(c) Frank Hoffmann

Die Wintergerste prahlte nur

Man ließ sich Zeit mit dem Drusch der Wintergerste, die sollte in jedem Fall ganz trocken sein. Der Ertrag enttäuschte dann aber die Erwartungen.

Von Karsten Bär

Während anderswo in Nordsachsen bereits seit einigen Tagen geerntet wurde, ließ man sich im Lehr- und Versuchsgut (LVG) Köllitsch bis zum 26. Juni mit dem  Drusch der Wintergerste Zeit. Man habe warten wollen, bis das Getreide wirklich trocken genug war, erklärt Betriebsleiter Ondrej Kunze. Schließlich wird die Wintergerste größtenteils zu Futterzwecken im eigenen Betrieb eingelagert – und den Aufwand sowie die Kosten für die Trocknung will sich das LVG sparen.

Bis zum 2. Juli waren die auf neun Schläge verteilten knapp 140 ha Wintergerste abgeerntet. Die Erträge lagen zwischen 54,7 und fast 76 dt/ha, im Schnitt bei 65,7 dt/ha. „Die Gerste hat vorher etwas geprahlt“, verdeutlicht Ondrej Kunze, dass die Bestände eigentlich auf mehr hatten hoffen lassen. Selbst im Dürrejahr 2018 lag der Ertrag mit 70 bis 72 dt/ha höher. Während manche Betriebe in Nordsachsen nun 75 dt/ha ernteten, berichten andere von mageren 35 dt. Angesichts dessen sei das Köllitscher Ergebnis hinzunehmen, meint der Betriebsleiter.  Eher in die Rubrik „Katastrophe“ falle hingegen das Hektolitergewicht, das zwischen 55 und 62 kg liege. „Man merkt, dass das Wasser gefehlt hat“, so Ondrej Kunze. 

Einlagerungstechnik modernisiert

Ein knappes Drittel der Erntemenge wird das LVG über einen Landhändler vermarkten; der überwiegende Teil ist hingegen für die spätere Verwertung als betriebseigenes Futter eingelagert worden. Um den Problemen zu entgehen, die man im vergangenen Jahr mit der Einlagerungstechnik hatte, wurde diese noch kurz vor der Ernte modernisiert. Das zahlte sich in Form eines reibungslosen Ablaufs aus. 

Etwas holpriger hingegen war die Einsatzpremiere eines neuen Ballenstapelwagens, mit dem die Quaderballenpresse während der Strohbergung nicht perfekt harmonieren wollte. Einige Einstellungsversuche waren nötig, um Quaderballen in den nötigen Abmaßen zu erhalten und sie gleich zu jeweils vier Stück auf dem Feld stapeln zu können. Begonnen wurde zudem der Stoppelsturz auf den Flächen, auf denen Zwischenfrüchte ausgebracht werden. Parallel war noch Heu zu machen. Der Aufwuchs auf dem Grünland sei indes „kläglich“, wie Ondrej Kunze anmerkt. Mit dem Drusch des Winterweizens sollte im Laufe dieser Woche (nach Redaktionsschluss) begonnen werden. Weiterhin warten etwas Triticale und der Hafer auf die Ernte. Winterraps steht in Köllitsch in diesem Jahr nicht im Feld. Wegen der Trockenheit im August vergangenen Jahres hatte man auf die Aussaat verzichtet, was sich im Nachhinein als richtige Entscheidung erwies. Im LVG hofft man, in diesem Jahr wieder Raps anbauen zu können.

Sorgen machen Mais und Zuckerrüben

Sorgen machen dem Betriebsleiter angesichts ausbleibender Niederschläge der Mais und auch die Zuckerrüben. An sich sähen die Maisbestände nicht schlecht aus, doch die Folgen anhaltenden Wassermangels könnten sich bald negativ auswirken. Zwar hat das LVG nach der Erfahrung des vergangenen Jahres mehr Fläche mit dieser Kultur bestellt, doch die Futtersituation könnte erneut kritisch werden, wenn die Erträge trockenheitsbedingt schlecht ausfallen. Auch die Zuckerrüben brauchen Wasser.

Anbauen wird man Zuckerrüben in Köllitsch trotz baldiger Schließung der nur wenige Kilometer entfernten Zuckerfabrik Brottewitz wohl auch noch in Zukunft. Zwar verschlechtert sich die Wirtschaftlichkeit der Rübe durch den langen Transportweg nach Zeitz. Doch die Kultur wird nicht nur für eine gute Fruchtfolge, sondern ebenso für Versuche und Demonstrationen gebraucht, sodass man mit großer Wahrscheinlichkeit vorerst an ihr festhält.