Umsatzsteuer in Thüringen: So rechnen Betriebe in der Landwirtschaft
Die Land-, Forst- und Fischereiwirtschaft in Thüringen erzielte 2023 einen zu versteuernden Umsatz von fast drei Milliarden Euro. Stärkster Betriebszweig ist mit Abstand die gemischte Landwirtschaft.
Die rund 65.000 umsatzsteuerpflichtigen Unternehmen mit Hauptsitz in Thüringen erzielten im Jahr 2023 einen zu versteuernden Umsatz in Höhe von 88,1 Mrd. Euro (nicht preisbereinigt). Darunter fallen auch 2.000 Unternehmen der Land- und der Forstwirtschaft sowie der Fischerei. Deren „steuerbarer Umsatz“ summierte sich auf 2,8 Mrd. Euro, so die Daten der Landesstatistik.
Nur 1.600 Unternehmen sind steuerpflichtig
Allein die Landwirtschaft setzte davon 2,3 Milliarden Euro um (einschließlich 36 Obstbau- und Weinbetriebe mit 42,3 Millionen Euro sowie 41 Baumschulen/Vermehrungsbetriebe mit 19,6 Mio. Euro Umsatz). Gleichwohl es laut der jüngsten Agrarstrukturerhebung 2023 in Thüringen 2.560 Einzelunternehmen (960 Haupt- und 1.590 Nebenerwerbsbetriebe), 370 Personengesellschaften (260 GbR, 90 GmbH & Co KG; 20 KG) und 630 Juristische Personen (450 GmbH, 160 eG; 20 AG) gab, waren lediglich rund 1.600 landwirtschaftliche Betriebe umsatzsteuerpflichtig.
Viele Nebenerwerbsbetriebe dürften als Kleinunternehmer unter der 2023 geltenden umsatzsteuerpflichtigen Grenze von 22.000 Euro gelegen haben. Nicht von der Statistik zur Umsatzsteuer in der Landwirtschaft in Thüringen erfasst werden jene Einzelunternehmer und Personengesellschaften, die pauschalieren (Durchschnittsbesteuerung nach § 24 Abs. 1 UstG): Hier liegt die Umsatzgrenze bei 600.000 Euro. Experten schätzen, dass sich in Thüringen (und Ostdeutschland) eher wenige Betriebe für diese Option entscheiden.
Weniger Umsatzsteuer-Erfassung durch „Organtöchter“
Zudem fallen jene Unternehmen aus der Umsatzsteuerstatistik, die als „Organtöchter“ mit bzw. über die Muttergesellschaft steuerpflichtig sind. Dies dürfte, vorsichtig geschätzt, auf rund 200 landwirtschaftliche GmbH in Thüringen zutreffen. Nicht zuletzt führt die Statistik nur Unternehmen auf, die auch in Thüringen ihren Hauptsitz haben. So finden sich unter dem Strich in der Umsatzsteuerstatistik rund 900 landwirtschaftliche Einzelunternehmen, 300 Personengesellschaften und 400 Juristische Personen.
Neben den oben genannten Obstbau- und Baumschulbetrieben verteilten sich 2023 die zu versteuernden landwirtschaftlichen Umsätze auf 1,36 Mrd. Euro der rund 800 Unternehmen in der gemischten Landwirtschaft (davon gut 1,1 Mrd. auf 280 Juristische Personen) sowie 458 Mio. Euro auf 295 Tierhaltungsbetriebe. Davon entfallen 300 Millionen Euro auf 59 Juristische Personen, wovon mindestens ein Unternehmen einen zu versteuernden Umsatz zwischen 25 Millionen Euro und 50 Mio. Euro erzielte und ein weiteres über 50 Millionen Euro.
Das sind die umsatzstärksten Agrar-Landkreise
Rund 280 Unternehmen zählt die Statistik als reine Ackerbaubetriebe, die 324 Mio. Euro erwirtschafteten. 148 Steuerpflichtige verdienen ihr Geld mit landwirtschaftlichen Dienstleistungen, bei einem Umsatz von zusammen rund 100 Mio. Euro.
Die drei umsatzstärksten Landkreise im Jahr 2023 waren mit 217 Millionen Euro das Weimarer Land, gefolgt vom Saale-Orla-Kreis (209 Millionen Euro) und Sömmerda (207 Millionen Euro). Mit einem Anteil von 91 Mio. Euro findet sich, gemessen am Umsatz, im Weimarer Land das Zentrum der Tierhaltung.
Mehrheit des Agrarumsatzes mit 7 % besteuert
Wenig überraschend ist, dass auf rund 386 Mio. Euro Umsatz ein Steuersatz von 19 % und auf rund 1,85 Mrd. Euro von 7 % entfällt. Die abziehbare Vorsteuer summierte sich auf rund 263 Mio. Euro; die Umsatzsteuervorauszahlung wies ein Minus von 54 Mio. Euro aus.
Beachtliche Schlacht- und Fleischbranche
Nicht unerwähnt werden soll bei der Analyse der Umsatzsteuer-Daten der Landwirtschaft in Thüringen, dass 266 Fleischverarbeitungs- und Schlachtunternehmen, die etwa 6.000 SV-Beschäftigte Mitarbeiter in Thüringen zählen, einen Umsatz von 740 Mio. Euro erzielten; auf lediglich sieben Unternehmen entfällt die Hälfte davon. Regionaler Schwerpunkt ist hier mit großem Abstand der Saale-Holzland-Kreis (186 Mio. Euro). Auch 17 Milchverarbeiter erfasste die Statistik im Jahr 2023, die einen steuerbaren Umsatz von 92 Mio. Euro erwirtschafteten.

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