Wie sich Urgesteinsmehl für Acker und Stall effizient nutzen lässt
Vor allem nach Süddeutschland verkaufen die Hartsteinwerke Vogtland ihr aus Diabasgestein gewonnenes Urgesteinsmehl. Der Bodenhilfsstoff wird im Ökolandbau wie auch in der konventionellen Landwirtschaft eingesetzt.
Als „Nebenprodukt“ will Aicke Holzbach es eigentlich nicht bezeichnen, das klinge ein wenig wie Abfall. „Koppelprodukt“ treffe es besser, meint er. Holzbach ist Geschäftsführer der Hartsteinwerke Vogtland – und er spricht über Urgesteinsmehl. Das Rohmaterial dafür entsteht – letztlich dann doch nebenbei –, wenn Diabasgestein zu Baumaterial weiterverarbeitet wird.
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Urgesteinsmehl: Viele Anwendungsmöglichkeiten in der Landwirtschaft
Vielen Hobbygärtnern durchaus ein Begriff, bietet es auch in der Landwirtschaft oder im Landschaftsbau breite Anwendungsmöglichkeiten. Das Einsatzspektrum reicht von der Bodenverbesserung über die Verwendung als Stalleinstreu bis hin zur geruchsmindernden Behandlung von Gülle.
Seit zehn Jahren verwerten die zur Streicher-Gruppe gehörenden Hartsteinwerke, die an mehreren Standorten im Vogtland und im Erzgebirge in Steinbrüchen Granit und Diabas abbauen und Mineralstoffe für die Bauindustrie bereitstellen, als Koppelprodukt Diabas-Urgesteinsmehl. Rund 10.000 t des Materials verkauft das Unternehmen jährlich sowohl in Kleinpackungen, als auch in Big Packs oder lose im Transporter.
Interessierte Betriebe in Sachsen gesucht
Was seine landwirtschaftliche Anwendung betrifft, so geht die Ware zum weit überwiegenden Teil in Richtung Süddeutschland, wo es vor allem von Ökobetrieben oder im Weinbau genutzt wird. Anwender in Sachsen gebe es hingegen bisher nur wenige. Doch das soll sich ändern. „Wir möchten gern mit Landwirtschaftsbetrieben in der Region zusammenarbeiten“, sagt Aicke Holzbach. „Auch, um gemeinsam Erfahrungen zu den Anwendungsmöglichkeiten von Urgesteinsmehl zu sammeln.“
In die Rolle eines Versuchsbetriebs ist mittlerweile die Agrargenossenschaft Bobenneukirchen aus Bösenbrunn geschlüpft. Der Betrieb hat dieser Tage – um Staubentwicklung zu vermeiden – Urgesteinsmehl unter Festmist gemischt, mit dem eine für den Rapsanbau vorgesehene Fläche gedüngt wurde. Zum Vergleich wurde auf einem Teil der Fläche wie gewohnt Kalk eingesetzt. Man fange gerade erst an, Erfahrungen zu sammeln, sagt Sebastian Ebert, stellvertretender Pflanzenbauleiter des Betriebes.
Auch die Plauener Außenstelle des Sächsischen Landesamtes für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG) schaue mit auf die Versuche. Fest stehe, dass Urgesteinsmehl günstiger sei. „Es wird vor unserer Haustür produziert, wir können es selbst abholen und flexibel ist der Anbieter auch“, sagt er.
Urgesteinsmehl als Stalleinstreu für den Milchviehstall
Doch nicht nur im Ackerbau wendet die Agrargenossenschaft Bobenneukirchen Urgesteinsmehl an. Seit mehreren Monaten wird es auch im Milchviehstall eingesetzt. Rund 650 Milchkühe hält der Betrieb, in zwei Gruppen wird Urgesteinsmehl zur Einstreu in den Liegeboxen genutzt. Vorteil sei, dass es länger auf den Liegeflächen verbleibe als Kalk und auch die Staubentwicklung geringer sei, berichtet Sebastian Ebert von der Erfahrungen seiner Kollegen aus der Milchviehanlage. Und offenbar wirke Urgesteinsmehl auch weniger aggressiv: Gelenkentzündungen würden gar nicht mehr auftreten.
Gülle mit Urgesteinsmehl behandeln
Zur Anwendung kommt Urgesteinsmehl nach Kenntnis Aicke Holzbachs auch, um Gülle zu behandeln. Durch die Zugabe verändere sich das Milieu der Gülle und die Geruchsbildung werde vermindert. Zudem vermeide der Gülle zugeführtes Urgesteinsmehl die Bildung von Sinkschichten und Schwimmdecken. Urgesteinsmehl steht auf der FiBL-Betriebsmittelliste für den ökologischen Landbau und wurde, wie es das Infoportal oeko-landbau.de ausführt, vor allem von den Pionieren des Ökolandbaus noch weitaus öfter eingesetzt, als es heute der Fall ist. Doch auch in der konventionellen Landwirtschaft ist es anwendbar.
Bodenverbesserung: Günstige Alternative zu Kalk
Das Steinmehl liefert Spurenelemente, verbessert die Bodenzusammensetzung und bringt – sofern aus basischen Gesteinen wie Diabas gewonnen – als günstige Alternative zu Kalk den Boden auf einen ausgeglichenen pH-Wert. Urgesteinsmehl trage auch dazu bei, dass beispielsweise auf durchlässigen Sandböden die Auswaschung mineralischer Stickstoffdünger vermieden wird.
Die Hartsteinwerke haben ihre Lagerkapazitäten zuletzt von 900 t auf 1.400 t erhöht, um den Bedarf im Zeitraum Januar bis März, wenn die Winterreparaturen in den Produktionsanlagen stattfinden, decken zu können. Und erst kürzlich wurde eine Anlage in Betrieb genommen, mit der Urgesteinsmehl angefeuchtet werden kann, um die Ausbringung des feinen Materials für die Anwender zu vereinfachen und Staubentwicklung zu verhindern. Ganz offenkundig sieht das Vogtländer Unternehmen Potenzial in seinem Koppelprodukt Urgesteinsmehl.