Deutsches Schwarzbuntes Niederungsrind (DSN)

50 Jahre Genreserve DSN: Showtime für Multitalente

Grand Champion-Kuh der DSN-Schau ist Gertrude von der Agrargenossenschaft Gräfendorf (Vater: General), geführt von Daniel Thiere. Die Ehrung nahmen Hartmut Aust vom Landwirtschaftsministerium Brandenburg, Frank Groß, Vorsitzender des RZB, und Michael Jänsch, Verein Genreserve DSN (v. l.), vor. © RBB GmbH
Tierhaltung
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50 Jahre Genreservezucht des vom Aussterben bedrohten Deutschen Schwarzbunten Niederungsrindes (DSN) waren Anlass für eine exzellente Schau dieser Zweinutzungsrasse bei bestem Wetter in Gräfendorf.

Von Susanne Gnauk

Gäbe es einen Preis für das schönste Rind nach dem griechischen Schönheitsideal, würde es sicher an die Rasse DSN gehen: Gut bemuskelt sowie sehr harmonisch in Körperbau und Euter zeigten sich die blitzblank geputzten schwarz-weißen Damen des Deutschen Schwarzbunten Niederungsrindes (DSN) am 17. Juni 2022 im brandenburgischen Gräfendorf. Als genealogischer Vorfahre aller heutigen schwarzbunten Milchrinder gilt es, die DSN zu erhalten. Mit hohem Futteraufnahmevermögen ausgestattet, zeichnen sich die Kühe überdies durch stabile Gesundheit, Leichtkalbigkeit und gute Fruchtbarkeit über mehrere Laktationen aus.

Im Zuchtziel sind eine gute Milchleistung in allen Haltungsformen und eine gute Schlachtkörperqualität fixiert. Das genetische Milchleistungspotenzial (7.000 bis 8.000 kg Milch bei 4,3 % Fett und 3,7 % Eiweiß) soll zu 75 % aus Grundfutter realisiert werden. Sie sollen ein gut melkbares Euter und eine gute Weidefähigkeit haben – Eigenschaften, die sie für Ökobetriebe sehr interessant machen.

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50 Jahre Genreservezucht Brandenburg: Kraftakt für die Züchter

In diesem Jahr war es ein besonderer Kraftakt für die Zuchtbetriebe, ihre Tiere für die Schau vorzubereiten, betonte Cornelia Buchholz, Geschäftsführerin Rinderzuchtverband Berlin-Brandenburg (RZB). Die wirtschaftliche Situation sei angespannt, die Mitarbeiter in den Betrieben kaum in der Lage, zusätzliche Arbeiten zu übernehmen. Die Schau verdiene deswegen höchsten Respekt. Gerade bei einer Erhaltungszucht wie beim DSN mit rund 3.000 kg weniger Milch pro Tier und Jahr im Vergleich zu den Holsteins, sei man auf Förderung angewiesen.

Die RZB-Geschäftsführerin lobte das Land Brandenburg, wo die Genreserve stets geschätzt werde. Die Aufstockung der EU-Förderung sei eine wichtige Unterstützung. Das DSN steht auch im Fokus wissenschaftlicher Arbeiten. So konnten an der Humboldt-Universität zu Berlin bereits 3.700 DNA-Proben gesammelt werden, um Sequenzierungen des Rindergenoms oder Genotypisierungen vorzunehmen.

Bildergalerie 50 Jahre Genreservezucht Brandenburg

Züchter und Jungzüchter mit den Siegertieren.

Züchter und Jungzüchter mit den Siegertieren. © RBB GmbH

Grand Champion: Gertrude von der AG Gräfendorf e. G. vom Bullen General. Die Kuh der dritten Laktation ist ebenfalls die Siegerin der Klasse 7 und Siegerkuh Alt.

Grand Champion: Gertrude von der AG Gräfendorf e. G. vom Bullen General. Die Kuh der dritten Laktation ist ebenfalls die Siegerin der Klasse 7 und Siegerkuh Alt. © RBB GmbH

Die Siegerkühe der älteren Kuhklassen stehen zur Auswahl der Siegerkuh Alt bereit.

Die Siegerkühe der älteren Kuhklassen stehen zur Auswahl der Siegerkuh Alt bereit. © RBB GmbH

Siegerin Jungkühe: Gernotta vom Bullen General. Die AG Gräfendorf e. G. erhielt dafür von Hartmut Aust die Silbermedaille des Brandenburger Landwirtschaftsministeriums.

Siegerin Jungkühe: Gernotta vom Bullen General. Die AG Gräfendorf e. G. erhielt dafür von Hartmut Aust die Silbermedaille des Brandenburger Landwirtschaftsministeriums. © RBB GmbH

Ehrung verdienter Brandenburger DSN-Züchter, v. l.: Marco Hartmann, Maria Thiele, Michael Jänsch und Hansgeorg Löwe.

Ehrung verdienter Brandenburger DSN-Züchter, v. l.: Marco Hartmann, Maria Thiele, Michael Jänsch und Hansgeorg Löwe. © RBB GmbH

Älteste Kuh der Schau: Uschi vom Demeterhof Rittgarten Andrea Wesche aus Nordwestuckermark vom Bullen Jupiter. Sie bekam eine Plakette des Brandenburger Landwirtschaftsministeriums in Bronze überreicht.

Älteste Kuh der Schau: Uschi vom Demeterhof Rittgarten Andrea Wesche aus Nordwestuckermark vom Bullen Jupiter. Sie bekam eine Plakette des Brandenburger Landwirtschaftsministeriums in Bronze überreicht. © RBB GmbH

Kuh Nadia von der AG Gräfendorf e. G. wurde von Dr. Jörg Höfener vom Landeskontrollverband Berlin-Brandenburg für die höchste Lebensleistung (37.677 kg Milch) ausgezeichnet. Sie hat sechs Kälber zur Welt gebracht.

Kuh Nadia von der AG Gräfendorf e. G. wurde von Dr. Jörg Höfener vom Landeskontrollverband Berlin-Brandenburg für die höchste Lebensleistung (37.677 kg Milch) ausgezeichnet. Sie hat sechs Kälber zur Welt gebracht. © Susanne Gnauk

Die Klassenbesten der Jungkühe.

Die Klassenbesten der Jungkühe. © Susanne Gnauk

Diese exzellente, ausgeglichene Töchtergruppe des RBB-Besamungsbullen Semper kommt aus den Agrargenossenschaften Beyern und Gräfendorf.

Diese exzellente, ausgeglichene Töchtergruppe des RBB-Besamungsbullen Semper kommt aus den Agrargenossenschaften Beyern und Gräfendorf. © RBB GmbH

Markgraf-Töchtergruppe aus den Agrargenossenschaften Züllsdorf und Gräfendorf mit hervorragenden Eutern und soliden Milchleistungen.

Markgraf-Töchtergruppe aus den Agrargenossenschaften Züllsdorf und Gräfendorf mit hervorragenden Eutern und soliden Milchleistungen. © RBB GmbH

Silbermedaille für die Züchter der Agrargenossenschaft Gräfendorf e. G.

Sichtlich schwer fiel es den Preisrichtern, Günter Koch und Thies Karstens aus Schleswig-Holstein, aus den Kuh-Kollektionen die Sieger und Reservesieger der Klassen, Jung und Alt sowie die Champion-Kuh zu küren. Nicht immer war es die Kuh mit dem besten Euter, denn schließlich galt es auch, die typischen Merkmale eines Zweinutzungsrindes hochzuhalten. Als Siegerin der Jungkühe wurde Gernotta vom Vater General gewählt. Dafür erhielten die Züchter der Agrargenossenschaft Gräfendorf e. G. die Silbermedaille des Landwirtschaftsministeriums.

Jungkuh-Reservesiegerin wurde Selma, Katalognummer 22, vom Bullen Semper, Reservesiegerin der Altkühe Svea, eine Best-Tochter aus Gräfendorf. Als Siegerin der Altkühe und Champion der Schau kürten die Preisrichter schließlich Gertrude aus der AG Gräfendorf, Katalognummer 51 (Vater General), eine Kuh der dritten Laktation.

Kuh Nadia (Katalognummer 63) von der AG Gräfendorf wurde von Geschäftsführer Dr. Jörg Höfener vom Landeskontrollverband Berlin-Brandenburg für die beste Lebensleistung mit 37.677 kg Milch ausgezeichnet. Sie hat sechs Kälber zur Welt gebracht.

Als älteste Kuh der Schau bekam Uschi vom Demeterhof Rittgarten Andrea Wesche aus Nordwestuckermark eine Plakette des Brandenburger Landwirtschaftsministeriums.

„Superfitte, auffällig gute Zweinutzungskühe mit hervorragenden Eutern“

Maria Thiele, Geschäftsführerin des Vereins Genereserve Deutsches Schwarzbuntes Niederungsrind, moderierte die Präsentation von Nachzuchten der RBB-Besamungsbullen Markgraf und Semper. Die Töchter des „Powerpaketes“ Markgraf aus den Agrargenossenschaften Züllsdorf und Gräfendorf zeigten laut Thiele solide Milchleistungen in der Erstlaktation und Euter mit wünschenswerter Strichplatzierung. Die exzellente Töchtergruppe des vielseitig veranlagten Bullen Semper von den Agrargenossenschaften Beyern und Gräfendorf stellten, so Thiele, „superfitte, auffällig gute Zweinutzungskühe mit hervorragenden Eutern“ dar.

Brandenburger Züchter geehrt

Unter dem Motto „Retter, Macher und Könner“ stand die Ehrung verdienter Brandenburger Züchter des Deutschen Schwarzbunten Niederungsrindes. Hansgeorg Löwe, bis 2008 Vorsitzender der LPG, später AG Gräfendorf und bis 2013 Vorsitzender des Vereins Genreserve DSN, Michael Jänsch (Vorsitzender des Genreservevereins, bis 2021 Vorstandsvorsitzender der AG Gräfendorf) und Marco Hartmann (Geschäftsführer der AG Gräfendorf) wurden für ihre Verdienste um die Erhaltung des Deutschen Schwarzbunten Niederungsrindes im Ring geehrt.

Maria Thiele, Geschäftsführerin des Vereins Genreserve DSN und züchterische Betreuerin der Genreserve bei der RBB Rinderproduktion Berlin-Brandenburg GmbH, erhielt eine Anerkennung für die engagierte Vorbereitung der Schau.

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50 Jahre Genreservezucht Brandenburg

Die deutsche DSN-Population zählt heute rund 2.600 Herdbuchtiere. Im Verein Genreserve DSN sind sieben aktive Zuchtbetriebe mit allein 1.300 Herdbuchkühen organisiert. In Gräfendorf, dessen Betrieb alle Siegerkühe bis auf die älteste Kuh der Schau stellte, steht die größte DSN-Herdbuchherde mit 810 Kühen. Diese brachten es 2021 auf durchschnittlich rund 8.000 kg Milch. Der neue, luftige Stall für die wertvollen Tiere konnte am Nachmittag besichtigt werden.

Ein weiterer Verband, der Verein zur Erhaltung und Förderung des DSN mit Sitz im niedersächsischen Stade, zählt heute rund 200 Mitglieder (60 % davon sind Tierhalter, die Hälfte der aktiven Züchter Biobetriebe) und etwa 1.000 DSN-Kühe.

Die Verbände stehen nicht nur im Austausch mit Kollegen aus ganz Deutschland, sondern schauen sich auch international nach Genetik um. So konnten in Gräfendorf Züchter aus Irland und den Niederlanden begrüßt werden. Denn es gilt, den Inzuchtgrad so niedrig wie möglich zu halten und das gelingt hervorragend. Das konsequente Zuchtprogramm mit Milchleistungsprüfung und Zuchtwertschätzung, die Reinrassigkeit und der geringe Inzuchtgrad seien einzigartig in Deutschland, so RZB-Geschäftsführerin Buchholz. Eine Chronik der 50 Jahre DSN-Genreservezucht in Brandenburg ist auf der Homepage der RBB Rinderproduktion Berlin-Brandenburg GmbH zu finden.