Ackerbohnen und Körnerfuttererbsen kamen vorige Woche in die Erde. (c) Pascal Schröter

Auf Wiedersehen im Südharz

Während dieser Tage die Frühjahrsarbeiten im Landwirtschaftsbetrieb Schröter auf Hochtouren laufen, heißt es für uns nach zwei Jahren Abschied nehmen von unserem Praxispartner in Sachsen-Anhalt.

Ackerbohnen und Körnerfuttererbsen sind gedrillt, erste Pflanzenschutzmaßnahmen im Winterraps durchgeführt. Auf den für den Silomaisanbau vorgesehenen Schlägen wird Stalldung gestreut und die Wiesen wurden abgeschleppt. Die Saat von Lupinen, Öllein, Sonnenblumen, Sojabohnen und Mais muss demnächst noch in die Erde.

Preise für Betriebsmittel sind durch die Decke gegangen

Die Feldarbeiten fallen in eine turbulente Zeit. Der seit fünf Wochen in der Ukraine tobende Krieg hat dazu geführt, dass sich die Preise für Betriebsmittel und Energie regelrecht überschlagen, ebenso wie die Erzeugererlöse für landwirtschaftliche Produkte. „Dieser Krieg hat alles verändert. Im Moment ist es Glückssache, die richtigen Entscheidungen zu treffen“, sagt Betriebsleiter Jörg Schröter ernüchtert. Vorherige vermeintliche Probleme seien jetzt zu Nichtigkeiten geworden. Es gebe extreme wirtschaftliche Verwerfungen. Deutschland ist offenbar über Nacht von einer Überfluss- zur Mangelgesellschaft geworden, die Diskussion um Tank oder Teller wieder aufgeflammt, zählt der 53-Jährige auf. „Wir können nur hoffen, dass wir eine gute Ernte einfahren“, erklärt der Landwirt, schiebt aber nach: „Wer weiß, ob wir dann genügend und zudem bezahlbaren Diesel für den Mähdrusch haben werden …“

Über die Ernte in Tilleda werden wir – zumindest an dieser Stelle – nicht mehr berichten. Denn mit dem Frühling ist leider auch die Zeit gekommen, Abschied zu nehmen. Seit zwei Jahren begleitete die Bauernzeitung das Geschehen auf dem Familienbetrieb im Südharz. Die Schröters waren der inzwischen fünfte Partnerbetrieb des Wochenblattes in Sachsen-Anhalt seit dem Start des Formats „Aus der Praxis“ im Frühjahr 2012. Im zweijährigen Turnus wechselte die Landesredaktion seither zu einem neuen landwirtschaftlichen Unternehmen. Daran soll festgehalten werden, wenngleich das Abschiednehmen auch diesmal schwerfällt. Schließlich sind die bestehenden freundschaftlichen Kontakte zu Jörg Schröter und seiner Familie in den zurückliegenden 24 Monaten noch enger geworden. Doch es bleibt der Anspruch, hier künftig weitere landwirtschaftliche Betriebe vorzustellen.

Drei Generationen auf dem Hof der Familie: Herbert, Jörg und Pascal Schröter (v. l.). (c) Carolin Riemann

Insbesondere Milchviehhaltung im Blickpunkt

Bislang gab es einen guten Mix hinsichtlich der Produktionsausrichtungen und Rechtsformen: Stationen der Berichterstattung waren seit 2012 die Landgut Krosigk GmbH im Saalekreis (Marktfruchtproduktion, Schafhaltung), die Agrargenossenschaft Löberitz im Landkreis Anhalt-Bitterfeld (Ackerbau, Rinder- und Schweinehaltung, Biogaserzeugung), der Landwirtschaftsbetrieb Matthias Pitschke in Gerbitz im Salzlandkreis (Marktfruchtbau mit Schwerpunkt Kartoffeln und Direktvermarktung), die Vater-Sohn-GbR von Werner und Michael Arndt in Bottmersdorf im Landkreis Börde (Acker- und Futterbau, Grünland, Mutterkuhhaltung) und zuletzt der Familienbetrieb Schröter in Tilleda im Landkreis Mansfeld-Südharz, bei dem – neben dem Feldbau und der kleinen Mutterkuhhaltung – insbesondere dessen Milchviehhaltung im Blickpunkt stand.

Berichtet wurde hier u. a. über die Haltung der Milchrinder auf Stroh, die Klauenpflege in Eigenregie, das automatische Melken mittels Robotern, die Organisation der Stallarbeit an Feiertagen, die Zuchtphilosophie des Betriebes, die Kälber- und Jungviehaufzucht, das Erzeugen von betriebseigenem Grob- und Kraftfutter in hoher Qualität sowie das Ausbringen der wirtschaftseigenen organischen Dünger. Und selbst ein Porträt von Junglandwirt und Junior-Chef Pascal Schröter (31) fehlte dabei nicht.

Auf das Wohl seiner Nutztiere ist der Familienbetrieb sehr bedac
Auf das Wohl seiner Nutztiere ist der Familienbetrieb sehr bedacht. (c) Detlef Finger

Willkommende Abwechslung im Alltag

„Wir sind schon ein wenig stolz darauf, dass unser Familienbetrieb als Praxispartner ausgewählt wurde“, sagt Jörg Schröter rückblickend. Dies habe ihm und seinem ältesten Sohn, Pascal, die Möglichkeit gegeben, Einblicke in ihre Arbeit im Stall und auf den Feldern zu geben, Probleme des Berufsstandes und insbesondere bäuerlicher Höfe anzusprechen sowie zu aktuellen Themen Stellung zu beziehen. „Die Reaktionen von Berufskollegen haben uns gezeigt, dass wir mit unserer persönlichen Meinung nicht alleine stehen“, so Schröter. „Und nicht zuletzt waren die regelmäßigen Besuche des Landesredakteurs eine willkommene Abwechslung in unserem betrieblichen Alltag.“

Hinter dem Betrieb erhebt sich das schon von Weitem sichtbare Kyffhäusergebirge.
Hinter dem Betrieb erhebt sich das schon von Weitem sichtbare Kyffhäusergebirge. (c)

Bedauerlich ist, dass ausgerechnet die gemeinsame Zeit auf dem Tilledaer Betrieb in die Coronapandemie fiel. In beiden Winterhalbjahren, 2020 und 2021, musste die RinderAllianz deswegen die HolsteinVision im altmärkischen Bismark absagen. An diesem traditionsreichen Ort sachsen-anhaltischer Rinderzucht war der Zuchtbetrieb Schröter mit seinen Kühen in den zurückliegenden Jahren sehr erfolgreich. Zuletzt, im Jahr 2019, holten sie bei der Verbandsschau den Titel „Beste junge Kuh“ in den Südharz.

Die 4. HolsteinVision soll nun am 2. Juni in Bismark stattfinden. Jörg und Pascal Schröter haben bereits vier ihrer Kühe in die engere Auswahl für die Schau gezogen. Ungeduldig sehnen die beiden nun das Anschreiben der Zuchtorganisation herbei. Das sollte möglichst nicht mehr allzu lange auf sich warten lassen, wenn noch rechtzeitig alle Vorbereitungen getroffen sein sollen.



Der neue Praxispartner in Sachsen-Anhalt betreibt Schweinehaltung mit eigener Direktvermarktung im Saalekreis. Bleiben Sie neugierig.

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