Einer der Wolf-Hund-Hybriden, die geschossen werden konnten, wurde präpariert und dem Naturkundemuseum Erfurt übergeben. ©Andreas Schulze/Naturkundemuseum Erfurt

Der Wolf hat einen hohen Preis

Die Kosten für das Wolfsmanagement in Thüringen belaufen sich bislang auf fast eine Millionen Euro. Darüber hinaus sind erhebliche Projektgelder eingeplant.

Für die seit 2014 in Thüringen sesshafte Wölfin gab der Freistaat bis zum Sommer 2020 mindestens 850.000 Euro aus. Darin sind die Personalkosten der Umweltverwaltung nicht enthalten. Den Zahlen nach, die der Bauernzeitung vorliegen, flossen im Einzelnen über die Jahre gut 160.000 Euro als geförderte Herdenschutzmaßnahmen an Weidetierhalter. Das Land fördert neben der Anschaffung von Weidezäunen unter anderem den Kauf von Herdenschutzhunden. Rund 100.000 Euro erhielten Tierhalter bislang als Entschädigung für die von der Wölfin gerissenen bzw. verletzten Tiere. Nicht nur mit rund 400 Rissen hat die Ohrdrufer Wölfin besondere Berühmtheit erlangt. Aus zwei Würfen gingen elf Hund-Wolf-Hybride hervor. In diesem Jahr kamen erneut vier Jungtiere hinzu. Vater ist diesmal aber ein neuer sesshafter Wolfsrüde.

Vergebliche Fangversuche des Wolfes

Nahezu 230.000 Euro verschlangen mehrere vergebliche Versuche, den hybriden Nachwuchs lebend zu fangen. Dafür wurde in einem Wildtierpark eigens ein Gehege vorbereitet. Parallel wollte man die Wölfin mit einem Sender ausstatten. Allein das Monitoring im Thüringer Wolfsgebiet rund um den Truppenübungsplatz Ohrdruf kostete bislang fast 250.000 Euro. Über die Jahre entfielen zudem 75.000 Euro auf genetische Analysen und die Rissbegutachtung.

Mit Herdenschutzhunden den Wolf abwehren

Nachdem erste feste Nachtpferche mit Fördermitteln bereits errichtet wurden, ist geplant, weitere zu installieren. Seit Sommer dieses Jahres gibt es für Schäfer, die im Wolfsgebiet vor allem Landschaftspflege betreiben, das Pilotprojekt „Fachstelle Herdenschutzhunde Thüringen“. Die Gesamtkosten des bis Ende 2022 geplanten Projektes beziffert das Umweltministerium laut dem jüngst vom Landtag verabschiedeten Landeshaushalt auf 630.000 Euro. Beim Start des Projektes war noch die Rede von 115.000 Euro. Erprobt und gefördert werden soll ein optimaler und effizienter Herdenschutz. Ziel sei es etwa, die Akzeptanz für den Einsatz von Herdenschutzhunden zu schaffen. So werden nicht nur Hunde und Transporthänger für die Schäfer angeschafft. Auch bei den Unterhaltskosten für die Hunde gibt es finanzielle Unterstützung. Nicht zuletzt soll das Vorhaben neue Erkenntnisse zur Integration von Herdenschutzhunden und zur Qualifizierung der Halter liefern. Am Ende, so die Absicht, könnten amtliche und zertifizierte Standards für den Einsatz von Herden-schutzhunden in Thüringen stehen.

Hoffen auf Bundesförderung

Ungeachtet dessen setzt das Umweltministerium darauf, in Zukunft die Unterhaltungskosten für die Herdenschutz generell fördern zu können. Anders als Brandenburg, das dafür kürzlich ein Landesprogramm auf den Weg gebracht hat, hofft man Erfurt, dass ein entsprechendes Notifizierungsverfahren der EU-Kommission für die geplante Bundesförderung zügig abgeschlossen wird. fh