Nährstoff-Reduktion: Wie ein Landwirt die Ostsee schützt
Im Einzugsgebiet der Ostsee liegt Gut Bad Sülze. Mit seinem Betrieb trägt Landwirt Christian Rohlfing aus Mecklenburg-Vorpommern zum Schutz des Binnenmeeres bei. Dafür wurde er vom WWF ausgezeichnet.
Christian Rohlfing, Landwirt aus Bad Sülze, ist WWF-Ostsee-Landwirt 2025. Die Umweltschutzorganisation WWF Deutschland würdigt mit diesem Preis Bauern, deren Wirtschaftsweise dazu beiträgt, Nährstoffeinträge in die Ostsee zu reduzieren. „Dass die Organisation, die ja für weltweiten Ökosystemschutz steht, den Dialog mit der Landwirtschaft sucht, ist eine starke Sache“, sagt der 48-Jährige. „Mir ist es ein Bedürfnis, unsere Ressourcen zu schützen. Außerdem gehe ich sehr gern in der Ostsee baden.“

Niedermoor-Bewirtschaftung: So schützt Gut Bad Sülze das Grundwasser
Der gebürtige Westfale, der seit mehr als 20 Jahren mit seiner Familie in Vorpommern lebt, ist Landwirt in siebter Generation. Auch sein ältester Sohn werde nächstes Jahr mit einer Landwirtschaftslehre beginnen. 1.200 ha Öko-Grünland gehören zum Gut Bad Sülze. „Wir sind nur 30 Kilometer Luftlinie von der Ostsee entfernt. Mir ist bewusst, dass wir in einem sensiblen Gebiet arbeiten“, so Christian Rohlfing.
Im Recknitz- und Trebeltal bewirtschaftet sein Betrieb Hunderte Hektar Niedermoor, von denen Teile durch ein Schöpfwerk entwässert werden. Das sei aber nur kurz vor der Mahd in Betrieb, damit das Grünland befahrbar wird. „Ich will zeigen, dass wir Landwirte Mittel und Wege haben, das Grundwasser und die Oberflächengewässer zu schützen.“
Nachhaltige Landwirtschaft: Ostsee-Landwirt 2025 setzt auf Kreislaufwirtschaft
Auf rund 750 ha Ackerfläche arbeitet der Familienbetrieb konventionell. Auch das sei nachhaltig, meint der Landwirt. Ertragreiche Standorte sollten intensiv bewirtschaftet werden, „um anderswo das Abholzen von Regenwäldern zu verhindern“. Wo auf Rohlfings Flächen vor ein paar Tagen Gerste geerntet wurde, sind jetzt bereits Zwischenfrüchte im Boden. „Wir lassen den Acker nicht blank liegen, um Bodenerosion zu verhindern und Nährstoffe zu binden.“
Bei der Übergabe des Preises würdigt Dr. Finn Viehberg vom WWF-Ostseebüro in Stralsund, dass Rohlfing „über seine Betriebsgrenzen hinausdenkt“. Besonders überzeugte die Jury, zu der auch Ralf Benecke vom Bauernverband Mecklenburg-Vorpommern gehört, die „ausgeprägte Kreislaufwirtschaft“, mit der Nährstoffe effizient innerhalb des Betriebes gehalten und Auswaschungen in die Gewässer gemindert werden. „Es freut mich, dass wir mit Herrn Rohlfing und seinem Team einen Leuchtturmbetrieb auszeichnen können“, so Viehberg.
„Meeresschutz beginnt am Acker“
Doch trotz Verbesserungen gelten die deutschen Ostseegewässer laut Nitratbericht der Bundesregierung als „vollständig eutrophiert“. Über Flüsse in die Ostsee gespülte Nährstoffe fördern das Massenwachstum von Algen. „Meeresschutz beginnt auf dem Acker und im Grünland“, sagt Viehberg.
Landesbauernpräsident Karsten Trunk kam persönlich zum Gratulieren vorbei. „Wir freuen uns, dass wir solche Leuchttürme im Land haben, die zeigen, wie zukunftsfähige Landwirtschaft geht“, betont er. Christian Rohlfing, der sich auch als Vorsitzender des Kreisbauernverbandes Vorpommern-Rügen engagiert, stehe für innovative Ideen und setze unter anderem Maßstäbe bei Projekten wie Carbon Farming und Humusaufbau.
Agroforstsystem: Projekt stößt auf Widerstand
Seit 2019 plant der Landwirt zudem auf einem erosionsgefährdeten Feld ein Agroforstsystem, das er bisher aber nicht umsetzen darf. Da die Fläche im Vogelschutzgebiet liegt, seien Beeinträchtigungen für den Singschwan nicht auszuschließen, heißt es aus den zuständigen Behörden. Allerdings: In Mecklenburg-Vorpommern liegt ein Viertel der Agrarfläche in Natur- und Vogelschutzgebieten. Auch dort müssten Verbesserungen, die dem Erosionsschutz und der Anpassung an Klimaveränderungen dienen, möglich sein, hatte das Schweriner Agrarministerium eingeräumt. Anfang 2024 hieß es, man arbeite an einem entsprechenden Verfahren. Rohlfing: „Getan hat sich bisher nichts.“
Ostsee-Landwirt 2025 qualifiziert sich für internationalen Ausscheid
Für den Sieg im nationalen Vergleich erhält der Landwirt 1.000 Euro. Zugleich ist er für den internationalen Ausscheid qualifiziert, an dem in diesem Jahr auch Höfe aus Estland, Lettland, Polen und Schweden teilnehmen.
Der „Baltic Sea Farmer Award“ wurde 2009 durch den WWF, mehrere Bauernverbände der Ostsee-Anrainerstaaten und das schwedische Kreditinstitut Swedbank ins Leben gerufen. Christian Rohlfing holt den nationalen Preis zum vierten Mal nach Mecklenburg-Vorpommern. Im Jahr 2019 hatte mit Wilfried Lenschow von der Agrargenossenschaft Bartelshagen I ebenfalls ein Betrieb aus Vorpommern-Rügen gewonnen. In den Jahren 2021 und 2013 waren es mit Axel Böttcher vom Gut Groß Voigtshagen und Ulrich Bosch vom Gut Brook/Christinenfeld Höfe aus Nordwestmecklenburg.

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