Genießergenossenschaft Sachsen: Bauantrag noch vor Jahresende

Die Genießergenossenschaft Sachsen, die Verbraucher an der transparenten und regionalen Schweinefleischerzeugung beteiligen will, beginnt jetzt damit, ihr Vorhaben umzusetzen.

Von Karsten Bär

Im Angebot waren 2.000 Anteile. Gezeichnet wurden zwar nur 600, doch die „Genießergenossenschaft Sachsen eG“ gründet sich trotzdem. Und dies sogar unter Schirmherrschaft von Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU). Bis Jahresende soll der Bauantrag für den Schweinestall eingereicht sein. Jan Gumpert, Vorstandsvorsitzender der Agraset Agrargenossenschaft Naundorf und Initiator des Projektes, blickt mit einigem Optimismus in die Zukunft.

Tierwohl und gesundheit

Schwein auf Stroh
Gute Haltung. Die Genießergenossenschaft Sachsen beteiligt Verbraucher an der Erzeugung von Schweinefl eisch. Die Tiere sollen unter besonderen Haltungsbedingungen. gemästet werden und aufgrund spezieller Fütterung einen hohen Anteil an Omega-3-Fettsäuren aufweisen .

Die Genießergenossenschaft bietet Verbrauchern die Gelegenheit, sich als Genossenschaftsmitglied an der besonders tiergerechten und regionalen Produktion von Schweinefleisch zu beteiligen – und damit einem oft artikulierten gesellschaftlichen Wunsch zu entsprechen (Bauernzeitung 32/2020, S. 10). Beabsichtigt ist, die Schweine auf Stroh zu halten, ihnen mehr Platz als gesetzlich gefordert zur Verfügung zu stellen und sie länger zu mästen. Zum Tierwohl-Aspekt kommt ein gesundheitlicher hinzu: Dank Fütterung mit Leinschrot enthält das Fleisch der Duroc-Schweine einen höheren Anteil gesundheitlich bedeutsamer Omega-3-Fettsäuren. „Das haben Untersuchungen unseres Schweinefleisches durch die Uni Leipzig belegt“, sagt Jan Gumpert.

Dass die 2.000 Genossenschaftsanteile im Wert von je 1.000 Euro nur zum Teil gezeichnet wurden, behindert die Umsetzung des Projektes keinesfalls. „Unsere Absicht war es ja nicht, Geld für die Investition in den Stallneubau zu sammeln. Das bekommen wir auch über eine Finanzierung hin“, sagt der Chef der Agraset eG. „In erster Linie ging es uns darum, über die Genossenschaftsanteile den Absatz zu sichern.“ Denn wer „Genießer-Genosse“ ist, so die Überlegung, werde beim Einkauf wohl das Fleisch aus „seinem“ Unternehmen wählen – und nicht im Nachbarregal bei den Billig-Angeboten zugreifen. Da einige der künftigen Genossenschaftsmitglieder exzellente Kontakte in den Einzelhandel haben, werde der Absatz aus Gumperts Sicht kein Problem sein. „Im Gegenteil, wir werden Vorsorge treffen, dass jedes Mitglied auch seinen Teil bekommt“, meint er.

Ideen für die zukunft

Die Gründungsformalien der Genossenschaft sind im alten Jahr eingeleitet worden. Der Einfachheit halber bleibt der Kreis der Gründungsmitglieder um die Agraset eG, die Volksbank Mittweida und den Genossenschaftsverband zunächst klein. Nach der Gründung dann sollen auch alle anderen, die Anteile gezeichnet haben – das sind etwa 300 Menschen nahezu vollständig aus Sachsen –, Genossenschaftsmitglieder werden und damit Einfluss auf die grundlegenden unternehmerischen Entscheidungen nehmen. Die Zeichnung von Anteilen ist nach wie vor möglich. Ebenfalls noch vor dem Jahreswechsel reicht die Genießergenossenschaft den Bauantrag für den Schweinestall mit knapp 1.500 Mastplätzen ein. In zwei Jahren will die Genossenschaft den ersten Mastdurchgang abschließen und die ersten Omega-Schweine schlachten lassen.


Um die Schweine der Genießergenossenschaft werden sich Mitarbeiter der Agraset Naundorf kümmern. Rechts Gumpert. (c) Agraset

Genießergenossenschaft: Der Kunde investiert in Tierwohl

In Umfragen erklären sich viele Verbraucher bereit, mehr Geld für Fleisch ausgeben zu wollen, würde die Haltung deutlich mehr das Tierwohl berücksichtigen. „Wir sagen den Verbrauchern: Wir bieten euch an, was ihr haben wollt,“ sagt Jan Gumpert, Vorstandsvorsitzender der Agraset Naundorf, „aber ihr müsst euch vorher dafür entscheiden!“ mehr


Beim Bau des Stalls wird es im Übrigen nicht bleiben. Wie Jan Gumpert erklärt, ist es der Wunsch vieler Genossenschaftsmitglieder, lange Transportwege zu weit entfernten Schlachthöfen zu vermeiden. Daher könnte perspektivisch eine Schlachtstätte direkt am Standort entstehen. Was die Entwicklungsperspektiven angeht, ist Gumpert zuversichtlich. „Die vielen, sachsenweit beheimateten Mitglieder sind in nahezu allen Bereichen des öffentlichen Lebens blendend vernetzt und ihre kooperative Zusammenarbeit scheint der Garant für den Erfolg der Genießergenossenschaft zu werden“, ist er überzeugt.