Ein Programm zur BVD-Bekämpfung läuft in Sachsen-Anhalts Rinderbeständen bereits seit 2004. (c) Detlef Finger

Veterinärbericht: BVD-Freiheit in Sichtweite

Laut dem aktuellen Veterinärbericht Sachsen-Anhalts sind die Rinderbestände im Land seit drei Jahren ohne neue Infektionen mit Boviner Virus-Diarrhoe (BVD). Akute Gefahr, auch für die Nutztiere, besteht jedoch durch die Afrikanische Schweinepest (ASP).

Von Detlef Finger

Sachsen-Anhalt könnte schon bald frei von einer weiteren anzeigepflichtigen Tierseuche sein. Seit 2016 sind in den Rinderbeständen keine autochthonen BVD-Infektionen mehr aufgetreten. Das heißt, es gab keine Geburten von Kälbern mehr im Land, die mit Boviner Virus-Diarrhoe infiziert sind. Je ein Wiedereintrag in den Jahren 2016 und 2017 ließen sich auf den Zukauf von Tieren zurückführen. Diese hatten sich allerdings außerhalb der Landesgrenzen infiziert. Seither ist die BVD in Sachsen-Anhalt nicht mehr nachgewiesen worden.

Das und mehr geht aus dem aktuellen Jahresbericht Veterinärmedizin des Landesamtes für Verbraucherschutz (LAV) Sachsen-Anhalt hervor. Den Bericht stellte Landesagrarministerin Claudia Dalbert dieser Tage gemeinsam mit dem Fachbereichsleiter Veterinärmedizin im LAV, Dr. Wolfgang Gaede, vor.

BVD: Programme wirken

Gaede zufolge war die BVD bis in die 2000er-Jahre hinein mit hohen Tierverlusten und enormen wirtschaftlichen Schäden verbunden. Diese resultierten insbesondere aus den vom BVD-Erreger verursachten Fruchtbarkeitsstörungen. Das Virus kann von Tier zu Tier übertragen werden, aber auch im Mutterleib von der Kuh auf das Kalb. Überlebt das Jungtier die Infektion, entsteht ein persistent, also dauerhaft, infiziertes Tier (PI-Tier). Diese sogenannten Virämiker, die das Virus zeitlebens ausscheiden, sind die Hauptverbreiter von BVD.

Die Seuchenlage bei den Rindern war im Berichtsjahr 2019 in Sachsen-Anhalt vergleichweise ruhig. Das liegt laut Gaede an den mit viel Einsatz durchgeführten Tilgungsprogrammen für bestimmte Seuchen. Diese dienen in erster Linie der Gesunderhaltung der Nutzttiere und Viehbestände, aber auch dem Erhalt der Wirtschaftlichkeit der Nutztierhaltung.

Verbindliche BVD-Bekämpfungsprogramme laufen seit 2004 in Sachsen-Anhalt als erstem Bundesland und seit 2011 in ganz Deutschland. Sie sind auch als sogenannte Ohrstanzen-Diagnostik bekannt. In Sachsen-Anhalt werden derzeit jährlich etwa 140.000 BVD-Untersuchungen bei Rindern durchgeführt. Die Kosten hierfür betragen rund 400.000 €, sie werden von der Tierseuchenkasse getragen.


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Das sich abzeichnende Erreichen der BVD-Seuchenfreiheit war zugleich Anlass für ein umfassendes epidemiologisches Modellprojekt. Das Landesamt für Verbraucherschutz setzte das Vorhaben gemeinsam mit Partner um. Dies waren das Agrarministerium, die Tierseuchenkasse und das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung Leipzig (UFZ). Bewertet wurden in dem Projekt alternative Strategien zur Ohrstanzen-Diagnostik. Festgestellt wurde, dass das Umstellen auf serologische Überwachungsverfahren ohne Sicherheitseinbußen kostensparend möglich ist. Jedoch ist dies abhängig von Betriebsstruktur und -größe. Allerdings, schränkte Gaede außerdem ein, erfordere eine Praxisumsetzung Anpassungen im nationalen Recht.

ASP-Fälle früh erkennen

Anders als bei den Rindern sei die Tierseuchensituation bei den Schweinen sehr ernst, betonte Sachsen-Anhalts Agrarministerin Dalbert. Schuld sei die zunehmende Bedrohungslage durch die Afrikanische Schweinepest (ASP). Zwar sei das ASP-Virus in Sachsen-Anhalt bisher in keiner Probe nachgewiesen worden. Jedoch rücke das Infektionsgeschehen in den Wildschweinpopulationen der Nachbarbundesländer Brandenburg und Sachsen näher. Die Ministerin sagte, es sei zu befürchten, dass die ASP auch nach Sachsen-Anhalt überschwappe.

Fälle der hochansteckenden und für Schweine tödlich verlaufenden Seuche sollten daher schnellstmöglich erkannt und umgehend bekämpft werden. Das sei extrem wichtig, so Dalbert. Das Land zahle deshalb 50 € für jede eingesendete Probe von tot aufgefundenen Wildschweinen. Die Entwicklung beim Schwarzwildmonitoring im Land ist erfreulich, ergänzte Wolfgang Gaede. Im Rahmen des Früherkennungsprogramms wurden im vorigen Jahr 359 Proben von als auffällig geltenden Wildschweinen untersucht. Darunter waren Proben von Fallwild, von klinisch auffälligen, erlegten Tieren sowie von Unfallwild. Es war kein einziger ASP-Virus-Fall dabei.