einmal unterschiedliche Ansichten gibt. So unterstützen Jörg Schröters Eltern, Herbert und Inge, ihren Sohn und ihren Enkel Pascal im Rahmen ihrer Möglichkeiten auf dem Hof und beim Betreuen der kleinen Herde Fleischrinder.

der Landwirtschaftsbetrieb Schröter hat Pläne für 2021

Auf etwaige Pläne für 2021 im Unternehmen angesprochen, fragt der Betriebsleiter, ob das in diesen schwierigen Zeiten überhaupt angesagt ist. Vielmehr gehe es seiner Meinung nach darum, den Betrieb im Alltagsgeschäft am Laufen und am Leben zu halten. Zu unsicher und schwierig seien die gegenwärtigen Rahmenbedingungen, sagt Schröter und verweist zum Beispiel auf Corona, aber auch auf die Afrikanische Schweinepest mit ihren möglichen negativen Auswirkungen auf die Feldbewirtschaftung oder auf die nach wie vor fehlenden Bodenwasservorräte. „Mit solchen Problemen vor Augen fällt es schwer, Pläne zu schmieden. Es geht vordergründig nicht darum, den Betrieb zu entwickeln, sondern weiter mit dabei zu sein“, fasst Schröter die gegenwärtig schwierige Situation seiner Branche zusammen.

Wünsche hat der 52-Jährige für 2021 freilich schon. Zuallererst natürlich, „dass Familie, Freunde und Bekannte gesund bleiben“. „Und in turbulenten Zeiten die richtigen Entscheidungen zu treffen“, spielt Schröter auf den Getreideverkauf an, der in den letzten Jahren zu einem „Glücksspiel“ geworden sei. Von der Politik erhofft sich der Betriebsleiter, dass diese – wenn es denn überhaupt noch möglich und gewollt sein sollte – Rahmenbedingungen schaffen möge, „unter denen der bäuerliche Charakter unserer Landwirtschaft nicht vollends verlorengeht“. Setze sich die Entwicklung hin zu von Investoren geführten großen Agrarunternehmen fort, „stehen die kleinen Familienbetriebe auf verlorenem Posten“. Mit Blick in die Zukunft sagt Jörg Schröter zu guter Letzt: „Es wäre mal wieder an der Zeit, dass in der Landwirtschaft Geld verdient wird und nicht nur an der Landwirtschaft.“