Kind oder Karriere? Warum Mütter immer noch kämpfen müssen
Zerrissene Mütter: Zwischen Küche, Karriere und Selbstzweifeln: Warum die Vereinbarkeit von Beruf und Familie für viele Mütter zur Zerreißprobe wird und warum veraltete Rollenbilder für Frauen in der Landwirtschaft echte Gleichberechtigung verhindern. Ein Kommentar von Claudia Duda.
Küche oder Kuhstall? Kluft oder Kleid? Kind oder Karriere? Viele Mütter fühlen sich zerrissen. Auch wenn die Vereinbarkeit von Beruf und Familie heutzutage eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein sollte, gestaltet sich der Alltag für zahlreiche Frauen als Herausforderung. Selbst wenn die Kinder gesund, die Kita geöffnet und sogar die Nächte entspannt sind, bleibt für viele junge Mütter oft das Gefühl, weder der Arbeit noch dem Nachwuchs wirklich gerecht zu werden.
Dabei haben viele Paare den Anspruch, gleichberechtigt für ihre Kinder da zu sein. Und ja, es gibt sie – die Väter in Elternzeit, die Papas, die ihre Töchter und Söhne betreuen, wenn sie krank sind, und die Männer, die Teilzeit arbeiten, um sich um die Familie zu kümmern. Doch allein, dass wir diese Beispiele loben, bedeutet, dass sie noch keine Selbstverständlichkeit sind.
Frauen im Beruf: Ohne Großeltern funktioniert es nicht
Als Mutter von mittlerweile drei erwachsenen Kindern weiß ich sehr genau, wovon ich schreibe. Ich wollte immer alles: Kinder und Karriere. Aber ohne ein funktionierendes familiäres Netz mit Großeltern, die sich in Notzeiten um die Enkel gekümmert haben, wäre ich oft verloren gewesen. Und Notzeiten waren nicht die Ausnahme, sondern die Regel. Mein Mann hat immer noch mehr gearbeitet und vor allem besser verdient als ich. Nicht selten fühlte ich mich zerrissen, Selbstzweifel plagten mich.
Kind oder Karriere: ein Erfahrungsbericht
Oft war ich einfach nur müde. Meine ältere Tochter formuliert es rückwirkend so: „Manchmal warst du ganz schön gestresst.“ Trotzdem sind sie und ihre Schwester heute dankbar, dass sie sich die Frage „Kinder oder Karriere“ nicht stellen müssen, denn wir haben ihnen vorgelebt, dass beides geht. Und unser Sohn kann irgendwann vermutlich besser kochen als ich und weiß natürlich, wie Wäsche sortiert und die Waschmaschine bedient wird.
Karrierestudie: Wo Frauen behindert werden
Rechtlich und gesellschaftlich hat sich viel verbessert. Umso bedauerlicher ist es, dass laut der letzten Frankfurter Karrierestudie viele junge Mütter auf der Stelle treten, wenn sie aus der Babypause zurückkommen (S. 54). Als echtes Karrierehindernis erweisen sich Männernetzwerke, die teilweise mit diskriminierenden Verhaltensweisen einhergehen. Wenn Frauen von der Management-Ebene nicht gefördert und unterstützt werden, kratzt das zusätzlich am Selbstvertrauen. Und Unterstützung heißt nicht „Förderung per Quote“, sondern auch Wertschätzung im Alltag.
Erfolgreiche Frauen in der Landwirtschaft
Das gilt insbesondere für Frauen in der Landwirtschaft. Sie sind Landwirtin, Bäuerin, mitarbeitende Familienangehörige, Landfrau, Mutter – und (nur) in elf Prozent der Fälle wird ein landwirtschaftlicher Betrieb auch von einer Frau geleitet. Die Zugangsbarrieren hier: veraltete Geschlechterbilder und traditionelle Vererbungspraxen. Dazu kommen unregelmäßige Arbeitszeiten und körperlich harte Arbeit.
Kind oder Karriere: Was Mütter brauchen
Wenn dann im ländlichen Raum auch noch die Kinderbetreuung oder andere ECHTE soziale Netzwerke wegbrechen, bedeutet das häufig, dass Mütter den Beruf aufgeben oder andere Arbeit suchen. Geschlechtergerechtigkeit auf dem Land braucht deshalb eine funktionierende öffentliche Infrastruktur mit Bildung, Gesundheit, Verwaltung und Digitalisierung. Dazu Mut, Gelassenheit und eine große Portion Zuversicht. In diesem Sinne wünsche ich, dass Sie in Ihren Familien nicht nur am Sonntag Muttertag feiern, sondern dass Arbeitsteilung auf allen Ebenen des Alltags Einzug hält.

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