Wenn die Kühe weg sind, zahlt Landwirt Günter Dörfer weiter den Stall ab. (c) Silvia Kölbel

Schluss nach 30 Jahren Milchviehhaltung

Beste Rohmilchqualität, erfolgreiche Zucht und langlebige Kühe zeichnen den Milchviehbetrieb von Günter Dörfer aus. All das hat jetzt ein Ende. Der Landwirt trennt sich von seinen Milchkühen.

Von Silvia Kölbel

In wenigen Tagen stehen im Stall von Günter und Heidemarie Dörfer in Gräfenbrück bei Weida keine Milchkühe mehr. Dörfer begeht im März seinen 72. Geburtstag. Aus gesundheitlichen Gründen trennt sich das Landwirtspaar von seinen 150 Milchkühen und der Nachzucht. Komplett wollen sie sich jedoch nicht von der Landwirtschaft verabschieden und die Acker- und Grünlandbewirtschaftung fortführen.

Nach 30 Jahren Milchviehhaltung auf dem eigenen Hof geht für Dörfers damit ein Kapitel ihres Berufslebens zu Ende, das sie sich anders gewünscht hätten. Beide Töchter haben Landwirtschaft studiert, sich aber letztendlich für andere Berufswege entschieden. Hofnachfolger gibt es somit keine.

Milch ist immer mühsam

Günter Dörfer
Günter Dörfer trennt sich nach 30 Jahren Milchkuhhaltung von seinen Tieren (c) Silvia Kölbel

Die Eltern können das verstehen, war doch die Milchviehhaltung in den zurückliegenden Jahren alles andere als einfach. Als vor ein paar Jahren die Preise in den Keller sanken, überlebten Dörfers diese Milchkrise nur mit Müh und Not. „Wir waren schon drauf und dran, aufzugeben, hatten sogar schon die ersten Tiere verkauft und uns dann sozusagen in letzter Minute doch fürs Durchhalten entschieden“, erinnert sich Heidemarie Dörfer an diese schwere Zeit.

Obwohl sich der Milchpreis gerade erholt und bei 43 Cent liegt, bricht kein Jubel aus. Denn was übrig bleibt, wächst trotzdem nicht, „weil um uns herum alles teurer wird: Futter, Energie, Düngemittel“, ordnet Heidemarie Dörfer die Lage ein.

Einige tragende Färsen hatten im Februar schon den Stall zu einem neuen Eigentümer verlassen. Eine Agrargenossenschaft übernimmt die restlichen Milchkühe. Damit löst Günter Dörfer, der einst eine Ausbildung zum Rinderzuchtmeister absolvierte, auch seine Herdbuchzucht auf. Sie hatte in der Familie eine lange Tradition. „Schon mein Urgroßvater hat Schwarzbunte gezüchtet.“

beste milchqualität und Bis zu vier Laktationen

Der Milchviehbetrieb Dörfer zählt nicht nur zu den erfolgreichen Züchtern, sondern auch zu den zehn besten Rohmilchproduzenten im Land. „Das wichtigste Kriterium für eine gute Rohmilchqualität ist die Hygiene beim Melken. Und es ist wichtig, die Kuh möglichst schnell, vollständig und schonend zu melken. Aber das sind Grundsätze, die eigentlich jeder kennt und die man nicht erklären muss“, sagt der erfahrene Milchviehhalter. „Einen großen Anteil an diesem Erfolg hat unsere Tochter, die uns die letzten Jahre sehr unterstützt hat.“

Neben züchterischen Erfolgen und bester Milchqualität können Dörfers auch auf die Langlebigkeit ihrer Kühe verweisen. Bei drei bis vier Laktationen liege der Herdendurchschnitt. Obwohl sich Günter Dörfer nicht als sentimental bezeichnet, lebt auch eine 18-jährige Kuh im Stall: Darling, die als 100.000–Liter-Kuh eine Auszeichnung bekam und nun ihr Gnadenbrot erhält. Jeden Tag grast sie im Obstgarten. Ihr steht auch ein separates Nachtlager zur Verfügung.

Milchviehbetrieb Dörfer: als Wiedereinrichter mit 15 Milchkühen gestartet

Die Kühe des Milchviehbetriebs Dörfer geben im Herdenschnitt 8.500 kg Milch pro Jahr. „Wir lagen auch schon einmal bei 9.500 Kilogramm. Doch als wir uns wegen der geforderten GVO-Freiheit ganz vom Sojafutter verabschiedeten, ging die Milchleistung zurück.“ Dörfers müssen sich damit zufriedengeben. Unabhängig davon: Seit die Milch nur noch alle zwei Tage abgeholt wird, reicht die Lagerkapazität im Betrieb für eine größere Milchmenge nicht mehr aus. „Wir verfügen über einen 1.600-Liter-Tank und noch einen Hofbehälter, in den wir umpumpen können“, so Heidemarie Dörfer.

Dörfers gehörten 1990 zu den ersten Wiedereinrichtern. Sie starteten mit 15 Milchkühen in die Selbstständigkeit auf dem eigenen Hof, den zu DDR-Zeiten eine LPG ebenfalls für die Milchviehhaltung nutzte. Günter Dörfer investierte in einen neuen Stall – ohne Fördermittel zu erhalten. „Wir waren zu schnell. Die Fördermittel gab es erst später.“ Darüber ärgert sich Günter Dörfer heute noch. Außerordentlich schätzt er die Investition in seine SAC-Melktechnik, die in den zurückliegenden 30 Jahren zuverlässig funktioniert hat.

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Ernte vom Feld verkauft

Der Kredit für den Stall belastet ihn noch heute. Denn selbst wenn er sich im März von den Kühen getrennt haben wird und der Stall verwaist ist, muss er noch für einen längeren Zeitraum Raten zahlen. Die dauerhafte finanzielle Belastung war auch der Grund, warum es nie gelang, den Vierseithof grundlegend zu sanieren. „Wir haben uns immer nur Teile vornehmen können. Obwohl wir unser ganzes Leben lang schwer gearbeitet haben, war es nicht möglich, Rücklagen zu bilden. Normalerweise muss es möglich sein, so viel zurückzulegen, dass man investieren kann.“

Die ständigen finanziellen Engpässe hinderten die Familie auch daran, in ein Lager für ihre Ernte zu investieren. Dörfers sind daher gezwungen, sie immer direkt vom Feld zu verkaufen. Als Futter würde das Geerntete für die eigenen Kühe reichen. So allerdings wird mit dem Erlös Futter für ihre Milchkühe zugekauft.


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100 Hektar Land bewirtschaftet

Die Familie bewirtschaftet gut arrondierte 100 ha, davon 40 ha Grünland. Auf dem Acker wachsen Mais, Wintergerste, Raps und Winterweizen. Größtenteils bewirtschaftet Günter Dörfer die Flächen mit eigener Technik. „Das Wickeln der Silage-Rundballen übernimmt ein anderer Betrieb.“

Während die Feldarbeiten jetzt wieder Fahrt aufnehmen, macht sich der Landwirt Gedanken, wie sich der bald leerstehende Kuhstall nachnutzen ließe. Eine Entscheidung ist noch nicht gefallen.

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