agrafrisch Fürstenwalde

Milch für Eis in Berlin: Hofmolkerei in Buchholz setzt auf Qualität und Effizienz

Teils kommt die Hofmilch in Form von Speiseeis, gerührt im EisCafe Luckenwalde, nach Buchholz zurück. © Heike Mildner

Die Gerstenernte der agrafrisch Fürstenwalde fiel dieses Jahr durchwachsen aus. Dafür ist die Milch der Hofmolkerei in Buchholz im Sommer umso gefragter. Neues von unserem Praxispartner in Brandenburg.

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Die Gerstenernte rund um Buchholz war in diesem Jahr schon am 1. Juli Geschichte. Die Erträge spiegeln die in ganz Brandenburg: leicht unterm Durchschnitt und alles andere als homogen. Konkret in Buchholz wurden um die 4t/ha auf den leichten Standorten und bis zu 9 t/ha auf den besseren (bis 40 Bodenpunkte) geerntet, im Schnitt waren es 5 t/ha bei einem Hektolitergewicht von 64 g/HL. Ob die Qualität den Anforderungen für Braugerste entspricht, war zum Redaktionsschluss noch nicht bekannt. „Wir sind von der mehrzeiligen ’Faro‘ auf die zweizeilige ’Comtesse‘ umgestiegen“, sagt Geschäftsführer Benjamin Meise. Der Vollgersteanteil war in der vergangenen Saison ein Problem, nun hofft man, mit der neuen Sorte besser zu punkten.

Milchverarbeitung: Kontrollen sichern Qualität der Hofmolkerei

Bei unserem Praxispartnerbesuch am Mittwoch (2.7.) in Buchholz treffen wir Meise an der Hofmolkerei. Wir wollen über Eis reden, in der überspannten Hoffnung, dass sich das an diesem 39-Grad-Tag leicht kühlend auf das Universum auswirkt. Eine Kartuschenpresse mit Silikon in den Händen steht Meise an der Tür und verfugt eine Profilleiste. Kleinigkeiten werden sofort und auch mal gleich vom Chef erledigt. Bei der nächsten Kontrolle soll die Leiste wieder dran sein – und Kontrollen gibt es reichlich.

Der Chef Benjamin Meise legt bei kleinen Reparaturen auch fix mal selbst Hand an.
Der Chef Benjamin Meise legt bei kleinen Reparaturen auch fix mal selbst Hand an. © Heike Mildner

So reichlich, dass wir heute in Buchholz auch Sandra Kanz in der Hofmolkerei treffen. Als Angestellte für Bürokommunikation sitzt sie eigentlich im Vorzimmer von Meise am Computer, kümmert sich aber zunehmend auch um das Qualitätsmanagement in der Molkerei. Sie arbeitet mit dem Veterinäramt zusammen und unterstützt Meise bei der Umsetzung und Vorbereitung der Qualitätskontrolle: kontrolliert und protokolliert Reinigungsarbeiten und zieht Proben fürs Labor. Zum Beispiel für die monatliche Güteprüfung der Milchwirtschaftlichen Lehr- und Untersuchungsanstalt Oranienburg (MLUA), die im Auftrag des Agrarministeriums in Brandenburg und Berlin die Einhaltung bundes- und landesrechtlicher Vorschriften überwacht.

Gerade habe sie an einer Hygieneschulung teilgenommen, das sei schon ihr Ding, sagt die junge Frau, die ihren Beruf im Bundesinnenministerium gelernt hat und keine Lust aufs Pendeln nach Berlin mehr hatte.

Sandra Kanz hat heute die monatlichen QS-Proben gezogen. Morgen sitzt sie wieder am Schreibtisch. © Heike Mildner
Sandra Kanz hat heute die monatlichen QS-Proben gezogen. Morgen sitzt sie wieder am Schreibtisch. © Heike Mildner

Saisongeschäft: Rohmilch für Berliner Eismanufakturen

Oybeck Teschaboev, der junge Mann aus Usbekistan, füllt heute mit Silke Schrape im Weiß-Bereich der Molkerei die Milch in IBC-Tanks und Zehn-Liter-Bags ab. Die Fokussierung auf Kunden, die mehr als eine Flasche und weniger als einen Lkw abnehmen – Großküchen, Kantinen und Eishersteller – führe die Hofmolkerei in Buchholz betriebswirtschaftlich erstmals seit 2018 in die Kostendeckung, berichtet Benjamin Meise. Derzeit werden zweimal wöchentlich 20–30 t Rohmilch pasteurisiert. 90 % davon gehen an Eismanufakturen in Berlin und Potsdam: meist ein Saisongeschäft von Ostern bis Oktober.

An zwei Produktionstagen füllen Oybeck Teschaboev (M.) und seine Kollegen 20–30 t Milch ab. Michał Gminski (r.) fährt sie nach Berlin und Potsdam, um u. a. Eisproduzenten zu beliefern.
An zwei Produktionstagen füllen Oybeck Teschaboev (M.) und seine Kollegen 20–30 t Milch ab. Michał Gminski (r.) fährt sie nach Berlin und Potsdam, um u. a. Eisproduzenten zu beliefern. © Heike Mildner

Neue Abfüllmaschine: Höhere Leistung, weniger Überstunden

Morgen solle eine neue Abfüllmaschine geliefert werden, erzählt Meise. „Mit der aktuellen Maschine brauchen zwei Leute eine Minute, um ein Zehn-Liter-Bag abzufüllen, weil die eigentlich für Flaschen konzipiert ist. Wir haben eine Stundenleistung von 600 l. Mit der neuen schafft eine Person 1.600 l in einer Stunde“, rechnet Meise vor. Um die 6.000 Euro hat die gebrauchte Maschine gekostet, die somit auch eine Art Zeiteinsparmaschine ist, die in Spitzenzeiten Überstunden vermeidet.

Direktvermarktung: Edeka-Testphase für Milchautomaten

Gerade hat Michal Gminski, einer der beiden Fahrer, den Lieferwagen mit drei IBC-Tanks und einer Kiste mit Zehn-Liter-Bags beladen und meldet sich ab. Meise verständigt sich mit ihm auf Polnisch. Meises Frau ist Polin – ausreichend Motivation, die schwierige Sprache der Nachbarn zu lernen.

Wenn einer der beiden Fahrer ausfällt, übernimmt Meise auch selbst gern mal eine Tour. Dabei hat er erfahren, dass die sieben Automaten, über die derzeit nur etwa ein Prozent der Hofmilch verkauft wird, und die zweimal in der Woche befüllt werden, nicht länger von Buchholz aus betreut werden können. „Es wäre schön, wenn die Standorte weiter erhalten bleiben“, sagt Meise, „aber der Service muss vor Ort erfolgen, damit eine gleichbleibend hohe Qualität gehalten werden kann.“ Darum sollen die Automaten jetzt verkauft oder an Betreiber vor Ort verpachtet werden. Mit einer Edeka-Filiale läuft diesbezüglich gerade eine Testphase.

Milchautomaten: Umsatzrückgang nach Vandalismus

Der Umsatz der Automaten am Betriebshof in Buchholz ist nach Einbruch und Vandalismus vor drei Jahren um zwei Drittel gesunken. Statt 450 l werden dort wöchentlich nur noch 150 l Milch gezapft. Meise macht dafür einerseits die lange Pause bis zur Wiedereröffnung, andererseits die ausschließliche Kartenzahlung verantwortlich. Viele ältere Kunden kämen damit nicht zurecht, sagt er, aber Bargeld motiviere Diebe. Eine Zwickmühle.

Milchhof Buchholz: Zusammenarbeit sichert Milchversorgung und Aufzucht

Die Zusammenarbeit mit dem Milchhof Buchholz, der die Hofmolkerei versorgt, läuft gut und zuverlässig. Mit den jungen Betreibern wurde ein jährlicher Festpreis ausgemacht, der momentan etwas unter dem guten Marktpreis liegt, aber für Stabilität sorgt. Der Milchhof habe nun auch die Jungviehaufzucht im Betriebsteil Briesen übernommen, berichtet Meise.

Agri-PV-Anlage: Warten auf die Umsetzung

Die 80 ha, die für die Gemeinschafts-Agri-PV-Anlage reserviert waren, liegen indes immer noch brach. Derzeit sehe es nicht danach aus, dass die Pläne bald umgesetzt würden, sagt Meise, nimmt es aber gelassen: „Wir können das nicht beeinflussen. Wenn es kommt, freuen wir uns. Wenn es nicht kommt, muss es trotzdem weitergehen.“

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