Vipperow Agrar GmbH

AgBot T2 im Praxistest: Kann der Feldroboter überzeugen?

Der Feldroboter ermöglicht den autonomen Betrieb und kann stundenlang und ohne Unterbrechung auf dem Acker eingesetzt werden. © Johannes Gawlik

Auf den Feldern der Vipperow Agrar GmbH & Co. KG tut sich so einiges: Mit dem Silphie-Anbau als Mais-Alternative, der Wiederentdeckung alter Kartoffelsorten und dem Test eines autonomen Feldroboters wagt unser Praxispartner in Mecklenburg-Vorpommern Neues. Doch der Betrieb sieht sich auch mit einem Dilemma konfrontiert:

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Auf einer Versuchsfläche von 7 ha hat unser Praxispartner, die Vipperow Agrar GmbH & Co. KG, erstmals die Durchwachsene Silphie ausgesät. Als Viehfutter wurde die Pflanze bereits in der DDR angebaut, konnte sich aber nicht etablieren. Vor mehr als zehn Jahren wurde begonnen, ihre Eignung als Energiepflanze für Biogasanlagen zu untersuchen und wird seitdem von zahlreichen Ackerbaubetrieben angebaut.

Durchwachsene Silphie: Mehrjährige Vorteile für Ackerboden und Betrieb

Anders als Kulturmais, der nur einjährig ist, kann die Energiepflanze in Dauerkultur angebaut werden. Hat sich die hochwachsende, gelb blühende Pflanze aus der Familie der Korbblütler auf dem Feld etabliert, kann sie mindestens zehn Jahre lang jedes Jahr geerntet werden. „Sie könnte, wenn unsere leichten Böden es zulassen, Teile unserer Maiskulturen ersetzen“, sagt Johannes Gawlik, Betriebsleiter der Vipperow Agrar. Der Biomasseertrag sei mit dem von Mais vergleichbar.

Durch ihre Mehrjährigkeit habe die Pflanze noch weitere Vorteile: Sie schützt den Ackerboden vor Austrocknung, da er nicht wie bei der Maisaussaat im Frühjahr regelmäßig bearbeitet werden muss. Das verhindert die Bodenerosion und damit den Verlust von Nährstoffen, so Johannes Gawlik. Auch der Einsatz von Dünger und Pflanzenschutzmitteln sei geringer. Die Durchwachsene Silphie werde den Mais nicht komplett verdrängen, ist sich der Junglandwirt sicher. Sie ist aber eine Alternative mit diversen ökologischen Vorteilen.

Ob Wartung oder Reparatur: die leistungsfähigen Maschinen und Geräte müssen jederzeit einsetzbar sein.
Ob Wartung oder Reparatur: die leistungsfähigen Maschinen und Geräte müssen jederzeit einsetzbar sein. © Johannes Gawlik

Alte Sorten neu entdeckt: Vielfalt bei Speisekartoffeln in Vipperow

Vielfalt könnte es in Zukunft bei den Speisekartoffeln des Ackerbaubetriebes geben. Denn zurzeit werden mehr als 20 seltene Kartoffel­sorten für einen Versuch in den Boden gepflanzt. Darunter auch das Bamberger Hörnchen, das zu einer der ältesten Sorten Deutschlands zählt. Da es sich nur um kleine Mengen an Setzkartoffeln handelt, die verschiedene Formen und Größen haben, müssen die Knollen mit der Hand gepflanzt werden. Sollte sich die ein oder andere Sorte bewähren, könnte es sein, dass der Betrieb diese Speisekartoffelsorte in Zukunft in größerem Stil anbaut und im Hofladen verkauft.

Bildergalerie: Kartoffelanbau

Für den Versuch pflanzen Guido Eska (l.) und Christian Simon (r.) die Knollen in den vorbereiteten Boden.

Für den Versuch pflanzen Guido Eska (l.) und Christian Simon (r.) die Knollen in den vorbereiteten Boden. © Astrid Wiebe

Die Farben und Formen der seltenen Sorten sind vielfältig. © Astrid Wiebe

Die Farben und Formen der seltenen Sorten sind vielfältig.

Die Farben und Formen der seltenen Sorten sind vielfältig. © Astrid Wiebe

AgBot T2: Feldroboter im Praxis-Test

Futuristisch mutet der Feldroboter AgBot T2 von AgXeed an, den sich Johannes Gawlik und Betriebsleiter Martin Groß vor ein paar Tagen von Agrarvis Technik ausgeliehen haben, um ihn auf dem Feld auf Herz und Nieren zu testen. Die selbstfahrende, autonome Maschine kann unbeaufsichtigt arbeiten und so einen Traktor komplett ersetzen.

Mithilfe von Sensoren nimmt der AgBot T2 Informationen auf und verarbeitet die gesammelten Daten in Echtzeit. Die Dreipunkt-Anhängung ermöglicht den Einsatz jeglicher Anbaugeräte. Überraschend gut und vielfältig sei das Gerät einsetzbar, das einen elektrischen Antrieb für die Raupenlaufbänder hat. „Zwar benötigt das Modell im Vergleich zu einem herkömmlichen Traktor mehr Zeit bei den Arbeiten auf dem Acker, aber dafür kann es deutlich über 20 Stunden am Stück eingesetzt werden. Und das bei Tag und Nacht ohne jegliche Arbeitskraft auf dem Traktor“, so Johannes Gawlik. Die Arbeitsergebnisse des AgBot T2 seien gleichbleibend hoch und könnten den Arbeitskräften Freiräume schaffen, um andere Aufgaben zu verrichten.

Autonome Landtechnik: Effizienzsteigerung und Kostensenkung durch Feldroboter

Ungefähr 350.000 Euro kostet der AgBot T2, der mit Smartphone, Tablet oder am Laptop mit einer App gesteuert werde. Trotz der hohen Investitionskosten zur Anschaffung sei es eine Überlegung wert, sich so ein Gerät zu kaufen. „Nicht heute oder morgen, aber vielleicht dann, wenn einer der großen Traktoren ersetzt werden muss.“ Denn es gebe verschiedene positive Aspekte: „Das betrifft nicht nur das Sparpotenzial bei den Lohnkosten. Gerade jetzt, wo die Erhöhung des gesetzlichen Mindestlohns auf 15 Euro im Raum steht und für unseren Betrieb eine entscheidende Rolle spielt.“

Das geringe Gewicht des Feldroboters im Vergleich zur großen Landtechnik habe den Vorteil, dass der ausgeübte Druck auf den Ackerboden bei der Feldüberfahrt wesentlich niedriger sei und somit die Bodenverdichtung verringert werden könne. Dank seiner präzisen Datenerfassung sei es mit dem Feldroboter möglich, Kraftstoffe, Dünge- und Pflanzenschutzmittel sowie Instandsetzungs- und Reparaturkosten der Landtechnik zu reduzieren.

So tauscht Fiete Schröder, ausgebildeter Landmaschinenschlosser und für alle Arbeiten in der Werkstatt zuständig, beispielsweise ein- bis zweimal in der Woche die Zinken und Schare des Tiefenlockerers aus. „Die Reparaturen und Instandhaltungen sind hohe Kostenfaktoren, aber notwendig. Trotzdem müssen wir zur Effizienzsteigerung unsere Betriebskosten senken, gleichzeitig die Produktivität erhöhen und die Umwelt schonen“, betont Johannes Gawlik.

Um die Landtechnik instand zu halten, ist Landmaschinenschlosser Fiete Schröder täglich in der Werkstatt im Einsatz.
Um die Landtechnik instand zu halten, ist Landmaschinenschlosser Fiete Schröder täglich in der Werkstatt im Einsatz. © Astrid Wiebe

Landwirte im Dilemma: Zwischen Verordnungen und Marktdruck

Das stehe im krassen Widerspruch zu den heutigen Verordnungen und Umweltgesetzen, die ihn als Landwirt massiv einschränken. „Unser Dilemma ist, dass wir zwischen den Stühlen sitzen“, sagt der 27-jährige Landwirt. „Wir sind Preisnehmer und müssen den herrschenden Marktpreis als gegeben akzeptieren.“

Trockenheit und Ernte: Warum sechs Tonnen Gerste schon ein Erfolg sind

Beispielsweise liege der Gerstenpreis zurzeit auf sehr niedrigem Niveau. Um kostendeckend produzieren zu können, reiche der derzeitige Marktpreis bei der aktuellen Ertragserwartung nicht aus. „Wenn wir bei der herrschenden Trockenheit in diesem Jahr sechs Tonnen erzeugen, können wir froh sein. Aktuell liegen die Kosten wie z. B. durch den Einsatz von Pflanzenschutz- und Düngemitteln über dem, was die Gerste einbringen wird. Mit der Herbstbestellung stehen die Anbauverhältnisse und damit die groben Erntemengen fest. Die Erträge lassen sich nur im begrenzten Rahmen durch kulturtechnische Maßnahmen beeinflussen.“

Diversifizierung oder Spezialisierung?

Zur Sicherung der Wirtschaftlichkeit des Betriebes stelle die Diversifizierung sicherlich eine Möglichkeit dar, die Risiken zu minimieren. Die Gefahr sei allerdings, dass man sich nicht mehr auf das Wesentliche konzentriere, sondern von allem ein wenig mache. Eine Spezialisierung bringe also durchaus auch Vorteile mit sich.

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Die neue Feldspritze, die ein Rührwerk im Spritztank hat, wird von Betriebsleiter Martin Groß auf ihre Funktionsweise getestet. © Astrid Wiebe
Die neue Spritze, die ein Rührwerk im Spritztank hat, wird von Betriebsleiter Martin Groß auf ihre Funktionsweise getestet. © Astrid Wiebe

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