Brandenburgs Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher am Donnerstagmittag vor der Presse in Potsdam. (c) Screenshot/WELT-Livestream

ASP: Brandenburg weist gefährdete Zone aus

Zum Schutz vor ASP erteilen die Behörden ein Jagdverbot und kündigen weitere Maßnahmen an. Auch die Maisernte steht in der kritischen Zone auf der Kippe.

Brandenburg hat Experten seines Tierseuchenbekämpfungsdienstes in die Landkreise Spree-Neiße und Oder-Spree geschickt, um die lokalen Behörden nach dem Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest ASP) zu unterstützen. Wie Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher Donnerstagmittag in Potsdam mitteilte, legen sie zunächst eine vorläufige gefährdete Zone fest. Sie umfasst die Flächen im Umkreis von mindestens 15 Kilometern um den Fundort des Wildschweinkadavers. Darin gilt eine Reihe von Verboten.

Auflagen in der gefährdeten Zone

So wird in dieser Zone vorerst ein absolutes Jagdverbot verhängt. Das soll das Risiko mindern, dass infiziertes Schwarzwild seine Einstände verlässt. Nicht stattfinden dürfen Veranstaltungen, bei denen Schweine mitgeführt werden, wie etwa Erntefeste oder Auktionen. Ebenso eingeschränkt werden Tiertransporte. Schweinehaltende Betriebe in dieser Zone werden auf ihre Biosicherheit überprüft, zudem Jäger identifiziert, die zugleich Schweinehalter sind. Außerdem organisieren die Behörden die Suche nach weiteren Kadavern und richten Sammelstellen ein.

Mais soll vorerst Sauenversteck bleiben

Landestierarzt Dr. Stephan Nickisch (c) Screenshot/WELT-Livestream

Zu den Maßnahmen in dieser gefährdeten Zone gehört es auch, „vorläufige Nutzungsbeschränkungen“ für landwirtschaftliche Flächen zu prüfen. Was damit gemeint ist, erläuterte Landestierarzt Dr. Stephan Nickisch: Schwarzwild halte sich mit Vorliebe in Mais auf, daher prüften die Behörden, ob den Landwirten die Ernte vorerst untersagt werden müsse. Ministerin Nonnemacher wies darauf hin, dass sowohl das Land als auch Bund und EU Mittel eingeplant hätten, um auch von solchen Einschränkungen betroffenen Landwirten finanziell zu helfen.

Auch Kernzone wird zwei Landkreise betreffen

Nach den Worten der Ministerin geht es zunächst darum, vor Ort das Ausmaß des Seuchenausbruchs festzustellen und die weitere Ausbreitung zu verhindern. Wo genau die Grenzen der gefährdeten Zone verlaufen, legen die Seuchenexperten in den nächsten Tagen fest. Dazu bewerten sie die lokalen Gegebenheiten wie Topographie, Vegetation oder Infrastruktur und schalten Sachverständige ein. Erst dann entsteht aus der vorläufigen die endgültige gefährdete Zone.

Diese Zone wird zwei Landkreise betreffen. Denn der Fundort des Kadavers befindet sich direkt an der Kreisgrenze zwischen Spree-Neiße im Süden und Oder-Spree im Norden. Damit dürfte sich auch die anschließend festzulegende Kernzone über beide Landkreise erstrecken. Sie hat einen Radius von mindestens drei Kilometern und wird komplett eingezäunt. Innerhalb des eingezäunten Bereiches soll dann jegliches Schwarzwild getötet werden.

Brandenburger beliefern Chinas Markt

Noch nicht absehbar ist, welche Auswirkungen der ASP-Ausbruch auf den Schweinemarkt hat. In ganz Ostdeutschland kamen nach Angaben der Agrarmarkt Informationsgesellschaft (AMI) im vergangen Jahr 7,0 Mio. Schweine an den Schlachthaken, bundesweit waren es 55,2 Mio. Stück. Nennenswerte Stückzahlen liefern nur noch Brandenburg mit 1,2 Mio. Stück (Vion in Perleberg) und Sachsen-Anhalt mit 4,6 Mio. Schweine (Tönnies in Weißenfels). Beide Standorte haben die in der Branche begehrte und lukrative Exportlizenz für den Handel mit China.

AMI-Experte erwartet Preisdruck

„Wie chinesische Importeure auf den ersten ASP-Fund in Deutschland reagieren, kann noch nicht konkret gesagt werden“, meint AMI-Fleischmarkt-Experte Matthias Kohlmüller. „Üblicherweise haben etliche Länder Asiens EU-Lieferanten mit positiven ASP-Funden, so im Falle Polens und Belgien, vom Handel sofort ausgeschlossen.“ Im ersten Halbjahr 2020 verschiffte Deutschland laut AMI 544.000 t Schweinefleisch und Nebenerzeugnisse in Staaten außerhalb von Europa. Davon fanden 380.000 t ihre Kunden in China, mit stark steigender Tendenz. Inzwischen ist China für Deutschland mit Abstand der mengenmäßig wichtigste Absatzmarkt. „Preisdruck am Schweinemarkt ist jetzt sehr wahrscheinlich“, so Kohlmüllers Fazit. red