Obsthof Müller

Millionen Süßkirschen geerntet: Doch ein Detail entscheidet über den Erfolg

Betriebsleiter Alexander Müller ist mit dem Ertrag und der Qualität der Süßkirschen in diesem Jahr überaus zufrieden. © Detlef Finger

Eine vielversprechende Süßkirschenernte trotz Wetterkapriolen: Mitten in der Ernte sah sich der Obsthof Müller in Querfurt mit Regen, Hagel und Unwetter konfrontiert. Wie Obstbauer Alexander Müller damit und mit steigenden Kosten umging und welche Rolle die Größe der Früchte spielen.

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Ende der KW 29 könnte die am 2. Juni mit der sehr frühen Sorte Earlise gestartete Süßkirschen-Ernte auf dem Obsthof Müller beendet sein, blickte Inhaber Alexander Müller beim Besuch am 10. Juli voraus. Anfang vergangener Woche wurde noch die Sorte Henriette gepflückt, danach folgte Kordia, zuletzt Regina. Die drei spätreifenden, dunkelrot bis violettschwarz glänzenden, aromatischen Sorten machen zusammen etwa die Hälfte des Süßkirschen-Anbaus im Betrieb aus. Dieser umfasst insgesamt 18 gestaffelt reifende Sorten auf zusammen rund 6 ha Fläche.

Betriebsleiter Alexander Müller ist mit dem Ertrag und der Qualität 
der Süßkirschen in diesem Jahr überaus zufrieden. © Detlef Finger
Betriebsleiter Alexander Müller ist mit dem Ertrag und der Qualität der Süßkirschen in diesem Jahr überaus zufrieden. © Detlef Finger

Direktvermarktung der Süßkirschen im Hofladen

Mit dem Ertrag und der Qualität der Süßkirschen ist Müller überaus zufrieden. Die späten Sorten stachen mit einem Anteil von mehr als 50 % Früchten mit einem Kaliber (Durchmesser) von ≥30 mm noch heraus. Auch insgesamt waren die Kirschen mit durchschnittlich 70 % vom Kaliber ≥26 mm dieses Jahr relativ groß. „Die größten Früchte sind für die Direktvermarktung im Hofladen bestimmt“, sagt der Betriebsleiter: „Unsere Kunden sollen die beste Ware kriegen.“

Die Süßkirschen landen – nach Kaliber sortiert – in grünen Plaststeigen und werden in diesen auf Paletten zur Vermarktung an die Erzeugergenossenschaft geliefert.
Die Süßkirschen landen – nach Kaliber sortiert – in grünen Plaststeigen und werden in diesen auf Paletten zur Vermarktung an die Erzeugergenossenschaft geliefert. © Detlef Finger

Größe der Süßkirschen entscheidend für Wirtschaftlichkeit

„Ziel sind immer große Früchte“, betont Müller. Die Fruchtgröße sei für den Arbeitsaufwand bei der Ernte und damit für die Gesamtkosten der Produktion ein entscheidender Faktor. Versuchsergebnisse aus Rheinland-Pfalz hätten gezeigt, dass z. B. bei einem nur um einen Millimeter größeren Durchmesser der Kirschen (27 statt 26 mm) die Pflückleistung eines Erntehelfers um 1 t/ha steige. Auf etwa 5–13 g beziffert der Obsterzeuger das Gewicht einer Süßkirsche, wobei die großen Kaliber oberhalb von 10 g liegen. In acht Stunden kommt ein Pflücker auf im Schnitt 120 kg Kirschen, bei 10 g pro Stück sind das 12.000 Früchte, rechnet er vor.

Unwetter-Schäden: Hagel und Regen fordern Obstbau heraus

Während der bisherigen Obsternte blieben Müller auch Schreckmomente nicht erspart. Am 26. Juni traf ein Hagelschlag die Kirschen. Zum Glück schlugen die Hagelkörner bei nur relativ wenigen Früchten die Schale komplett durch. Zudem seien die Einschlagstellen bei mit zunehmender Reife weiter abdunkelnden Früchten weniger sichtbar, während sich diese bei hellen Sorten als dunkle Flecken deutlich negativer bemerkbar machen, erklärt er.

Ein erster Hagelschlag traf vor Himmelfahrt die Aprikosen. Geschädigte Früchte wird der Obsthof z. B. zu Marmelade verarbeiten bzw. zu Likör oder Aprikosenbrand veredeln. Dazu wurde die B-Ware zunächst entsteint und eingefroren oder teils pasteurisiert, um sie haltbar zu machen. Zudem richtete die lang anhaltende Feuchtigkeit des letzten Wochenendes erheblichen Schaden bei den noch zu erntenden Kirschen ohne Regenschutzdach an. Hier platzten bis zu 70 % gerade der großen Früchte. „Man kann sich bei Kirschen erst freuen, wenn man das Geld dafür auf dem Konto hat, und nicht schon, wenn die schönsten Früchte am Baum hängen“, sagt der Betriebsleiter.

Überdachung als Schutz vor Extremwetter geplant

Aus den wiederholten Unwetterereignissen der letzten Jahre zieht Müller vor allem einen Schluss: Es muss weitergehen mit dem Überdachen der Anlagen zum Schutz der Früchte vor Hagel und Starkregen mittels Netzen oder, besser noch: mit PE-Folien. Letztere böten auch bessere Möglichkeiten des Frostschutzes während der Blüte. Das gelte vor allem für Neuanlagen von Aprikosen und Kirschen und insbesondere für das Anbausystem der Super Schlanken Achse (SSA), das Müller in Teilen seiner Anlage bei den Kirschen etabliert. Denn bei diesem seien die Gerüste ohnehin vorhanden. Das Anbausystem zielt auf die Etablierung einer „Fruchtwand“ mit schmalen, in der Reihe eng beieinanderstehenden Bäumen ab. Diese kommen nur auf etwa ein Fünftel des Einzelertrages normaler Bäume, aber größere Früchte. Aufgrund der etwa fünffach höheren Pflanzdichte bleibt der Hektarertrag der gleiche.

Aprikosenernte: Hohe Erträge erfreuen Obstbauern

Die Aprikosenernte begann in Querfurt Ende Juni, vorige Woche waren die zweite und dritte Sorte aus dem frühen Sortiment dran. Acht Sorten, ebenfalls gestaffelt im Reifezeitpunkt, gedeihen in der Plantage auf zusammen knapp einem Hektar. Auch bei diesem Steinobst ist Müller mit dem Ertrag sehr zufrieden.

Moderne Erntetechnik: Kosten senken, Auslastung steigern

Knapp 20 Erntehelferinnen und -helfer, allesamt rumänische und polnische Saisonkräfte, sind auf dem Obsthof beschäftigt. Die Arbeit erleichtern ihnen zwei neuere und zwei ältere Erntemaschinen. Erstere sind Obsternter mit Pflückbändern des Südtiroler Herstellers Hermes, die im Betrieb zum Pflücken von Äpfeln, Kirschen, Pflaumen und Aprikosen, aber auch für andere Arbeiten, wie dem Bauen der Hagelnetze, dem Baumschnitt oder der Fruchtausdünnung, eingesetzt werden.

Für die Apfelernte werden die Bänder der Maschine genutzt, für alle anderen Fruchtarten können diese demontiert und die Maschinen als selbstfahrende Arbeitsplattformen genutzt werden. Allein in der Zeit der Obsternte sind die Mehrzweckgeräte vom Typ Fruit Picker von Juni bis Oktober im Einsatz, durch die Ausweitung der Anwendungsgebiete gegenüber älteren Apfelerntemaschinen verbessert sich ihre Auslastung noch, was wiederum die Stückkosten spürbar senkt.

Saisonkräfte sondern in der Scheune des Obsthofes Süßkirschen mit Schäden oder Makeln aus. Anschließend werden die Früchte über rotierende Spindeln geführt und so nach Größe sortiert.
Saisonkräfte sondern in der Scheune des Obsthofes Süßkirschen mit Schäden oder Makeln aus. Anschließend werden die Früchte über rotierende Spindeln geführt und so nach Größe sortiert. © Detlef Finger

Kostensteigerung: Mindestlohn drückt auf Obstbau-Margen

Zur Anhebung des gesetzlichen Mindeststundenlohns in Deutschland von derzeit 12,82 Euro auf 13,90 Euro ab 2026 bzw. 14,60 Euro ab 2027 sagt Müller, „das Lohnplus macht am Ende das Produkt teurer“. Steigen die Kosten, müsse auch der Produktpreis steigen. Der Staat sei hier der lachende Dritte, weil er mehr Steuern erhalte, so Müller.

Für den besonders arbeitsintensiven Obstbau sei der steigende Personalaufwand indes ein großes Problem, denn die heimischen Erzeuger konkurrieren auf dem Markt mit ausländischen Produzenten, die mit weitaus geringeren Löhnen und Produktionsauflagen wirtschaften. Im Lebensmitteleinzelhandel werde die Ware über den Preis verkauft. „Irgendwann ist Schluss. Oder die Verbraucher sind bereit, höhere Preise für regionale Ware zu zahlen. Aber die Bereitschaft ist irgendwann auch vorbei“, sagt Müller.

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Alexander Müller bespricht sich mit seinem Mitarbeiter. © Detlef Finger

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