Es erscheint etwas zu einfach, von der Landwirtschaft den grundlegenden Verzicht auf Pflanzenschutz sowie die drastische Reduktion von Stoffeinträgen (welcher Art dies auch immer geschehen soll) zu verlangen, und der Annahme zu unterliegen, alle übrigen Prozesse laufen in gewohnter Weise weiter. (c) IMAGO/Panama Pictures

Ökologische Landwirtschaft: Volle Lager drücken den Preis

Während politisches Handeln den weiteren Ausbau des Ökolandbaus fördert und fordert, bleiben Landwirte auf ihren Rohwaren sitzen.

Von Nicole Gottschall

Bio boomt trotz Inflation – schätzt zumindest das Ministerium für Klimaschutz, Landwirtschaft, ländliche Räume und Umwelt in Schwerin ein. Erst kürzlich lobte Minister Till Backhaus die trotz der schwierigen gesamtwirtschaftlichen Lage stabile Entwicklung der Biobranche.

Seinen Angaben zufolge werden im Land aktuell mehr als 204.000 ha landwirtschaftliche Nutzfläche ökologisch bewirtschaftet. Das entspricht einer erstmalig 15 % biozertifizierten Anbaufläche. Mit dem Zuwachs mache der Nordosten einen weiteren Schritt nach vorn, um das ambitionierte Ziel 20 % ökologische Anbaufläche bis 2026 zu erreichen.

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Ökologische Landwirtschaft: Trotz Förderung gibt es Unmut

Für den Minister sei das ein eindeutiges Signal, dass zum einen Landwirte „die Zeichen der Zeit erkennen“ und zum anderen die Förderpolitik für ökologische Landwirtschaft funktioniere. In der aktuellen Förderperiode setzte sich das Land dafür ein, dass Leistungen für Umwelt, Klima und Ökolandbau besonders honoriert werden – „nach dem Grundsatz öffentliches Geld für öffentliche Leistungen“.

Von den 653 Mio. € der Zweiten Säule fließen 297 Mio. € in Umwelt- und Klimaleistungen sowie 123 Mio. € in Ökolandbau, berichtet Backhaus. Doch das ist nur die halbe Wahrheit. Innerhalb der Branche brodelt es, berichten uns landesweit verschiedene Betriebe. Stellvertretend seien hier nur zwei genannt: die Güritzer Agrar GmbH aus dem Landkreis Ludwigslust-Parchim und der Landwirtschaftsbetrieb Hartmann in Wustrow (Landkreis Vorpommern-Rügen).

Nur der konventionelle Preis für Biogetreide

Wie uns die beiden Verantwortlichen, Stephan Nagel und Frank Hartmann, aus der aktuell laufenden Getreideernte heraus mitteilten, sei es schwer, die Bioprodukte zu vermarkten. Anfragen etwa bei Biopark, aber auch bei anderen Händlern liefen immer ähnlich ab: Das Biogetreide würde zu konventionellen Preisen abgenommen – Gerste zum Beispiel für 17–18 €/dt.

Und zwischen den Zeilen schwinge der Rat mit: Besser, Sie behalten es für den Eigenbedarf. Vor dem Hintergrund, dass ökologisch wirtschaftende Betriebe deutlich weniger ernten als ihre Kollegen und die Kosten kontinuierlich steigen, ergibt sich offenkundig ein Missverhältnis.

Rückgang der Tierzahlen sorgt für volle Lager

Die Gründe für den Preisabsturz und schwierigen Absatz der Biorohstoffe liegen in vollen Lägern und rückläufigen Tierzahlen. Im Jahr 2022 wurden nach einer ersten AMI-Schätzung rund 100.000 t weniger Biogetreide verbraucht als noch 2021. Die übrig gebliebene Bioware drücke jetzt auf den Markt(preis).

Zudem gehen rund 70 % des Biogetreides in die Futterproduktion. Da es auch weniger Biotiere gibt, werde ebenfalls weniger Biofutter benötigt. Für die Betriebe wirtschaftliche Erzeugerpreise werde es wohl erst wieder geben, wenn sich die Balance zwischen Angebot und Nachfrage erneut eingestellt hat. Angesichts dieser Marktlage fühlten sich Landwirte allein und von der Politik im Stich gelassen.

Rückendeckung bekommen die ökologisch wirtschaftenden Berufskollegen von Landesbauernpräsident Detlef Kurreck. Wie der fehlende Markt für die Produkte zeige, seien auch dem Ökolandbau Grenzen gesetzt, sagt er und warnt vor einer übertriebenen „gewollten Ökologisierung“.


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