Der Strukturwandel wird derzeit vom Abbau der Tierbestände bestimmt. (Symbolfoto) (c) Sabine Rübensaat

Immer weniger Schweine, Schafe und Milchrinder: Tierzahl geht weiter zurück

Seit Jahren geht im vieharmen Thüringen die Zahl der Nutztiere ungebremst zurück. Dieser Trend hält an, wie die Zahlen der jüngsten Bestandserhebungen durch die Agrarstatistik belegen.

Von Frank Hartmann

Dramatisch verläuft die Kurve bei den Schweinen. Erst von der Coronapandemie, dann von der ASP gebeutelt, stecken die Betriebe bald zwei Jahre in der Krise. Ende letzten Jahres wurden gerade noch 600.000 Schweine erfasst. Dies entspricht einem Minus von 100.000 Tieren binnen eines Jahres. Zum Stichtag (3. November 2021) standen, verglichen mit den Novemberzahlen 2020, mit rund 160.000 Mastschweinen gut 20.000 weniger in den Ställen. Bei den Sauen ein ähnliches Bild: Hier wurde der Bestand abermals um 10.000 auf noch 66.000 reduziert. Entsprechend weniger Ferkel konnten gezählt werden. – Hier fließt freilich die Produktionsschließung des insolvent gegangenen Guts Thiemendorf mit ein, einst einer der größten Zuchtbetriebe im Land. Zum Vergleich: Ende 2014 standen in Thüringen noch 220.000 Mastschweine und 100.000 Sauen in den Ställen.

Ende des Bestandsabbaus nicht absehbar

Ein Ende des Bestandsabbaus in der Milchviehhaltung ist ebenso nicht absehbar. Gleichwohl aktuell ein Milchpreis von rund 40 ct/kg erzielt wird, berichten die Milcherzeuger, dass die gestiegenen Kosten das ohnehin zu geringe Plus wieder auffressen. Mit 87.100 Milchkühen erreichte die jüngste Novemberzählung einen neuen Tiefpunkt. Das waren 4.300 Tiere weniger als vor einem Jahr und 13.000 Milchkühe weniger als Ende 2018. Die Mutterkuhhaltung ist mit knapp über 37.000 Rindern hingegen seit Jahren stabil.

Nachdem manche Umweltpolitikerinnen glaubten, die Mutterschafbestände hätte sich zwischen 2018 und 2020 auf niedrigem Niveau wieder stabilisiert, belehrten sie die Novemberzahlen 2021 eines Besseren: Knapp 88.000 Muttertiere erfasste die Statistik, ein Minus von 6.000 Tieren zur vorjährigen Erhebung. Vor zehn Jahren weideten noch 116.000 Muttern auf dem Grünland, vor 20 Jahren 175.000.


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GAP-Reform verschafft keine abhilfe

Dass die GAP-Reform, die Schaf- und Mutterkuhhaltern eine kleine Weidetierprämie zubilligen wird, an der Misere für die Tierhaltung etwas ändert, darf bezweifelt werden. Für die meisten Milcherzeuger ist nicht absehbar, ob und wann sie einmal Geld verdienen. Schweinehalter sehen sich neben der ASP vor allem mit den Forderungen an neue, sehr teure Haltungsverfahren konfrontiert. Dass das auch andere Nutztiere bis hin zum Mastgeflügel betreffen wird, ist wohl ziemlich sicher.

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