Mutterkühe in Ranzig (c) Christian Russig

Doppelwumms und Reise nach Afrika

Einen ganz eigenen Doppelwumms hat sich die Agrargenossenschaft Ranzig für die letz­ten Wochen des Jahres organisiert: Das Entker­nen zweier Bergehallen.

Von Heike Mildner

Von der Ersten stand am Montag nach einer Woche Arbeit nur noch das Dach, die Zweite ist in der Woche nach Weihnachten dran. „Auch wenn auf dem Acker jetzt nichts zu tun ist: Diese Arbeiten erledigen Profis vom Bau“, berichtet Tierproduktionslei­ter Christian Rußig und zeigt die Fotos vom Ab­rissbagger, der hier ganze Arbeit leistet.

Im neuen Jahr sollen dann unter dem alten Dach zwei neue Ställe für Trockensteher und Frisch­abkalber entstehen, sodass 185 Kühe mehr ge­halten werden können. Auf die Milchleistungsprüfung angesprochen, verdreht Rußig leicht die Augen.

Die 12-jährige Kuh

Mit Platz sechs in der Rangliste der hundert besten ganzjährig geprüften Betriebe könnte er ange­sichts der futterknappen Trockenjahre noch zufrieden sein, und mit einer Jahresleistung von 12.045 kg Milch bei 3,92 % Fett und 3,32 % Eiweiß der 640 A­-und B-Kühe auch. Aber mit der Zufriedenheit ist es so eine Sache, und Ru­ßig weiß jetzt schon, dass das kommende Jahr angesichts der Futtersituation auch nicht viel besser wird, egal wie sehr er und seine Kolle­gen sich anstrengen. Gratulieren darf man an dieser Stelle aber trotzdem – auch zur zwölfjäh­rigen Kuh auf Platz fünf der 25 Besten nach Le­bensleistung. Auf immerhin 141.019 kg brachte es die gute Alte!

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Ab auf die Winterkoppel

Zur Jahrestradition in Ranzig gehört, dass eine Woche vor Weihnachten alle Mutterkühe und Absetzer dort sind, wo sie hingehören, näm­lich auf die Winterkoppel am Hof. So müssen über die Festtage und den Jahreswechsel „nur noch“ die absoluten Routinearbeiten erledigt werden. Das ist fast geschafft. Zuvor hatte es am 9. Dezember einen konzertierten Einsatz gegeben, bei dem Tierärztin, Angestellte und Helfer Blutproben der Mutterkühe nahmen, die Tiere auf Trächtigkeit untersuchten, wo es nö­tig war die Klauen pflegten, Ohrhaare zurück­schnitten, damit die Ohrmarken gut sichtbar bleiben und gegebenenfalls abhandengekom­mene Ohrmarken ersetzten. Auch Christians Tochter Minna Rußig, ließ sich diesen Tag nicht entgehen, wie auf dem Gruppenfoto nach getaner Arbeit gut zu erkennen ist.

Dienstlich nach Südafrika

Und noch eine Geschichte gibt es in diesen kalten Wintertagen zu erzählen: Zwei Wochen im November war der Tierhaltungsleiter aus Ranzig dienstlich in Südafrika und kam vollge­packt mit Eindrücken wieder zurück. Gemein­sam mit Softwarespezialisten und Program­mierern eines Instituts aus Potsdam war er als Praxisberater eines Projekts für südafrikani­sche Mutterkuhalter unterwegs. „Dort soll ein System implementiert werden, das dem Her­kunftssicherungs­-und Informationssystem für Tiere (HIT) ähnelt, wie wir es hier bei uns ha­ben“, erzählt Rußig. Es gehe um die Entwick­lung einer elektronischen Ohrmarke, die nicht nur auslesbar ist, sondern die der Landwirt auch selbst beschreiben kann, um das Ma­nagement zu erleichtern. Zum einen gehe es um die Registrierung der Tiere und der Kuhhalter, zum anderen – und sei den Landwirten be­sonders wichtig – um die Ortung der Tiere.

Bildergalerie: Neues von der Agrargenossenschaft Ranzig

Mutterkühe in Ranzig (c) Christian Russig

Mutterkühe in Ranzig (c) Christian Russig

Mutterkuhpflege (c) Christian Russig

Mutterkuhpflege (c) Christian Russig

Stallabriss in Ranzig (c) Christian Russig

Stallabriss in Ranzig (c) Christian Russig

Weitblick in Südafrika (c) Christian Russig

Weitblick in Südafrika (c) Christian Russig

Viehauktion in Südafrika (c) Christian Russig

Viehauktion in Südafrika (c) Christian Russig

Was beeindruckt

Bandenmäßiger Viehdiebstahl mit Lkw und La­derampe sei mit 20 % gestohlenen Tieren in Südafrika ein großes Problem. Was Rußig beeindruckte: „Auch wenn es in Südafrika ein sehr extensives Wirtschaften ist: Es gibt ein System und einen Plan. Und die Far­mer werden von der Regierung eher gefördert als gegängelt. Wir haben uns verschiedene Far­men von 1.000 ha bis zu 25.000 ha Größe ange­sehen. Kleine Betriebe mit 50 Kühen und riesi­ge mit 6.000 Tieren und eigenen Viehauktionen – das war schon interessant!“, schwärmt Rußig.

Von Charolais über Brahma, Hereford bis Ma­hindra, einer afrikanische Rinderrasse, gebe es eine große Vielfalt. Ebenso gibt es Zuchther­den und Gebrauchskreuzungen wie hierzulan­de, aber noch keine echte Herdbuchhaltung. Die solle aber etabliert werden, was von der Regierung gefördert wird. „Man sieht dort sehr genau, wie sich die Tier­haltung in Europa und Deutschland entwi­ckelt“, hat Rußig erfahren.

Export aus Südafrika

Die Südafrikaner würden sehr genau die Diskussion um Extensi­vierung und Abschaffung der Tierhaltung ver­folgen, sehen aber auch, dass der Bedarf den­noch vorhanden ist und wollen diese Lücke – mit EU-­gerechter Zertifizierung etc. schließen. Kurz: Die Tierhalter in Südafrika bereiten sich auf den Export vor, wollen auf den Weltmarkt, wollen Wertschöpfung und Wohlstand generie­ren. Dort könne man mit gutem Management noch viel erreichen, weil man nicht so sehr mit Auflagen reglementiert wird, dass am Ende die Produktion darunter leidet. Rußig erzählt ein Beispiel: Neben Viehdieb­stahl ist die Verbuschung ein großes Problem im Norden von Südafrika. „Die Büsche ver­mehren sich über Rhizome, kommen immer wieder hoch und machen den Rindern die Flä­chen streitig. Abgebrannt dürfen die Büsche wegen der CO2­-Emissionen nicht mehr wer­den.

Futtermanagement

Um das Buschland nutzbar zu machen, wird alle drei, vier Jahre per Flugzeug Round­up ausgebracht. Die Büsche sterben ab, das Gras kann ungehindert wachsen.“ Auch das Futtermanagement ist gänzlich an­ders als hier, hat Rußig erfahren: „Die südafri­kanischen Farmer legen keine Vorräte an. Im Winter gibt es Heu auf dem Halm und im Som­mer, wenn es regnet, wächst das Gras.“ Aller­dings habe es vor drei guten Jahren, 2020 bis 2022, in denen in der Regenzeit zwischen No­vember und April 1.000, 700 und 800 l Regen fielen, auch sechs Dürrejahre gegeben. Alles in allem habe er viele interessante und schöne Eindrücke aus Südafrika mitgenommen. Auf der Betriebsweihnachtsfeier hatte er ganz si­cher viel zu erzählen.

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