Vipperow Agrar GmbH

Kartoffel-Anbau in Mecklenburg-Vorpommern: Innovationen für mehr Ertrag und Nachhaltigkeit

Zur Gesunderhaltung der Pflanzkartoffeln gehört die fachgerechte Selektionsarbeit. © Johannes Gawlik

Um der Trockenheit zu trotzen, setzt die Vipperow Agrar GmbH auf die Bewässerung mit Seenwasser. Zugleich testet der Betrieb die innovative Ansäuerung von Gärresten. Wie unser Praxispartner in Mecklenburg-Vorpommern beim Kartoffelanbau die Qualität sichert, Herbizide reduziert und Fördermittel optimal nutzt.

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In den vergangenen zwei Wochen hat es in Priborn und Umgebung nach langer Trockenheit endlich geregnet. 45 mm kamen im Durchschnitt vom Himmel. Ein paar Tage sollte das für die Pflanzenkulturen, die zurzeit auf den Flächen unseres Praxispartnerbetriebes wachsen, noch ausreichen. Doch Anfang Mai habe es ganz anders ausgesehen, erzählt Betriebsleiter Johannes Gawlik. „Da mussten wir schon die Kartoffeln bewässern. Sollte es in der nächsten Zeit erneut trocken und heiß werden, müssen wir damit wieder anfangen.“ Rund 50 % der ungefähr 200 ha Kartoffelanbau-Fläche unseres Praxispartners in Mecklenburg-Vorpommern können in diesem Jahr beregnet werden.

Im Mai war weniger Niederschlag als normal zu verzeichnen.
Im Mai war weniger Niederschlag als normal zu verzeichnen.
© Johannes Gawlik

Kartoffel-Anbau in Mecklenburg-Vorpommern: Seenwasser sichert Kartoffelernte

Das Wasser kommt aus den Seen in der Nachbarschaft, die zur Mecklenburgischen Seenplatte gehören. Die Wasserentnahmerechte vermindern das Ausfallrisiko und ermöglichen eine rentable Produktion. Sollte die Wasserverfügbarkeit im Laufe der Sommermonate durch Verdunstung und z. B. gesteigerte Schleusennutzung der Yachten und Fahrgastschiffe sinken, ist die behördliche Einschränkung der Entnahme für den Betrieb denkbar. Insgesamt sehen die Kartoffeln bisher gut aus. Dagegen sind Weizen, Gerste und Roggen zu ungefähr 15 % vertrocknet, so der Junglandwirt.

Die Dürreschäden am Weizen sind gut erkennbar.
Die Dürreschäden am Weizen sind gut erkennbar. © Johannes Gawlik

Selektion im Kartoffelanbau: Schlüssel zum Erfolg

An den vergangenen Tagen wurden die Pflanzkartoffeln auf dem Acker selektiert. Diese notwendige manuelle Bereinigung wurde mit einem Selektierwagen durchgeführt. Die sogenannte Selektionsarbeit, bei der kranke sowie anderen Sorten zugehörende Pflanzen aus dem Feldbestand entfernt werden, gehört zu einer der zentralen Aufgaben in dem Kartoffelanbau und -vermehrungsbetrieb in Mecklenburg-Vorpommern, um gesunde und qualitativ hochwertige Pflanzkartoffeln zu erhalten.

„Als Superelite, die bereits einen hohen Ertrag verspricht, kaufen wir das zertifizierte Pflanzgut beim Züchter. Die Sorten dienen uns dann für drei Jahre zur Reproduktion. Erst dann verkaufen wir die Kartoffeln an die Verarbeitungs- oder Stärkefabrik“, erklärt Johannes Gawlik. Die Vermehrung bildet also die Grundlage des betrieblichen Kartoffelanbaus. Die Sortenwahl erfolgt nach Standorteignung und orientiert sich an den Anforderungen der Abnehmer. Sie unterliegt einem stetigen Wandel.

Organische Düngung: Ammoniak-Reduktion durch Gärrest-Ansäuerung

Vor drei Jahren ist die Landesforschungsanstalt Mecklenburg-Vorpommern auf den Ackerbaubetrieb zugekommen, um ein noch in der Erprobungsphase befindliches Verfahren unter Praxisbedingungen zu testen.

Im Rahmen eines Verbundprojektes, deren Projektträger die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) ist, geht es um eine deutliche Reduzierung der Ammoniak-Emissionen bei der organischen Düngung. Der Versuch habe weniger einen wissenschaftlichen Anspruch sondern sei eher als Demonstrationsprojekt angelegt, so Johannes Gawlik. Dabei ging es um die Ansäuerung von Gärresten mit Schwefelsäure bei der Ausbringung. Dieses Jahr dienten etwa fünf Hektar Mais als Versuchsfläche. Die Ausbringung erfolgte entgegen der betriebsüblichen Praxis nicht vor Aussaat im Strip-Till-Verfahren, sondern im Bestand.

Die Einarbeitung der Schwefelsäure bei der Ausbringung der Gärreste soll bereits zu einer merklichen Reduktion von Ammoniak-Emissionen führen.
Die Einarbeitung der Schwefelsäure bei der Ausbringung der Gärreste soll bereits zu einer merklichen Reduktion von Ammoniak-Emissionen führen. © Johannes Gawlik

Ein am Projekt teilnehmendes Lohnunternehmen habe die benötigte Ansäuerungstechnik und die Schwefelsäure zur Verfügung gestellt, beschreibt der Junglandwirt den Feldversuch. Für das Ansäuern wurde ein Fronttanksystem mitgeführt, das dem organischen Wirtschaftsdünger während der Ausbringung die Schwefelsäure zuführt und damit den pH-Wert des Düngers senkt. Da es bei der Vermischung der Schwefelsäure und der Gärreste zu einer erheblichen Schaumbildung und Volumenvergrößerung kommt, wird die Schwefelsäure erst unmittelbar vor der Ausbringung hinzudosiert. Erste Ergebnisse belegen, dass eine Ansäuerung ein geeignetes Mittel zur Reduzierung der Stickstoff-Emissionen darstellt, so Johannes Gawlik. Auch einige pflanzenbauliche Vorteile, wie die Erhöhung des Proteingehaltes bei Getreide, konnten gemessen werden.

Schwefelsäure und Gärreste reagieren bei der Vermischung und bilden Schaum
Schwefelsäure und Gärreste reagieren bei der Vermischung und bilden Schaum.
© Johannes Gawlik

Nachhaltiger Ackerbau: Strategien für weniger Herbizideinsatz

Grundsätzlich ist eine verbesserte Nährstoffausnutzung in vielerlei Hinsicht erstrebenswert. „Wichtig ist, dass das Verfahren günstiger wird oder dass es eine Art ,Probierprämie‘ gibt, wie z. B. für den Verzicht auf chemisch synthetischen Pflanzenschutz. So ökologisch sinnvoll, wie dieses Verfahren auch ist – es ist finanziell zurzeit noch nicht tragbar.“

Maßnahmen zum Verzicht auf chemisch synthetischen Pflanzenschutz werden bei der Vipperow Agrar versuchsweise umgesetzt. Bei einigen Maisflächen wurde zur Unkrautregulierung mit der Hacke gearbeitet, anstatt ihn mit der Pflanzenschutzspritze zu behandeln. Leider funktioniert es nicht in jedem Jahr ohne Herbizide, sagt Johannes Gawlik. Nach zweijähriger positiver Erfahrung musste in diesem Jahr chemisch nachbehandelt werden. Ziel ist, die Kombination von mechanischen und chemischen Verfahren auf dem Betrieb auszubauen.

Agrarzahlungen: Förderungen optimal nutzen

Gerade erst ist die Liste der Empfänger von Agrarzahlungen für das Jahr 2024 herausgekommen und ist online für jeden abrufbar. „Beim Ausfüllen des Agrarantrages schaue ich regelmäßig, welche Maßnahmen wir umsetzen und ob sie den Förderungen entsprechen. Dabei sind manchmal Dinge aus dem Bereich Naturschutz, die ich sowieso schon mal ausprobieren wollte“, erklärt der Junglandwirt. Dadurch habe er die Möglichkeit, die Kosten für die Umsetzung wenigstens zu einem Teil durch die Fördersumme auszugleichen. Die Randstreifen um Landschaftselemente sind ein Beispiel dafür.

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