Kuhgarten in Kreischa: Innovatives Stallkonzept jetzt in Betrieb
So kommt die Weide in den Stall: Die Dresdner Vorgebirgs Agrar AG hat ihren Kuhgarten in Kreischa eröffnet. Viel Platz, gutes Klima und ein innovativer Fußboden sind Kernstücke des Konzepts.
Es ist in dieser Dimension ein bisher einmaliges Projekt: Die Dresdner Vorgebirgs Agrar AG hat in Kleincarsdorf bei Kreischa ihren „Dresdner Kuhgarten“ in Betrieb genommen. Im Beisein von Sachsens Landwirtschaftsminister Georg-Ludwig von Breitenbuch (CDU) feierte der Betrieb die offizielle Eröffnung des neuen Milchviehstalls, der Maßstäbe für eine moderne Tierhaltung setzt und Platz für bis zu 630 Kühe bietet.
Niederländisches Konzept: Die Weide in den Stall bringen
Das aus den Niederlanden stammende Kuhgarten-Konzept beruht auf dem Gedanken, im Stall Weidebedingungen nachzuempfinden. Der sogenannte Serre-Stall des niederländischen Anbieters ID Agro ist an den Seiten offen und wird von einer besonderen Konstruktion mit Doppelmembrandach bedeckt. Dadurch wird ein optimales Stallklima mit Frischluft und Tageslicht ermöglicht. Ein spezieller Fußboden, der „High Welfare Floor“ von ID Agro, ist weich und feuchtigkeitsdurchlässig. Urin und Kot werden dadurch getrennt, was Ammoniak-Emissionen vermindert. Mehrere Entmistungsroboter, die im Stall im Einsatz sind, entfernen die Festbestandteile. Aus der abgeschiedenen Flüssigkeit könne perspektivisch Flüssigdünger gewonnen werden, wie Vorstandsvorsitzender Ingolf Schulze erklärt. Das Konzept eines Kuhgartens ist bisher nur einmal und in deutlich kleinerem Maßstab in den Niederlanden umgesetzt worden.
Im Kuhgarten in Kreischa füttern, misten und melken Roboter
Robotik wird im Kuhgarten Kreischa auch für die Fütterung und für das Melken eingesetzt. Neun Melkroboter Lely Astronaut A5 sind im Stall installiert. Die Fütterungsroboter korrespondieren miteinander, sodass den Tieren jederzeit ausreichend Futter vorgelegt wird.

Ein weiteres besonderes Merkmal des Kuhgartens sind die im Stall verteilten Bepflanzungsinseln mit Bäumen und Sträuchern, die ebenfalls zur Klimaverbesserung beitragen. Man habe sich bei der Auswahl auf Arten orientiert, die auch in der Stadtbegrünung Anwendung finden, mit Schatten klarkommen und nicht zu mächtig werden, etwa Hainbuchen, Felsenbirnen oder Zimtapfel, so Vorstand Lutz Müller.
Jeder Kuh stehen zwölf Quadratmeter zur Verfügung
In dem Kuhgarten in Kreischa mit einer Grundfläche von 140 mal 70 Meter steht jedem Tier Platz von 12 m2 zur Verfügung. Die Möglichkeit des Weidegangs ist ebenfalls vorhanden sein und wird derzeit für alle Tiere ermöglicht. Damit entspricht der Standard der Haltungsstufe 4. Entsprechend werde man auch die Milch vermarkten, so Ingolf Schulze. Zum diesen Zweck hat man die Heinrichsthaler Milchwerke als Partner gewonnen.
Die ersten Kühe wurden Anfang Mai eingestallt. Für den Bestandsaufbau habe man auf Zukäufe von der Agrargenossenschaft Oberes Elbtal Reinhardtsdorf zurückgegriffen, von der man hochwertiges Milchvieh beziehen konnte, wie der Vorstandsvorsitzende betont. Die guten Haltungsbedingungen zahlten sich bereits aus, was sich in Tagesleistungen von 40 Litern je Kuh widerspiegele.
Juristische Einsprüche verzögerten den Kuhgarten in Kreischa
Die 2018/19 mit den ersten Planungen begonnene Realisierung des Kuhgartens in Kreischa hatte sich durch juristische Einsprüche immer wieder verzögert. Infolgedessen musste am alten Standort in Obernaundorf noch einmal Geld in Größenordnungen investiert werden, um die Milchproduktion aufrecht zu erhalten. Aus diesem Grund wird der alte Stall entgegen der ursprünglichen Absicht vorerst weiterbetrieben.
In den Kuhgarten selbst investierte die Dresdner Vorgebirgs Agrar AG 13 Mio. Euro. Laut sächsischem Landwirtschaftsministerium förderte der Freistaat das Vorhaben über die Förderrichtlinie „Landwirtschaft, Innovation, Wissenstransfer“ mit rund 6,9 Mio. Euro. Es sei die größte Investition in der 1991 begonnenen Unternehmensgeschichte, so Ingolf Schulze. Während viele Betriebe in den vergangenen Jahren die Tierhaltung zurückgefahren hätten, gehe man den entgegengesetzten Weg. Dazu habe man sich entschlossen, etwas Neues und Richtungsweisendes zu schaffen.
Minister lobt Mut des Betriebes und innovatives Stallkonzept
Diese Entscheidung fand auch seitens des Landwirtschaftsministers Anerkennung. Mit dem Kuhgarten in Kreischa zeige die Dresdner Vorgebirgs Agrar AG, dass es Betriebe gebe, die den Mut haben, neue Wege zu gehen, und Durchhaltewillen zeigen, sagte er während der Eröffnung. „Dieser Stall ist eine zukunftsweisende Verbindung von Tierwohl, Digitalisierung, Wirtschaftlichkeit, Klimaschutz und Hygiene“, so der Minister. Er hoffe, dass dies auch die bisherigen Kritiker überzeuge.
Abgeschlossen sind die Pläne der Dresdner Vorgebirgs Agrar AG am Standort noch nicht. Über den neben dem Technikstützpunkt in Kleincarsdorf entstanden „Dresdner Kuhgarten“ hinaus will der Agrarbetrieb noch einen Kälberstall errichten. Dabei werde man sich wieder auf innovative Ansätze orientieren und dieses Mal dem CO2-Fußabdruck besonderes Augenmerk widmen, wie Lutz Müller erklärt.
Dresdner Vorgebirgs Agrar AG will Kompetenzzentrum vor Ort
Sehr gut vorstellen könne er sich, dass am Standort ein Kompetenzzentrum Landwirtschaft entsteht, das zum einen der Erfahrungsvermittlung mit der Pilotanlage dient und in dem zum anderen Wissen und Fähigkeiten unterschiedlicher Institutionen gebündelt werden, so Ingolf Schulze. Es gebe viel Potenzial in Sachsen, das mit Unterstützung des Freistaates an diesem Ort zusammengeführt werden könnte.

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