Tierhaltung der Zukunft: Wie ein neues Kompetenzzentrum in Sachsen den Stallbau revolutionieren will
Wissenschaftler und Praktiker aus Sachsen haben das „Kompetenzzentrum für zukunftsfähige Tierhaltung“ gegründet. Der Verein will interdisziplinär den Forschungsstand in die Praxis bringen und wegweisende Lösungen für den Stallbau entwickeln.
In der zweiten Juliwoche hat sich das „Kompetenzzentrum für zukunftsfähige Tierhaltung“ an der TU Bergakademie Freiberg gegründet. Der neue Verein will die Forschungsanstrengungen zum Stallbau in Sachsen zusammenführen. Zu den Gründungsmitgliedern zählen überwiegend Persönlichkeiten aus universitären Einrichtungen im Freistaat Sachsen und deren Umfeld. Die TU Bergakademie Freiberg ist ebenfalls Mitglied.
Großen Forschungsvorlauf in die landwirtschaftliche Praxis überführen
In Sachsen gebe es viele hochmotivierte Tierhalter, die mit gesunden Tieren Wertschöpfung generieren wollen, sagte der Vorsitzende des neuen Vereins, Prof. Dr. Alexander Starke von der Veterinärmedizinischen Fakultät der Universität Leipzig. Dazu müssten sie jedoch planungssicher wissen, wie sie bei Investitionen sowohl tierwohl- und umweltgerecht als auch ökonomisch vertretbar bauen. Dem will das Kompetenzzentrum entsprechen. „Wir haben viele Forschungseinrichtungen in Sachsen und einen großen Forschungsvorlauf“, so Starke weiter. Es gelte, dieses Wissen in die Praxis und in die Produktion zu bringen.
Man werde im Kompetenzzetrum zukunftsfähige Tierhaltung Wissen sammeln, für die Praxis aufbereiten und zugänglich machen. Auch soll der Verein Themen, die künftig relevant werden, identifizieren und evidenzbasierte Lösungen erarbeiten. Ein weiteres Anliegen sei es, junge Leute zu motivieren, in der Branche eine berufliche Zukunft zu suchen, betonte der Vereinsvorsitzende.
Kompetenzzentrum zukunftsfähige Tierhaltung vereint viele Fachleute
Von einem aktuell „enormen Handlungsdruck“ für die tierhaltenden Betriebe sprach der ebenfalls dem Vorstand angehörende ehemalige Abteilungsleiter Landwirtschaft im Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG), Dr. Uwe Bergfeld. In dem interdisziplinären Ansatz des neuen Kompetenzzentrums stecke viel Potenzial, verschiedene Themen und Problemstellungen komplex anzugehen. Unter den Mitgliedern sind Baufachleute aus Forschung und Praxis, Experten für Sensor- und Messtechnik sowie mit dem Rektor der TU Bergakademie Freiberg, Prof. Dr. Klaus-Dieter Barbknecht, auch ein Rechtswissenschaftler. Dr. Steffen Pache, bis vor Kurzem Referent für landwirtschaftliches Bauen im LfULG, bringt Erfahrung von der Schnittstelle zwischen Agrarverwaltung, Forschung und Praxis ein.
Kompetenzzentrum will beispielhafte Stallprojekte begleiten und weiterentwickeln
Bergfeld sagte, der Verein wolle die vorhandenen Kompetenzen vernetzen und auf diese Weise innovative Zukunftslösungen für die Tierhaltung entwickeln und in die Praxis bringen. Dabei sollen auch „Praxislabore“ eine Rolle spielen – Stallprojekte, in denen neue Ansätze beispielhaft realisiert und unter Praxisbedingungen weiterentwickelt werden.
Als ein Vorbild für solche möglichen Praxislabore gilt dem Kompetenzzentrum der kürzlich offiziell eröffnete Kuhgarten der Dresdner Vorgebirgs Agar AG in Kreischa. Thomas Seidel, der Geschäftsführer des Unternehmens Hermes GmbH Stallbau aus Flöha, das den Kuhgarten geplant und gebaut hat, ist ebenfalls Gründungsmitglied des Kompetenzzentrums für zukunftsfähige Tierhaltung.
Technologieoptimierung durch fachübergreifenden Wissenstransfer
Als ein Beispiel für Themen, die das Kompetenzzentrum für zukunftsfähige Tierhaltung aufgreifen und weiterverfolgen wird, nannte der stellvertretende Vorsitzende, Prof. Dr. Rüdiger Schwarze, aktuelle Untersuchungen der Freiberger TU, die derzeit Messmethoden zur Ermittlung der Treibhausgasemissionen in Milchviehanlagen entwickelt. Schwarze arbeitet am Institut für Mechanik und Fluidmechanik und ist Inhaber des Lehrstuhls für Strömungsmechanik und Strömungsmaschinen.

Dass der interdisziplinäre Ansatz entscheidend ist, um vorhandenes Wissen in praktischen Nutzen für die Tierhaltung umzuwandeln, zeigte Professor Dr. Michal Mertig vom Institut für Physikalische Chemie und vom Kurt-Schwabe-Institut für Mess- und Sensortechnik in Meinsberg auf. Heute gebe es „fantastische Möglichkeiten“, Sensorik in den Stall zu bringen und dadurch auch Arbeitsaufwand zu sparen. Dies gelinge jedoch nur, wenn man genau wisse, was gemessen werden muss, um daraus Rückschlüsse für höheres Tierwohl und höhere Leistungsfähigkeit zu ziehen.
Das Kompetenzzentrum für zukunftsfähige Tierhaltung ist aktuelle noch auf Sachsen beschränkt. Man sei jedoch offen für Partner und Vorhaben über die Grenzen des Freistaates hinaus, so Vereinsvorsitzender Prof. Starke und verstehe die Vereinsgründung in diesem Sinne als Initialzündung.

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