30 Jahre Deutsche Einheit: Landwirtschaft in Ostdeutschland
In der DDR arbeiteten 1989 fast elf Prozent der Beschäftigten in der Landwirtschaft, heute sind es in Deutschland 1,4 Prozent. Wie erlebten Betroffene diesen Wandel? Die Reihe „30 Jahre Deutsche Einheit: Deine Geschichte – Unsere Zukunft“ beschäftigt sich mit diesem Thema.
In der DDR arbeiteten 1989 fast 11 Prozent aller Beschäftigten in der Landwirtschaft. Heute sind es in ganz Deutschland lediglich noch 1,4 Prozent. Wie wandelte sich die Situation im agrarischen Bereich nach 1990 allgemein? Wie erleb(t)en die Mitarbeiter genossenschaftlicher Betriebe die Umbrüche?
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30 Jahre Deutsche Einheit: Erfahrungsaustausch
In der neunten Folge der zweiten Staffel widmet sich die Erzählsalon-Reihe „30 Jahre Deutsche Einheit: Deine Geschichte – Unsere Zukunft“ am Dienstag, dem 2. Februar ab 18 Uhr dem Schwerpunkt Landwirtschaft.
Acht Erzählerinnen und Erzähler verschiedenen Alters und Herkunft treffen sich zum Erfahrungsaustausch; per Videokonferenz, die via YouTube live auf der Projekt-Webseite gestreamt wird und hier jederzeit abrufbar bleibt. Konzipiert und organisiert wurden die Erzählsalons vom Berliner Unternehmen Rohnstock Biografien, gefördert vom Beauftragten der Bundesregierung für die neuen Bundesländer, Marco Wanderwitz.
Acht Erzählerinnen und Erzähler
Im Rahmen des digitalen Erzählsalons zum Thema Landwirtschaft am 2. Februar ab 18 Uhr live auf Youtube teilen ihre Erfahrungen:
- Holger Klaiber aus Bützow (1973 in Lübz), zu DDR-Zeiten gelernter Schäfer, der nach der Wende das große Schafschlachten erlebte und 1993 als Angestellter eines Schäferbetriebs (der auch seine Schafe übernahm) entlassen wurde;
- Andreas Thoran (geboren 1966 in Altdöbern/Lausitz), studierter Landwirt und Mitglied im Vorstand der Agrargenossenschaft Großräschen, deren Hofladen er aufbaute und 30 Jahre leitete;
- Roswitha Limpack aus Rüdersdorf (geboren 1959 in Frankfurt/Oder), Diplomlandwirtin, die in einer LPG im brandenburgischen Oderbruch leidenschaftlich Lehrlinge ausbildete und sich nach ihrer Entlassung aus dem Betrieb (Anfang 1992) zur Mitarbeiterin der Zollverwaltung umschulen ließ;
- David Nipkau aus Mustin/Mecklenburg (geboren 1991 in Wiesbaden), ausgebildeter Öko-Landwirt, der von Baden-Württemberg in den Osten zog und in Mecklenburg 2019 eine Versorgungsgemeinschaft nach dem Prinzip der Solidarischen Landwirtschaft (SoLawi) gründete;
- Manfred Grunewald aus Frauenprießnitz (geboren 1941 in Döhlen b. Saalfeld/Saale), ausgebildeter Finanzbuchhalter, der zehn Jahre Vorsitzender in der LPG „Magnus Poser“ Frauenprießnitz war, fünf Jahre als landwirtschaftlicher Entwicklungshelfer in Mosambik arbeitete und später Betriebsdirektor des VEB Futtermischwerk bzw. Geschäftsführer der Futtermischwerk GmbH wurde;
- Lotte Hansen aus Mestlin (geboren 1939 in Crivitz/Mecklenburg), pensionierte Lehrerin, die hautnah die Entwicklung des einzig realisierten sozialistischen Musterdorfes Mestlin erlebte und den Mestliner Kulturverein aufbaute, deren Vorsitzende sie ist;
- Kees de Vries aus Zerbst/Anhalt (geboren 1955 in Nibbixwoud/Niederlande), gelernter Landwirt, der kurz nach der Wende einen Milchviehhof in Sachsen-Anhalt bewirtschaftete (den er inzwischen an seinen Sohn übergab) und heute als Bundestagsabgeordneter für die CDU u.a. im Ausschuss für Landwirtschaft sitzt;
- Uwe Meier aus Braunschweig (geboren 1947 in Lübbecke/Westfalen), Agrarwissenschaftler am Julius-Kühn-Institut Braunschweig, der sich lange Zeit in Südamerika und Afrika für die ökologische und soziale Standardsetzung bei der Pflanzenproduktion engagierte und das Buch „Agrarethik. Landwirtschaft mit Zukunft“ herausgab.
Video: Erfahrungen und Perspektiven der Landwirtschaft
30 Jahre Deutsche Einheit: Erfahrungn aus Ost und West
Was bedeutete die Einheit für die Ostdeutschen? Hunderttausendfach sind die Erinnerungen an die Umbruchsjahre, nicht selten verbunden mit Enttäuschungen, Abwertungen, Diffamierungen – und einem vergleichenden Blick zurück in die DDR. Um möglichst vielen dieser Erfahrungen einen öffentlichen Raum zu geben, wurde die Reihe „30 Jahre Deutsche Einheit: Deine Geschichte – Unsere Zukunft“ um weitere 20 Veranstaltungen verlängert.
Die Schwerpunkte Frauen, Familie, Arbeit und Demokratie stießen in der ersten Staffel auf besonderes Interesse und wurden daher abermals angeboten. Neu unter den überregionalen Themen sind – neben der Landwirtschaft – Wohnen, Sport, Reisen, Natur/Umweltschutz und Politik. Die regionalen Schwerpunkte umfassen Dübener Heide und Anhalt- Bitterfeld/Geiseltal (Sachsen-Anhalt), Thüringer Schiefergebirge und Eichsfeld (Thüringen), Uckermark und Fläming (Brandenburg), Landkreis Rostock und Vorpommern-Greifswald (Mecklenburg-Vorpommern) sowie Zittauer Gebirge und Landkreis Nordsachsen (Sachsen).
In den überregionalen Themen-Salons ist stets mindestens eine Person dabei, die entweder ursprünglich aus dem Westen Deutschlands stammt oder vom Osten in den Westen gezogen ist. Bei der Auswahl der Erzähl-Kandidaten ist für das Projektteam entscheidend, ein breites Spektrum an Erfahrungen und eine soziokulturelle Ausgewogenheit einzufangen.
Mehr als 15.000 Internetnutzer verfolgten die bisherigen Digitalen Erzählsalons, für die das Projekt mit der Bronze-Medaille des »Einheitspreis 2020« der Bundeszentrale für politische Bildung ausgezeichnet wurde. Jüngst erschien ein E-Book mit rund 60 ausgewählten Geschichten aus der ersten Staffel, das kostenlos auf der Projektseite herunterzuladen ist. (red)