Thomas Nießen ist nicht mehr Präsident des Landesjagdverbandes. Dr. Florian Asche wird zunächst zum kooptierten Präsidenten. (c) IMAGO / imagebroke

Thomas Nießen tritt zurück: Dr. Florian Asche kooptiert

Nach anhaltendem Streit um das neue Jagdgesetz: Präsident des Landesjagdverbandes MV tritt zurück. Das gab es in der Verbandsgeschichte noch nie. Präsidium setzt vorübergehend bis zur Neuwahl kooptierten Präsidenten ein.

Von Nicole Gottschall

Er stand zuletzt heftig in der Kritik und zog nun die Reißleine: Thomas Nießen ist nicht mehr länger Präsident des Landesjagdverbandes. In einer außerordentlichen erweiterten Präsidiumssitzung, an der auch die Kreisjagdvereine teilnahmen, legte der Rüganer am Montagabend sein Amt nieder. Das bestätigte der Verband auf unsere Nachfrage. Bis zum Reaktionsschluss am Dienstagabend wurde dort noch an einer offiziellen Stellungnahme gearbeitet. Nießen selbst war für uns nicht zu erreichen.

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Thomas Nießen und sein kooptierter Nachfolger

Hintergrund ist offenbar der anhaltende Streit um das neue Landesjagdgesetz. Gegen Nießen standen dabei seit Wochen schwere Vorwürfe im Raum, er habe anders gehandelt und abgestimmt als von der Jägerschaft gefordert und so dem Verband großen Schaden zugefügt.

Konkret stimmte der damalige Präsident auf einer Sitzung des Jagdbeirates der Obersten Jagdbehörde Ende Juli für den unter der Federführung des Landwirtschaftsministeriums erarbeiteten Gesetzentwurf – und damit gegen die Verbandsposition. Protokolle belegten das.

Dabei ist der Entwurf in der Jägerschaft aus verschiedenen Gründen umstritten (Bauernzeitung 41/2023 und 45/2023, jeweils S.11). Besonders kritisch wird die sogenannte Mindestabschussregelung von Rot- und Damwild – ohne Deckelung nach oben wie bislang – gesehen. Über diese Neuerung wird heftig diskutiert. Die Kritiker befürchten einen möglichen lokalen Totalabschuss von Wildarten.

Wer neuer Landesjagdpräsident wird, ist indes noch offen. Fest steht jedoch bereits, dass Dr. Florian Asche satzungsgemäß vom Präsidium des Landesjagdverbandes M-V bis zur Neuwahl zum Präsidenten kooptiert wurde. Er ist als Vorstand der Stiftung Wald und Wild in M-V und als Jagdrechtsexperte ein ausgewiesener Fachmann beim Ausgleich von unterschiedlichen Interessen im ländlichen Raum.

Die Position ist ein Ehrenamt, Nießen hatte es erst im Sommer 2022 übernommen. Ein neuer Präsident bzw. eine neue Präsidentin soll bei der nächsten Landesdelegiertenkonferenz des Verbandes im Frühjahr gewählt werden.

Thomas Niessen, Präsident des Landesjagdverband
Thomas Nießen ist nicht mehr Präsident des Landesjagdverbandes. (c) Sarah Bohem
Dr. Florian Asche
Dr. Florian Asche ist satzungsgemäß vom Präsidium des Landesjagdverbandes M-V bis zur Neuwahl zum Präsidenten kooptiert. (c) Dr. Florian Asche

Landesjagdverband und Bauernverband arbeiten zusammen

So eine Situation habe es zuvor noch nie gegeben, heißt es aus dem Verband. Es ist das erste Mal in der Geschichte des Landesjagdverbandes, dass ein Präsident zurücktritt. Die Interessenvertretung der Jäger selbst besteht seit 1990 und ist mit rund 10.000 Mitgliedern hierzulande der zweit größte anerkannte Naturschutzverband. Laut Landwirtschaftsministerium gehören 64 % der Jagdscheininhaber des Landes dem Verband an.

Auch außerhalb der Jägerschaft blickt man nun gespannt auf die weiteren Geschehnisse. Der Landesbauernverband betonte, man pflege eine gute Zusammenarbeit mit dem Landesjagdverband, die fachlich basiert sei und sich nicht an Personalien orientiere. Präsident Detlef Kurreck ist daher zuversichtlich: „Unsere Partner werden schnell wieder in ruhiges Fahrwasser kommen und sich dann in gewohnt qualifizierter Art und Weise in die Erarbeitung des Landesjagdgesetzes einbringen.“

Der zuständige Fachminister Till Backhaus habe den Rücktritt mit Bedauern zur Kenntnis genommen und hoffe sehr, dass die Querelen, die offenbar zu dem Zerwürfnis im Vorstand geführt haben, bald beendet seien, hieß es aus Schwerin. Ein solcher Verband brauche geordnete Strukturen.

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