Strategien im Ökolandbau

Ernte 2025: Wie das Wassergut Canitz mit Stroh und Schädlingen umgeht

Den Drusch lässt das Wassergut schon seit Jahren vom Lohnunternehmen Beckwitz ausführen. © Leipziger Gruppe

Die Ernte 2025 ist eine echte Geduldsprobe. Wie das Wassergut Canitz trotz Wetterkapriolen gute Erträge einfährt, Stroh birgt, mit innovativen Lösungen für Kartoffeln experimentiert – und sich auf neue Schädlinge vorbereitet. Neues von unserem Praxispartner in Sachsen.

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Die Ernte geht, die Ernte steht: Auch auf dem Wassergut Canitz ist der Drusch von zum Teil mehrtägigen Unterbrechungen geprägt. Was in den ersten drei Monaten des Jahres an durchschnittlichem Niederschlag fehlte, kam dann zur Zeit der vegetativen Entwicklungsphase (April und Mai) zur rechten Zeit vom Himmel.

Dinkel: Gute Bio-Erträge trotz schwieriger Bedingungen

Die Ernte startet auf dem Wassergut Canitz im Durchschnitt immer um den 15. Juli herum. Dieses Jahr war der erste Druschtag Sonntagmittag, der 20. Juli. Grund dafür waren die Regentage ab 12. Juli. Knapp 20 ha Dinkelvermehrung der Sorte Franckentop wurden gedroschen. Und dies mit einem für den ökologischen Anbau guten Ertrag von 52 dt/ha. Bis 23 Uhr holte der Mähdrescher auch noch knapp 8 ha Anbaufläche des Konsum-Dinkels vom Feld. Dann war mehrere Tage Pause, bevor als Nächstes eine 8,1 ha große Vermehrungsfläche für Druscherbsen abgeräumt werden konnte.

Wie gewöhnlich wachsen auf dem Wassergut einschließlich der später zu erntenden Sojabohnen auf rund 300 ha Druschfrüchte. Dazu zählen in diesem Jahr 80 ha Dinkel der Sorte Zollernspelz, rund 45 ha Winterweizen der Sorten Tobias und Vinzenz, 40 ha Hafer der Sorte Max und 11 ha Hafer der Sorte Rambo zur Vermehrung. Hinzu kommen Sommerbraugerste (Avalon), Winterroggen (Inspector), Sommerweizen (Saludo) und Triticale zur Vermehrung (Fantastico) mit einer Anbaufläche von insgesamt 65 ha.

Im Dinkel fiel der Startschuss für den Getreidedrusch auf dem Wassergut
Im Dinkel fiel der Startschuss für den Getreidedrusch auf dem Wassergut. © Karsten Bär

Drescharbeiten im Wassergut Canitz: Strategie mit zwei Mähdreschern

Für den Drusch greift das Wassergut auf einen Dienstleister zurück. Schon seit Jahren arbeitet der Betrieb hierzu mit dem Lohnunternehmen Beckwitz aus Nordsachsen zusammen. Während der Ernte ist das Lohnunternehmen mit bis zu zwei Dreschern auf dem Wassergut Canitz. „Ein Drescher ist zu wenig“, sagt Geschäftsführer Dr. Bernhard Wagner. In der Regel nimmt die Ernte zehn bis 14 reine Druschtage in Anspruch. Meist ist die Getreideernte Ende Juli abgeschlossen. „Das ist uns in diesem Jahr nicht gelungen“, so Wagner.

Den Drusch lässt das Wassergut schon seit Jahren vom Lohnunternehmen Beckwitz ausführen.
Den Drusch lässt das Wassergut schon seit Jahren vom Lohnunternehmen Beckwitz ausführen. © Leipziger Gruppe

Das geerntete Vermehrungsgetreide lässt das Wassergut in der Lerchenbergmühle im nordsächsischen Jesewitz als Saatgut aufbereiten. Es wird für die in Sachsen ansässige VO-Firma Silotech GmbH produziert, mit der der Betrieb gut zusammenarbeitet. Das Konsumgetreide geht zunächst komplett ins Lager. Das ermöglicht eine flexible Vermarktung.

Strohbergung optimieren: Nass oder auf dem Feld belassen?

Parallel zum Getreide wird auch das Stroh geerntet. Beim Erntestart im Dinkel wurde es allerdings noch auf dem Feld belassen. Die Wetterprognosen hatten starken Regen angekündigt. Da sich zum einen nasse Strohschwaden schlecht pressen lassen und zum anderen auf diesen Schlägen in der Fruchtfolgeplanung das Stroh sowieso auf dem Feld verbleiben sollte, konnte der Betrieb es hier breit verteilen. Die benötigten etwa 1.000 Rundballen, die der Betrieb als Wintereinstreu für seine Fleisch­rinder einsetzt, wurden inzwischen in Rundballen gepresst. Die Ballen lagert das Wassergut in abgedeckten Feldmieten und in einer Feldscheune. Denn wegen der Abstandsvorgaben der Versicherung ist eine Lagerung auf dem Betriebsgelände nicht mehr möglich.

Stroh wird gepresst. Etwa 1.000 Rundballen braucht der Betrieb.
Stroh wird gepresst. Etwa 1.000 Rundballen braucht der Betrieb. © Leipziger Gruppe

Zwischenfruchtanbau, überwinternde Stoppel und Unkrautkontrolle

Nach Drusch und Strohbergung erhalten die Flächen, die es benötigen, eine Kalkung. Auf Flächen, auf denen eine Winterfrucht folgt, führt das Wassergut eine Bodenbearbeitung aus. Auf anderen Flächen überwintert die Stoppel, hier wird nur gemulcht, um das Unkraut klein zu halten, was den Status der überwinternden Stoppel nicht beeinträchtigt.

Die Zwischenfrucht wird in Mulchsaat ausgebracht. Zusammenstellungen von verschiedenen Untersuchungen durch Prof. Knut Schmidtke hätten gezeigt, dass bis zu 80 % der Ausfall- und Unkrautsamen auf Stoppel bereits drei Wochen nach dem Drusch von Vögeln und Kleintieren gefressen würden. Es sei also sinnvoll, sie nicht durch eine Bodenbearbeitung rasch nach der Ernte unter die Erde zu bringen. Dennoch hat dieser Weg auch Nachteile. „Unsere Strategie ist noch nicht komplett zu Ende gedacht“, räumt Bernhard Wagner ein. Man müsse schauen, mit welchen Maßnahmen man Erfolg habe und Nachteile vermeide. Dies sei auch immer von der konkreten Situation und ihren Rahmenbedingungen abhängig.

Kartoffelernte 2025: Wassergut Canitz testet neuartigen Krautschlegel

Noch während die Mähdrescher durchs Getreide fuhren – oder aber eben auf Erntebedingungen warteten –, gab es auch in den Kartoffeln zu tun. Ende Juli begann das Wassergut mit dem Abschlagen des Kartoffelkrautes. Zum Testeinsatz kam dabei ein neuartiger Krautschlegel, der durch hinten zusätzlich installierte Reifen nach dem Krautschlagen den Damm behutsam andrückt. „Bisher haben wir das mit einem selbst gebauten Gerät gemacht“, sagt der Geschäftsführer. Das neue Gerät war auf den Öko-Feldtagen ausgestellt und fand sofort Interesse beim Team des Wassergutes. Das Andrücken erfolgt dabei in einem Arbeitsgang mit dem Krautschlagen und spart somit eine Überfahrt. Ziel ist es, Risse im Damm zu schließen, um das „Grünwerden“ der Kartoffeln im Damm zu verhindern.

Der neue Kartoffelschlegel drückt nach dem Krautschlagen behutsam den Damm fest.
Der neue Kartoffelschlegel drückt nach dem Krautschlagen behutsam den Damm fest. © Leipziger Gruppe

Speisekartoffeln 2025: Hohe Qualität, niedrige Preise?

Speisekartoffeln wachsen auf 30 ha auf dem Wassergut, hinzu kommen noch Vermehrungskartoffeln. Dass Bernhard Wagner mit Sorge auf diese Ackerfrucht schaut, hat indes nichts mit dem Bestand zu tun. Durch Trockenphasen habe es in diesem Jahr tendenziell weniger krankheitsfördernde Bedingungen gegeben. Es gab keine bzw. sehr spät leichten Phytophthora-Befall und auch der Schaden durch Kartoffelkäfer war überschaubar und sortenspezifisch. Die Marktaussichten sind indes trüb. „Es ist sehr viel gute Ware am Markt“, so Bernhard Wagner. Dies werde sich absehbar in sehr geringen Erzeugerpreisen widerspiegeln.

Schilf-Glasflügelzikade bedroht Zuckerrüben und Kartoffeln

Doch auch mit Blick auf die Pflanzengesundheit gibt es zumindest Anlass zur Wachsamkeit. Es gibt – bislang überwiegend in Süddeutschland – Klagen über die Ausbreitung der Schilf-Glasflügelzikade, die ein Vektor für die Krankheit Stolbur und somit mittelbar verantwortlich für die Ausbildung sogenannter Gummi-Knollen bei Zuckerrüben und Kartoffeln ist.

In Sachsen hat das Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG) ein Monitoring-Programm zur Überwachung der Glasflügelzikade aufgelegt. Daran möchte der Betrieb ab nächstem Jahr teilnehmen, um zumindest etwas vorbereitet zu sein. Allerdings mit der Gewissheit, dass vorerst in einem Bio-Betrieb nur Möglichkeiten im Rahmen der Fruchtfolgegestaltung angestrebt werden können.

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