Zwei Legehennenställe entstehen. (c) Heike Mildner

TAP: Ovale Sitzstangen und Villen für Hühnermist

Die Trebnitzer Agrarproduktionsgesellschaft GmbH baut zwei hochmoderne Legehennenställe. Jeder ist in zwei abgeschlossene Hälften geteilt. Vier mal dreitausend Hennen werden im Juni hier einziehen. Der Biobetrieb bietet den Hennen Wintergärten, viel Auslauf und Volieren mit ovalen Sitzstangen.

Von Heike Mildner

Riesentrubel auf der Baustelle in Trebnitz: Ein großer gelber Radlader kommt regelmäßig mit einer Schaufel Aushub vorbei, um den künftigen Zaunbereich zu modellieren. Die Photovoltaikanlage glänzt schon in der Sonne, die sich ab und zu doch sehen lässt. Ansonsten pfeift ein kalter Wind über die Baustelle. Insgesamt liegt auf den beiden neuen Ställen ein Energiepotenzial von 550 kWp.

Momentan modernster Legehennenstall Deutschlands

Drinnen zu arbeiten, ist heute eindeutig angenehmer: Sämtliche Ställe haben inzwischen Fließbetonböden, Tischler haben Türen und Fenster eingesetzt, die Elektrik ist verlegt. In den vergangenen fünf Wochen ist viel bei der Trebnitzer Agrarproduktionsgesellschaft passiert. Im Stall mit Sortierhalle und Lager nimmt gerade der Sanitärtrakt mit Schwarz-Weiß-Bereich Gestalt an. „Wird Zeit, die Fliesen auszusuchen“, schmunzelt Geschäftsführer und TAP-Eigner Dirk Steinhoff. Er genießt sichtlich das Konzert der Gewerke. Jedes folgt seinem Rhythmus, und obwohl das Stück „Legehennenstallbau“ noch nie alle miteinander gespielt haben, stimmt der Zusammenklang.

Der Fließbeton für die Böden ist bei unserem Besuch am Mitte März schon längst getrocknet. (c) Dirk Steinhoff

Im zuerst gebauten Stall sind seit fünf Tagen die Stalleinrichter am Werk. Sie montieren die Volieren, in denen die Hühner schlafen, legen und fressen, wenn sie nicht gerade draußen herumlaufen. Sie werden auf quer-ovalen Stangen sitzen statt auf den üblichen runden. Steinhoff hat recherchiert: Die ovalen sind besser für die Ballengesundheit der Tiere. „Wir bauen hier den modernsten Legehennenstall in Deutschland“, ist Steinhoff überzeugt. Vielleicht werde das nur anhalten, bis der nächste Stall irgendwo gebaut wird. Aus jedem Stallbau würden die Spezialisten etwas lernen und im nächsten ein bisschen anders machen, so Steinhoff.

Für die Gesundheit der Tiere hat er schon jetzt gesorgt: Mit Dr. Holger Bonsack, einem Fachtierarzt für Geflügel aus Thüringen, hat er einen Flatrate-Vertrag geschlossen. Mindestens sechsmal im Jahr und zusätzlich in allen dringenden Fällen wird der Hühnerspezialist bei der Trebnitzer Agrarproduktionsgesellschaft nach den Tieren sehen.

Dirk Steinhoff im Gespräch mit Ralf Willoh und Agnieszka Łewkowicz. (c) Heike Mildner

Wintergarten und Volieren

Doch zunächst müssen die Ställe fertig werden. Im ersten wachsen die Volieren längsseits der beiden Stallmitten wie im Zeitraffertempo. Ein Steckspiel für Große, nur dass die Arbeiter nicht einfach aufhören können, wenn sie keine Lust mehr haben. Jeder Handgriff sitzt. Das Team von sieben polnischen Monteuren macht das nicht zum ersten Mal. Chefin Agnieszka Łewkowicz bekommt alle zwei, drei Wochen Besuch aus Vechta. Wie heute. Baustellenleiter Ralf Willoh vom Stallausrüster Big Dutchman bespricht Details und Liefertermine mit dem Auftraggeber: Wann wird der Außenbereich fertig sein, damit die Silos geliefert werden können? Wie genau funktioniert es mit den Kotbändern, und geht es hier in diesem rasanten Tempo weiter? „Nein“, sagt Willoh. Die Montage der vielen Kleinigkeiten wie Futtertränken etc. und der Technik – automatische Fütterung, Kotband usw. – koste deutlich mehr Zeit als das Aufstellen der Volieren.

Eine Tür weiter steht man im Wintergarten. Die Hühner werden ihn durch die Luken betreten, die jetzt auch schon komplett verkleidet sind.
Um die Wintergärten kann man die viermal 300 Hühner, die hier einziehen werden, wirklich beneiden: ein überdachter Blick in die Weite der Landschaft, nur von ein paar Balken gerastert. Ob sie den zu schätzen wissen? Er hätte eigentlich ganz gern sein Büro hier, schmunzelt Frank Schumacher. Aber ab Mitte Juni, wenn die Hühner ankommen, wird es wohl zu laut für konzentriertes Arbeiten. Sobald die Außenarbeiten abgeschlossen sind, wird vorm Wintergarten der Trebnitzer Agrarproduktionsgesellschaft eine Luzerne-Rotschwingel-Mischung gedrillt. Weiter hinten wächst sie schon seit anderthalb Jahren.

Wintergarten mit Blick ins Grüne (die Haufen kommen noch weg). Frank Schumacher kann ihn genießen. (c) Heike Mildner

Aber noch ist draußen nicht viel möglich. „Wir wollten gestern Steine sammeln, aber die waren festgefroren. Im Boden sind morgens noch zehn, zwölf Zentimeter Frost“, sagt Schumacher. Selbst fürs Düngerstreuen und für den Pflanzenschutz sei es zu nass. Und für die TAP im zweiten Umstellungsjahr auf ökologischen Landbau entfallen diese Arbeiten ja sowieso. Schumacher hat sich schon daran gewöhnt, nicht mehr über die verschiedenen Wirkstoffe und ihre Zulassungen nachdenken zu müssen. „Mal seh’n, wie ich rede, wenn mir irgendwelche Biester die Ernte wegfressen, aber im Moment bin ich gelassen, weil mich die Diskussionen um Pflanzenschutzmittel und Insektenschutz etc. nichts mehr angehen müssen.“

Afrikanische Schweinepest ist angekommen

Grund zur Aufregung gibt es allerdings trotzdem: In Werbig, knapp zehn Kilometer Luftlinie von Trebnitz, wurde am vergangenen Donnerstag (11. März) ein positiv auf drei Afrikanische Schweinepest getesteter Wildschweinkadaver gefunden. Bereits einen Tag später stand ein Elektrozaun, allerdings eher ein symbolischer, der in Fachkreisen gern als Karnickelzaun belächelt wird. Die Hälfte der TAP-Flächen liegen hinter dem Zaun. Informationen gab es bis Montag noch nicht, doch ist zu vermuten, dass der Behelfszaun die äußere Linie der Weißen Zone markiert. Was genau das für die Frühjahrsbestellung bedeutet, wird die Trebnitzer Agrarproduktionsgesellschaft erst noch erfahren. Möglich, dass sie erst nach intensiver Fallwildsuche auf den Acker dürfen.

So sieht der ASP-Zaun bei Trebnitz aus. Das Provisorium stand bereits einen Tag nach dem Fallwildfund in Werbig. (c) Heike Mildner

Doch zurück zur Baustelle: Mindestens ebenso beeindruckend wie die vier Wintergärten für die Hühner sind zwei Häuser in Nachbarschaft der Ställe. Sie sind höher, rot eingedeckt und haben über den rund drei Meter hohen Betonwänden einen luftdurchlässigen Bereich. Der ist mit einem Gewebe bespannt, das das Licht hereinlässt, aber von außen einfach nur grün und undurchlässig aussieht. Man könnte sich vorstellen, dass hier eine kleine Galerie einzieht: perfektes Oberlicht, viele leere Wände. Aber der Kunstliebhaber wird enttäuscht: In den Häusern wird der Hühnerkot gelagert, der aus den Ställen über die Kotbänder direkt geliefert wird. So kostbar ist der Wirtschaftsdünger für einen Biobetrieb. Man kommt aus dem Staunen gar nicht raus.

Eins der beiden Kothäuser. Hier wird der Hühnermist gelagert. (c) Heike Mildner

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