(c) Frank Hartmann

Das Akra-Düngesystem in der Praxis

In der Praxis testet die TZG Ernstroda das neue Akra-Düngesystem, mit dem Ziel weniger Pflanzenschutzmittel einzusetzen ohne Ertrags- und Qualitätseinbußen.

Von Frank Hartmann, Landesredaktion Thüringen

Mit Berufskollegen und dem Team der Karner Düngerproduktion GmbH ging es in dieser Woche auf kleine Flurfahrt. Mais-, Sommergersten-, Weizen- und Rapsschläge hatte TZG-Pflanzenbauchef Dirk Grigutsch ausgewählt. Auf rund 600 ha wendet man in Ernstroda in dieser Saison das von den Österreichern um Robert Karner und Dr. Albert Novotny entwickelte Akra-Düngesystem an. „Unser Ziel ist, den Einsatz von mineralischen Düngern, allen voran Stickstoff, zu reduzieren, ohne beim Ertrag oder der Qualität einzubüßen“, sagt Dirk Grigutsch. Kosten sparen will man auch mit einem  reduzierten Einsatz von Pflanzenschutzmitteln. „Neben der Ökonomie spielt der Umweltschutz auch eine Rolle“, ergänzt TZG-Aufsichtsrat Arnd Hölzer: „Ich bin mir ziemlich sicher, dass die Gesellschaft weitere Einschränkungen in der Düngung und beim Pflanzenschutz von der Landwirtschaft einfordern wird. Da wollen wir vorbereitet sein und Alternativen kennen.“

Vor diesem Hintergrund stellt man in Ernstroda das Akra-Düngesystem auf die Probe. Dessen Blatt- und Grunddünger setzen sich laut den Herstellerangaben aus Haupt- und Spurennährstoffen zusammen, die zum Teil in pflanzenverfügbarer Form zur Verfügung stehen. Zudem verspricht das Düngesystem, im Boden vorhandene Nährstoffe besser zu mobilisieren. Im Ergebnis sollen vitalere Pflanzen auf dem Feld stehen, die eine geringere Anfälligkeit gegenüber Krankheiten aufweisen und weniger Stickstoff benötigen.

Dass das Düngesystem und die zum Teil unkonventionellen Methoden in der Bestandsführung (z.B. Milchsäure gegen Pilze und Blattläuse; organischer Stickstoff als Startgabe zu Weizen und Raps) von der etablierten pflanzenbaulichen Lehrmeinung und Beratung abweichen, und zum Teil auf erhebliche Ablehnung stoßen, ficht die TZG nicht an. Im Gegenteil. Derzeit sei es Ansporn, der Sache selbst auf den Grund zu gehen, sagt Arnd Hölzer. Zumal viele Berufskollegen, denen kein Mensch ackerbauliche „Umnachtung“ unterstellen würde, nach Jahren der Praxiserfahrung gute Ergebnisse vorweisen können. „Wir würden es begrüßen, wenn etwa die Thüringer Landesanstalt für Landwirtschaft den Praxisanbau begleiten oder sogar eigene Versuche durchführen würde“, meint Arnd Hölzer.

Natürlich Braugerstenqualität

Ausgeweitet hat man bei der TZG in diesem Jahr beispielsweise Versuche mit der Sommergerste (Grace), die natürlich Braugerstenqualität erreichen soll. Im Vorjahr wählte Sara Burkhardt das Thema für ihre Bachelor-Abschlussarbeit. In diesem Jahr wurde ein 18-Hektar-Schlag geteilt. Der Bestand wird mit dem Akra-Düngesystem geführt, wobei auf rund 10 ha das Saatgut zusätzlich mit Azoacrus-Bakterien gebeizt wurde. Genau gegenüber diesen 18 ha wächst Sommergerste (42 ha) auf herkömmliche Weise heran.

(c) Frank Hartmann
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Neben den Ergebnissen, die das Akra-System bereithält, ist Dirk Grigutsch gespannt, ob und wie sich die organische N-Startgabe im Raps und im Weizen bewährt. „Wir wollen die Nährstoffe unserer Gülle effizient ausnutzen. Wenn wir Mineraldünger einsparen können, ist das sehr gut. Es wäre für uns aber auch ein großer logistischer Vorteil, wenn wir die Gülleverwertung auf eine breitere Basis stellen könnten. Die Technik zum Applizieren haben wir ja.“  –  Mit oder ohne Akra-Düngesystem: Die Bestandsführung sowohl in den Winter- als auch Sommerkulturen war bislang kein Kinderspiel, sagt Dirk Grigutsch, der natürlich hofft, in den verbleibenden Wochen die notwendigen Maßnahmen termingerecht durchführen zu können.

Auf die Probe gestellt wurden im Übrigen auch Theresa und Till. Beide Azubis des 3. Lehrjahres mussten am Dienstag zur theoretischen Abschlussprüfung ran. Schwierigkeitsgrad? „Beherrschbar“, sagten beide, „einfacher als gedacht“. Den Teil Tierproduktion fanden die zwei Landwirte allerdings ganz schön „schweinelastig“. Und mit einer Aufgabe zur Schafproduktion hätten sie, die doch eher auf die Rinderproduktion fokussiert sind, nicht gerechnet. Am 6. August haben die beiden einen kleinen Heimvorteil. Dann findet in Ernstroda die praktische Prüfung statt.