Vipperow Agrar GmbH & Co.

Ernte 2025: Bei der Gerste lief es noch nach Plan

Mit der Scheibenegge wird die Zwischenfruchtsaat sofort nach der Gerstenernte in den Boden eingearbeitet. © Johannes Gawlik

Ob Gerstenernte, Zwischenfrucht-Anbau oder nachhaltige Kartoffel-Beregnung: Die Vipperow Agrar GmbH & Co. meistert Herausforderungen mit cleveren Strategien und moderner Technik. Doch das neue Wassergesetz bringt für unseren Praxispartner in Mecklenburg-Vorpommern neue Schwierigkeiten mit sich.

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Drei Mähdrescher, zwei Traktoren mit jeweils zwei Anhängern und ein Traktor mit Striegel und Scheibenegge sind bei unserem Praxispartner in Mecklenburg-Vorpommern gerade im Gerstenschlag unterwegs, als wir ihn besuchen. Dieser erstreckt sich über knapp 22 ha. Nur für diesen Schlag würde auch eine Erntemaschine ausreichen, klärt Betriebsleiter Johannes Gawlik auf. Doch heute sei zum einen die Regenwahrscheinlichkeit laut Agrarwetter-App hoch, zum anderen müsse einer der Mähdrescher auf dem Feld getestet werden.

Ernte-Check beim Praxispartner: Mähdrescher unter der Lupe

Nach der Reparatur durch die Vertragswerkstatt wolle man sichergehen, dass alle Teile ordnungsgemäß funktionieren. Um unerwartete Ausfälle bei der Ernte zu vermeiden, probiert der Junglandwirt den Drescher im laufenden Betrieb aus.

„Noch sind wir nicht in der Ernte von Weizen, Roggen oder Raps. Sollte sich also herausstellen, dass der Mähdrescher weiterhin nicht in Ordnung ist, haben wir noch Zeit genug zu reagieren“, sagt Johannes Gawlik. Dann werde die Vertragswerkstatt im nahe gelegenen Röbel erneut eingeschaltet, die mit ihren Spezialisten z. B. Reparaturen am Motor, an der Hydraulik oder der komplexen Elektronik durchführt.

Kleinere, unkompliziertere Arbeiten, wie Ölwechsel oder die Überprüfung von Ketten, Riemen und Lagern, übernimmt Landmaschinenschlosser Fiete Schröder, der für alle Arbeiten in der betriebseigenen Werkstatt zuständig ist und heute ebenfalls einen der Mähdrescher fährt. „Die erste Einschätzung, woran es bei technischen Problemen liegen kann, kommt meistens von Fiete, den ich in so einer Situa­tion oft um Rat frage“, sagt der Betriebsleiter. „Das macht unsere Zusammenarbeit aus, und das schätzen unsere Mitarbeiter.“

Ob der Mähdrescher wieder problemlos läuft, testet Betriebsleiter Johannes Gawlik selbst, bevor er ihn wieder zur Ernte einsetzt. © Astrid Wiebe
Ob der Mähdrescher wieder problemlos läuft, testet Betriebsleiter
Johannes Gawlik selbst, bevor er ihn wieder zur Ernte einsetzt.
© Astrid Wiebe

Ernte 2025: Trotz Trockenheit gute Gerstenqualität

Mit der Wintergerstenernte ist Johannes Gawlik zufrieden. Der Ertrag und die Qualität der Ernte 2025 seien wider Erwarten akzeptabel. Über den Winter waren erfreulicherweise hohe Regenmengen gefallen. Nach der extremen Trockenheit von Februar bis Mitte Mai habe es anschließend Niederschlag gegeben. Die Ertragsbildung konnte damit für die Ernte 2025 etwas gerettet werden. Auffällig sei, dass die Ähren kürzer seien und die Anzahl der Halme im Vergleich zu den Vorjahren geringer. Nun blickt der Junglandwirt gespannt auf die Ernte-Ergebnisse 2025 der weiteren Ackerkulturen.

Ist der Korntank des Mähdreschers voll, wird der Inhalt über ein Überladerohr auf den Anhänger befördert.
Ist der Korntank des Mähdreschers voll, wird der Inhalt über ein Überladerohr auf den Anhänger befördert. © Astrid Wiebe

Erprobte Strategie gegen Trockenheit

Unmittelbar nach der Gerstenernte erfolgt bei unserem Praxispartner eine Zwischenfruchtaussaat. Das verbessere unter anderem die Bodenstruktur und fördere die Bodenfruchtbarkeit. Dafür wird der Boden gestriegelt und das liegen gebliebene Stroh gleichmäßig auf dem Acker verteilt.

Mit der Scheibenegge werden Ernterückstände in die obersten 5 cm des Bodens eingearbeitet und die Saat im gleichen Zuge ausgebracht. „Mit dieser Methode haben wir gute Erfahrungen gemacht“, sagt Johannes Gawlik. „Unser Konzept ist ohnehin, den Boden wenig zu stören und für eine ganzjährige Bedeckung zu sorgen. Die Zeiten, in denen wir den Boden einfach in Ruhe lassen, möchten wir ausdehnen.“ Bliebe der Boden nach der Ernte nur einen Tag unbearbeitet, nähme die Bodenfeuchtigkeit bei Trockenheit und Hitze sehr schnell ab.

Mit der Scheibenegge wird die Zwischenfruchtsaat sofort nach der Gerstenernte in den Boden eingearbeitet.
Mit der Scheibenegge wird die Zwischenfruchtsaat sofort nach der Gerstenernte in den Boden eingearbeitet. © Johannes Gawlik

Kartoffel-Beregnung: Kampf gegen die Trockenheit

Die zurzeit herrschenden hohen Temperaturen erhöhen die Verdunstung und den Wasserbedarf bei allen Ackerkulturen. Derzeit werde die Hälfte der Kartoffeln (ca. 100 ha) fast täglich abschnittsweise mit Oberflächenwasser beregnet, um eine gleichmäßige Wasserversorgung der Pflanzen zu gewährleisten. Eine regelmäßige Bewässerung sei nun entscheidend für die Knollengröße, so Johannes Gawlik. „Die Beregnung ermöglicht uns einen nachhaltigen Anbau. Im Hinblick auf die hohen Aufwendungen, die mit der Kar­toffelproduktion in Verbindung stehen, gilt es, die Ertragsbildung abzusichern.“

Während der gesamten Wachstumsperiode benötigen die Kartoffeln eine gleichmäßige Wasserversorgung. Besonders wichtig ist die Phase der Knollenbildung.
Während der gesamten Wachstumsperiode benötigen die Kartoffeln eine gleichmäßige Wasserversorgung. Besonders wichtig ist die Phase der Knollenbildung. © Johannes Gawlik

Neues Wassergesetz in MV: Neue Kosten für Agrarbetriebe drohen

Das neue Landeswassergesetz, das voraussichtlich zum Ende des Jahres verabschiedet werde und Anfang des Jahres 2027 in Kraft trete, habe auch für die Vipperow Agrar Gesellschaft finanzielle Konsequenzen, betont der Betriebsleiter. Bisher ist das Oberflächenwasser, das der Betrieb fast ausschließlich für die Beregnung der Kartoffeln nutzt, kostenfrei. Resultierend aus dem Wasserrecht der DDR. „Die Wassergebühren in Höhe von zwei Cent je Kubikmeter werden verkraftbar sein. Es wird sich jährlich um wenige Tausend Euro handeln“, so Johannes Gawlik.

Allerdings stoße der Ausspruch von Landwirtschaftsminister Dr. Till Backhaus (SPD): „Was nichts kostet, taugt nichts“ bei ihm auf Kritik. „Das Wasser ist nicht das teuerste. Es sind die steigenden Energiekosten, zum Beispiel für die Wasserentnahme mit den Pumpen, und auch die Arbeitskosten, die eine Bewässerung immer teurer machen.“ Schon jetzt überlege er sich genau, wann es angebracht ist, die Kartoffeln oder andere Kulturen zu bewässern. „Ich bin mir sicher, dass es vielen anderen Betrieben ähnlich geht.“

Gewässerschutz: Pflügen, Düngen, PSM in Randstreifen künftig verboten

Viel mehr interessiere ihn das künftige Nachhaltigkeitsgebot für Landwirte, mit dem Backhaus dem Klimawandel begegnen wolle. Demnach seien in fünf Meter breiten Gewässerrandstreifen tiefes Pflügen, Düngen sowie das Ausbringen von Pflanzenschutzmitteln zukünftig untersagt. Damit solle die Qualität des Trinkwassers gesichert werden. „Schon jetzt haben wir einen Teil unserer Brachflächen als Acht-Meter-Streifen an die Gewässer gelegt, weil wir aus Überzeugung diese Zonen nicht mit Pflanzenschutz- und Düngemitteln belasten wollen“, erklärt Johannes Gawlik.

„Diese Bereiche werden auch in Zukunft Brachflächen bleiben. Sollten sie allerdings in Zukunft zu Grünland werden, haben wir ein Problem.“ Denn normalerweise müsse die Fläche alle fünf Jahre umgebrochen werden, sonst werde sie automatisch zu Grünland. Das wiederum bedeute für die Flächeneigentümer bzw. Verpächter, dass sich die angepachtete Ackerfläche und damit auch der Pachtpreis um diese Grünlandfläche reduziere.

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