Feldtage

Ackerfuchsschwanz: Thüringen sucht Alternativen nach Flufenacet-Aus

Strategieversuch unter Praxisbedingungen im LZ Hörseltal: Können Getreidearten dem ärgsten Ungras Ackerfuchsschwanz Paroli bieten? © Enrico Heidrich/TLLLR

Feldtagssaison des Thüringer Landesamtes für Landwirtschaft und Ländlichen Raum: Die Eiweißschwäche bei A-Weizen diskutierten Fachleute und Praktiker in Dornburg, das wirksame Einhegen des Ackerfuchsschwanzes in Mechterstädt.

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Mehr als zwei Jahrzehnte lag der über die Besondere Ernteermittlung festgestellte Rohproteingehalt (RP) Thüringer Winterweizenpartien über 13 %. Im vorigen Erntejahr standen die Thüringer Proben mit nur 12,3 % RP-Gehalt bundesweit an der Spitze.

Winterweizen in Thüringen: Herausforderungen bei Proteingehalt und Sortenwahl

Der Proteingehalt sei zwar nicht allein entscheidend für die Backfähigkeit einer Weizenpartie. Aber für den Export und im Handel bleibe er als preisbildende Standardgröße nach wie vor von entscheidender Bedeutung, so Christian Guddat (TLLLR) beim Sommerfeldtag in der vorigen Woche in Dornburg: „Der Proteingehalt steht daher weiterhin im Mittelpunkt der Sortenwahl, aber deren Entwicklung bereitet der landwirtschaftlichen Praxis in den vergangenen Jahren zunehmend Sorge.“

Zugleich habe die Verfügbarkeit von in Deutschland zugelassenen A-Weizen-Sorten mit mittlerem, höherem oder hohem RP-Gehalt stetig abgenommen. Das spiegele sich auch in den LSV-Ergebnissen (LSV Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen; 2019-2024) wider, wie Guddats Einschätzung zur „Proteinsicherheit“ ausgewählter Winterweizensorten zeigte. Nur rund ein Viertel der Winterweizen gelte als RP-sicher (>13 %); sie zählten aber häufig nicht zu den ertragsstärksten Sorten. Dass der RP-Gehalt im vorigen Jahr bundesweit spürbar abfiel, sei Guddat zufolge aber nicht allein den Sorten zuzuschreiben. Die Witterung spielte ebenso eine Rolle wie hohe Düngerpreise und die zum Teil wenig berauschenden Preisaussichten.

Auf der Versuchsstation des TLLLR in Dornburg: Welche Sorten garantieren noch Qualitätsweizenniveau?
Auf der Versuchsstation des TLLLR in Dornburg: Welche Sorten garantieren noch Qualitätsweizenniveau? © Lisbeth Krispin/TLLLR

Weizen: Vorsichtig optimistisch für diese Saison

Der TLLLR-Experte zeigt sich vorsichtig optimistisch, dass in dieser Saison in den Thüringer Ackerbauregionen nördlich der A 4 der Weizenertrag und die Qualität stimmen könnten – gemessen an den Niederschlägen und den aktuellen Beständen.

Besprochen wurden in Dornburg zudem die Eiweißgehalte großkörniger Leguminosen einschließlich der Winterform von Erbsen und Ackerbohnen (Sebastian Lahr), die LSV zu Wintergerste (Franz Krämer) und der Einsatz von Wachstumsstabilisatoren (Enrico Heidrich).

Flufenacet-Wegfall: Neue Strategien gegen Ackerfuchsschwanz

130 Interessierte, darunter vor allem „Ackerfuchsschwanz-geplagte“ Praktiker, zog es nur einen Tag später, am 5. Juni, nach Mechterstädt. Seit vier Jahren führt das TLLLR zusammen mit Jörg Lewin vom Landwirtschaftlichen Zentrum „Hörseltal“ eG Praxisversuche zur Eindämmung des derzeit wichtigsten Ungrases in Thüringen durch.

Mit dem nunmehr beschlossenen Aus des Wirkstoffes Flufenacet steht das wirkungsvollste PSM-Instrument gegen den Ackerfuchsschwanz (und weitere Ungräser) im Herbst in absehbarer Zeit nicht mehr zur Verfügung. Zugleich habe sich der Ackerfuchsschwanz mittlerweile in ganz Thüringen ausgebreitet, so Katrin Ewert (TLLLR).

Auf dem Spezialfeldtag in Thüringen diskutierten Ewert und Guddat Ergebnisse eines Strategieversuches, der den Einfluss verschiedener Getreidearten bzw. -sorten (Winterweizen, Wintergerste, Winterroggen, Wintertriticale, Dinkel und Hafer) auf den Ackerfuchsschwanz untersuchen wollte. Gedrillt wurde jeweils in 6 m breiten Streifen in Normalsaat (25. September) und in Spätsaat (23. Oktober).

Ackerbaulicher Hebel kollidiert mit Alltag

Wie TLLLR-Expertin Katrin Ewert erläuterte, konnte bei dieser Demo-Anlage kein Einfluss der Getreidearten bonitiert werden, mit Ausnahme vom hochwachsenden Roggen, der in der Vermarktung freilich nicht mit Weizen mithalten kann.

Es bestätigte sich aber zum wiederholten Mal, dass spät gedrilltes Getreide der „größte ackerbauliche Hebel“ beim Zurückdrängen des Ungrases sei. Hier setze allerdings die Praxis häufig Grenzen, weil schlichtweg die Zeit fehle, großflächig so spät zu drillen, so Ewert. Dies sollte daher auf Flächen mit extremem Ackerfuchsschwanz-Befall praktiziert werden. Anders als die vorherrschenden engen Getreidefruchtfolgen könne eine weite Fruchtfolge mit mehr Sommerungen den Ackerfuchsschwanz in Thüringen in Zaum halten – die so ins Feld gestellten Kulturen müssen aber rentabel und vermarktbar sein.

Höhere Einsatzmengen bei geringerer Wirkung

Schlussendlich ist Ewert zufolge dem Ackerfuchsschwanz rein chemisch mit den verbleibenden Wirkstoffen im Herbst und den häufig von Resistenzen betroffenen Frühjahrswirkstoffen kaum noch beizukommen. Hoffnung mache ein Test mit dem neuen, bislang nicht zugelassenen Wirkstoff Luximo. Dieser stünde allerdings frühestens 2027 zur Verfügung. Bis dahin erwartet Ewert mit dem Wegfall von Flufenacet in der Praxis eine Kombination der verbleibenden Wirkstoffe mit höheren Wirkstoffmengen und höheren Kosten – bei sinkenden Wirkungsgraden.

Ergiebiger Niederschlag unmittelbar vor dem Feldtag bremste leider die geplante Maschinenvorführung. Dennoch konnten von den Praktikern die Treffler-Hacke, der Treffler-Striegel sowie die Väderstad-Kurzscheibenegge mit drei Scheibenreihen aus nächster Nähe in Augenschein genommen werden.

Hacke, Striegel und Kurzscheibenegge bei der Maschinenpräsentation.
Hacke, Striegel und Kurzscheibenegge bei der Maschinenpräsentation. © Enrico Heidrich/TLLLR
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