Nicht nur die Nässe verzögert die Aussaat. Es gibt auch zu wenig Saatgut - insbesondere bei Sommerungen wie Sommerweizen. (c) Sabine Rübensaat

Aussaat im Frühjahr: Saatgut ist derzeit rar

Regen und Hochwasser verzögern die Aussaat. In Thüringen gibt es momentan zu wenig Saatgut – insbesondere bei den Sommerungen. Die Betriebe müssen für das Frühjahr neu planen. Was der Saatgutverband berichtet.

Von Frank Hartmann

Allein in Norddeutschland konnten im vorigen Herbst geschätzt 190.000 ha aufgrund der Witterung nicht bestellt werden. Während in Sachsen nur geringfügig weniger Winterweizen (-3.400 ha oder -1,8%) gedrillt wurde, ist in Thüringen laut der ersten (vorläufigen) Anbauprognose der Agrarstatistiker von Ende Dezember auf fast 20.000 ha (10 %) Winterweizen nicht in den Boden gekommen.

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Aussaat im Frühjahr: Kalamität bei Sommerungen

„Es gibt bei der Saatgutverfügbarkeit für Sommerungen eine Kalamität, nicht nur in Deutschland“, beschreibt der Vorsitzende des Saatbauverbandes Sachsen/Thüringen, Jens Bauersfeld (Agrarproduktion Zorgeland GmbH, Windehausen), die Lage. Neben den verwaisten Herbstsaaten kämen Schäden an Winterkulturen durch Hochwasser und womöglich infolge von Auswinterung hinzu. Auf die Aussaat für derart große Flächen sei der gewöhnlich „überschaubare Markt“ für Sommersaatgut nicht eingestellt.

Saatgut: Ministerium beantragt Änderung bei Mindestkeimfähigkeit

Selbst von Überschwemmungen durch die Zorge betroffen, sei sein Betrieb noch glimpflich davongekommen, sagt Bauersfeld. 25 ha Winterraps müssen wohl ersetzt werden; das Wintergetreide raffte sich nach dem Hochwasser wieder auf: „Ich hatte mehr Sorge vor den drei Tagen mit strengem Frost.“

Mittlerweile habe das Bundesagrarministerium bei der EU-Kommission einen Antrag auf Herabsetzung der Mindestkeimfähigkeit für Saatgut von Sommergerste und Hafer von 85 % auf 75 % sowie von Nackthafer von 75 % auf 65 % für zahlreiche Sorten als befristete Notmaßnahme für eine überschaubare Menge gestellt. Auch Ackerbohnen betrifft das. Ob dies die Lücke schließen kann, müsse sich noch zeigen. Bei Mais- und Zuckerrübensaatgut gebe es keine Not.

Aussaat
Die Frühjahrsarbeiten lassen bislang auf sich warten, weil viele Flächen zu feucht sind. © Sabine Rübensaat

Wie die Auswertungen der Saatenanerkennungsstellen der Landesämter in Sachsen und Thüringen, die Dr. Hannes Hegewald (LfULG) und Lutz Rödiger (TLLLR) Anfang Februar bei der 9. Saatbaukonferenz des Verbandes in Groitzsch bei Meißen vorstellten, zeigen, gingen die schwierigen Erntebedingungen im Sommer 2023 nicht spurlos an den Vermehrungsbetrieben vorbei. Die Vermehrungsfläche in Sachsen (ohne Kartoffeln) bewegte sich bei rund 18.000 ha, wobei die Gräser mit einem Minus von 2.500 ha herausstachen. In Thüringen summierte sich die Fläche auf fast 13.500 ha und zeigte sich stabil.

In beiden Ländern lagen sowohl im Feld- als auch in der Beschaffenheitsprüfung die Aberkennungen beim Wintergetreide auf niedrigem Niveau; Winterweizen wies eine sehr gute Keimfähigkeit auf. Bei den Sommerungen zeigte mitunter der Hafer bei der Feldbestandsprüfung Probleme. Die Beschaffenheitsprüfung der Sommerungen ermittelte zum Teil gravierende Mängel. So gab es bei der Sommergerste in Sachsen für fast ein Viertel der Partien Aberkennungen, zumeist aufgrund von geringerer Keimfähigkeit.

Aussaat im Frühjahr: Probleme bei Ackerbohnen und Erbsen

Auffällig waren die großkörnigen Leguminosen: In Thüringen erfuhr knapp über die Hälfte der eingereichten Ackerbohnen und etwa 20 % der Erbsen bei der Beschaffenheitsprüfung Aberkennungen, vor allem aufgrund der Keimfähigkeit. In Sachsen betraf dies bis Anfang Februar ein Drittel der Ackerbohnen und 12 % der Futtererbsen – hingegen konnten 1.247 t Weiße Lupinen ohne Einschränkungen anerkannt werden.

Saatgut: Kein Problem bei Sojabohnen

Was die Saatgutverfügbarkeit für großkörnige Leguminosen angeht, wagt Bauersfeld noch keine abschließende Prognose. Die Nachfrage werde auch davon bestimmt, wie die angekündigte Lockerung der Stilllegungsverpflichtung in Deutschland geregelt wird. Anders als bei Ackerbohnen könnte Erbsensaatgut verfügbar sein. Auch Sojabohnen dürften kein Problem sein, wobei hier die Standortfrage den Ausbau einschränke.

Anlässlich der Saatbaukonferenz warb Bauersfeld um neue Verbandsmitglieder. 240 Betriebe sind stabil dabei. Es gehe nicht nur um eine starke Gemeinschaft für den Saatbau. Der Verband kümmert sich etwa um Weiterbildungen oder einzelbetriebliche Genehmigungen nach § 22 Pflanzenschutzgesetz.

Für die Feldbestandsprüfung suchen die Anerkennungsstellen in Nossen und Jena Unterstützung. Interessenten wenden sich bitte an akst.lfulg@smekul.sachsen.de bzw. anerkennungsstelle@tlllr.thueringen.de.

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