LVG Köllitsch: Früher Start mit Überraschung
Der letzte Schlag Hafer war am Mittwoch vor zwei Wochen Woche fällig: Das Lehr- und Versuchsgut (LVG) Köllitsch hat die Getreideernte 2022 abgeschlossen.
Schon am 25. Juni war der Drescher zuerst in die Wintergerste gefahren. Ein ähnlich früher Termin für den Erntestart wie im Jahr 2018, sagt Betriebsleiter Ondrej Kunze. Voriges Jahr sei es hingegen erst zwei Wochen später losgegangen. Nicht viel Gutes ließ eigentlich der trockene Jahresverlauf erwarten. Doch offenbar kamen die seltenen Niederschläge in der nordsächsischen Elbaue immer noch zur rechten Zeit: Die Wintergerste, die bereits am 28. Juni komplett gedroschen war, überraschte mit Spitzenerträgen. Der beste Schlag verfehlte mit 98,1 dt/ha nur knapp ein dreistelliges Ergebnis.
Im Durchschnitt fuhren 89,5 dt vom Hektar – obwohl der Boden mit zentimetertiefen Rissen deutliche Spuren der Trockenheit aufwies. Zudem war die Düngung mit maximal 130 kg N/ha recht knapp bemessen. „Im Herbst haben wir nur eine Herbizidbehandlung durchgeführt“, verdeutlicht Feldbauleiter Nico Wolf, dass man auch beim Pflanzenschutz sparsam war. „Wir haben auf weitere Herbizidmaßnahmen verzichtet und auch keine Stabilisatoren oder Fungizide eingesetzt.“
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LVG Köllitsch Getreideernte 2022: Qualität und Ertrag der Wintergerste stimmten
Über die 700 t Gerste hinaus, die für die Fütterung vor allem im Schweinebereich eingelagert wurden, konnte das LVG weitere 350 t vermarkten. „Außerplanmäßig“, wie Ondrej Kunze betont, denn die Anbauplanung für die Wintergerste richten die Köllitscher vornehmlich auf die Absicherung der eigenen Futterversorgung aus.
Nicht nur der Ertrag, auch die Qualität der Wintergerste stimmte. Das Hektolitergewicht der einzelnen Partien lag zwischen 62 und 74 kg. Und auch die Preise sind in diesem Jahr gut. Wobei sich dies angesichts steigender Kosten vor allem für Dünger und Diesel doch deutlich relativierte, wie der Betriebsleiter anmerkt.
Bildergalerie: LVG Köllitsch Getreideernte 2022
Futterweizen statt Dinkel wäre bessere Alternative gewesen
Nach der Gerste ging es mit dem Dinkel weiter, der nach langer Anbaupause im LVG auf insgesamt 40 ha wuchs. Geerntet wurden auf einem der beiden Schläge rund 49 dt/ha, auf dem anderen etwas mehr als 45 dt/ha, was die bewusste Auswahl schwächerer Standorte für den Anbau dieser Getreideart widerspiegelt. Für Dinkel hatte sich das LVG wegen des zur Zeit der Aussaat besseren Preises im Vergleich zu Futterweizen entschieden. Im Nachhinein wäre Futterweizen auf diesen Flächen allerdings doch die bessere Alternative gewesen, räumen Kunze und Wolf ein: Weizen hätte hier vermutlich einen ähnlichen Ertrag gebracht, ist aber preislich „durch die Decke gegangen“, wie der Betriebsleiter verdeutlicht. Doch die Verschiebung des Preisniveaus sei nicht absehbar gewesen.
Offen ist, ob es dabei bleibt – und die Entscheidung, wie es mit dem Dinkel in Köllitsch weitergeht, ist noch nicht getroffen. Den Weizendrusch schloss das LVG bis Montag voriger Woche ab. Die Erträge liegen auf den einzelnen Schlägen zwischen 56,3 und 77,5 dt/ha und tendenziell eher im besseren Bereich dieser Spanne. Der Ökoweizen geht mit 56 dt/ha in die Ertragsstatistik ein.
Froh, mit Gülle düngen zu können
Gezeigt habe sich, dass die mineralisch gedüngten Schläge besser abschnitten, resümiert Nico Wolf. Man sei angesichts der Mineraldüngerpreise einerseits froh gewesen, organisch mit Gülle düngen zu können. Andererseits stehe immer die Frage, wie pflanzenverfügbar die Nährstoffe aus der Gülle seien. Auch zeige die Erfahrung der letzten Jahre, dass die früheren Sorten am Köllitscher Standort die mit den besseren Ergebnissen seien. „Die agronomischen Termine haben sich verschoben“, meint der Feldbauleiter.
Winterraps: Rapserdfloh und Mäuse bereiten Probleme
Der Weizen werde inzwischen früher, die Gerste später ausgesät. Und der Winterraps? Ob sich dessen Aussaat überhaupt noch lohnt, wird in Köllitsch inzwischen immer häufiger abgewogen. 80 ha hatte das LVG im vorigen Herbst ausgesät – 43 ha blieben zur Ernte davon noch übrig. Wegen des Rapserdflohs, der nach dem Wegfall neonikotinoidhaltiger Beizen kaum noch zu beherrschen ist, musste der Betrieb die ersten Teilflächen schon im Herbst umbrechen. Im Frühjahr folgten weitere.
Neben dem Erdfloh bereiteten auch Mäuse Probleme. Von der Industrie angebotene Alternativlösungen für die weggefallene Beize überzeugen in Köllitsch im Praxiseinsatz nicht. Mit Erträgen zwischen knapp 21 und knapp 25,5 dt/ha ist der Feldbauleiter nicht zufrieden. „Nicht bei dem Aufwand!“, gibt er zu verstehen. Der Raps im ökologischen Anbau brachte 15,68 dt/ha, was für Öko gut ist. Allerdings haben auch im Ökoanbau Maßnahmen zur Verminderung des Schädlingsdrucks nicht wirklich überzeugt. Hier wurde in Versuchen eine „Begleitbepflanzung“ aus Wicken, Klee und Erbsen in den Raps eingebracht, die zur „Schädlingsverwirrung“ beitragen soll.
Um beim Winterraps wieder in die Erfolgsspur zu kommen, will das LVG zum einen auf höhere Aussaatstärken von bis zu 80 Körner/m2, zum anderen auf Einzelkornablage setzen. Zudem sollen in erster Linie ältere Sorten zum Einsatz kommen, die preiswerter sind – und vielleicht, aber das muss sich erst zeigen, auch robuster. Klappt auch dies nicht, stellt sich auch angesichts der zunehmend ungünstigen Bedingungen zur Aussaat im Herbst die Frage, ob der Rapsanbau noch eine Zukunft im Betrieb hat.
Guter Ertrag beim Winterhafer
Mit gutem Ertrag in Höhe von 56 dt/ha und guten Qualitäten ist bei der Getreideernte der LVG Köllitsch 2022 der Winterhafer gedroschen worden. Der Sommerhafer, mit dem der Getreidedrusch am Mittwoch voriger Woche abgeschlossen wurde, brachte rund 38,5 dt/ha. Der Hafer wird an eine Schälmühle vermarktet und für das benachbarte Sächsische Hauptgestüt in Graditz eingelagert. Mit rund 27 dt/ha tragen die Erbsen und mit 28 dt/ha die Winterackerbohnen zur Versorgung des Viehbestands mit heimischen Eiweißkomponenten bei.
Gut versorgt ist das LVG nach dem Drusch auch mit Stroh. Vom Feld gefahren wurden 2.600 Quaderballen, die als Einstreu genutzt werden. Weitere 1.100 Ballen wurden aus geschnittenem Stroh gepresst, die mit in die Futterrationen gemischt werden. Ein Beitrag, der angesichts eines dürftigen diesjährigen Grünlandertrags – ein Drittel weniger beim ersten, und so gut wie nichts beim zweiten Schnitt –, sowie dürrebedingt zweifelhaften Aussichten für den Silomais noch wichtig werden dürfte.