Tag des Wolfes 2025

Streit um den Wolf: Bauern, Jäger und Landkreise drängen auf Sofortmaßnahmen

Angriffe von Wölfen auf Schafe sind in den ostdeutschen Bundesländern keine Seltenheit. (c) Tomas Hulik/stock.adobe.com
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Nutztierrisse nehmen zu: Der Bauernverband fordert Sofortprogramm Wolf. Zum Tag des Wolfes machen die Verbände Druck auf die Politik. Was muss jetzt geschehen, um die Weidetierhaltung zu schützen?

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Anlässlich des „Tag des Wolfes“ am 30. April haben der Deutsche Bauernverband (DBV), der Deutsche Jagdverband (DJV) und der Deutsche Landkreistag (DLT) die Bundesregierung eindringlich zu einer Kehrtwende in der Wolfspolitik aufgefordert. In einer gemeinsamen Pressekonferenz betonten die Vertreter der Verbände die Notwendigkeit, die bestehenden Spielräume zur Regulierung des Wolfsbestandes zu nutzen und ein wirksames Wolfsmanagement auf den Weg zu bringen. Dieser Appell erfolgt unmittelbar vor der Umsetzung der Vereinbarungen aus dem Koalitionsvertrag.

Helmut Dammann-Tamke (DJV), Bernhard Krüsken (DBV) und Dr. Kay Ruge (DLT) unterstrichen gemeinsam mit dem Tierhalter Jens Schreinecke aus Brandenburg die dringenden Probleme, die sich aus der wachsenden Wolfspopulation ergeben.

Kritik und Forderungen an die Politik

Bernhard Krüsken, Generalsekretär des Deutschen Bauernverbandes, kritisierte die anhaltend ungelösten Probleme und verwies auf die hohe Wolfsbesatzdichte in Deutschland im europäischen Vergleich. Trotz eines seit 15 Jahren wachsenden Bestandes von rund 3.000 Tieren und jährlich etwa 6.000 gerissenen Nutztieren bei über 1.000 Rissereignissen, sieht der DBV den günstigen Erhaltungszustand des Wolfes als erreicht an.

Krüsken warf Umweltverbänden eine Überinterpretation des Artenschutzes und eine Verharmlosung der Probleme für die Weidetierhaltung vor. Er forderte die Bundesregierung auf, den günstigen Erhaltungszustand amtlich festzustellen und in die Regulierung des Wolfsbestandes einzusteigen.

Konkret forderte er eine schnelle Änderung des Schutzstatus des Wolfes in der FFH-Richtlinie, die Aufnahme des Wolfes ins Jagdrecht und eine Neuregelung des Wolfsmanagements. Zudem brauche es ein Sofortprogramm Wolf, um die Weidetierhaltung zu schützen.

Jäger: Wolf im Jagdrecht aufnehmen

Helmut Dammann-Tamke, Präsident des Deutschen Jagdverbandes,  sicherte die Unterstützung der Jägerschaft für die Landwirtschaft und Nutztierhaltung zu. Er begrüßte die Aufnahme des Themas Wolf in den Koalitionsvertrag und die Perspektive, den Wolf ins Jagdrecht aufzunehmen. Dammann-Tamke betonte, dass die Jägerschaft bereit sei, sich dieser Aufgabe zu stellen und forderte die Bundesregierung auf, sich auch auf EU-Ebene für eine Rückstufung des Wolfes einzusetzen.

Er schlug eine Abschussplanung mit Obergrenzen und ein schnelles Interventionsmanagement bei Nutztierrissen vor, das sich gezielt gegen auffällige Rudel richten müsse.

Regionales Bestandsmanagement gefordert

Dr. Kay Ruge, Stellvertretender Hauptgeschäftsführer des Deutschen Landkreistages, forderte, die Interessen der Bevölkerung in den ländlichen Räumen stärker zu berücksichtigen. Er kritisierte das bisherige Management als unzureichend und forderte ein regionales Bestandsmanagement auf Kreisebene.

Streit um den Wolf: Sinkende Akzeptanz

Ruge betonte die sinkende Akzeptanz für den Wolf in der Bevölkerung, insbesondere in betroffenen Regionen Ostdeutschlands, und forderte praktikable Lösungen sowie eine Unterstützung der Herabstufung des Wolfes auf europäischer Ebene.

Der Mutterkuhhalter Jens Schreinecke, Vorsitzender Kreisbauernverband Potsdam-Mittelmark (Brandenburg), schilderte die anhaltenden Probleme trotz getroffener Herdenschutzmaßnahmen und die mangelnde Unterstützung. Er forderte aktiven Herdenschutz und ein konsequentes Bestandsmanagement und unterstützte die Forderungen der Verbände.

Bauernverband: Politischer Widerstand und offene Fragen

Auf Fragen nach dem politischen Widerstand und möglichen Obergrenzen für den Wolfsbestand betonte Bernhard Krüsken, dass es einen Block von Akteuren gebe, die eine Regulierung ablehnten. Er plädierte für eine Obergrenze von etwa 1.000 Individuen pro Population, die naturräumlich und gegebenenfalls staatenübergreifend festgelegt werden müsse. Helmut Dammann-Tamke wies auf Anfeindungen gegen Jäger hin und betonte die Notwendigkeit eines positiven gesellschaftlichen Grundrauschens, um Konflikte zu lösen.

Zum Interventionsmanagement forderte Krüsken kurzfristig eine Modifizierung des Schnellabschussverfahrens mit erweiterter Radius- und Zeitregelung sowie mittel- und langfristig eine systematische Abschussplanung. Dammann-Tamke ergänzte, dass bei wiederholten Nutztierrissen ganze Rudel entnommen werden müssten.

Brandenburg: Fördergeld nicht ausgezahlt

Jens Schreinecke kritisierte die schleppende Auszahlung von Fördergeldern für Präventionsmaßnahmen. Teilweise seien Gelder, die in Brandenburg im Jahr 2022 beantragt wurden, noch nicht ausgezahlt worden. Schreinecke unterstützte die Forderung nach wolfsfreie Regionen, beispielsweise in Deichgebieten, wo ein wolfssicherer Zaunbau nicht möglich sei.

Die gemeinsame Pressekonferenz verdeutlichte die wachsende Dringlichkeit und den breiten Konsens zwischen Landwirtschaft, Jagd und Kommunen hinsichtlich der Notwendigkeit einer aktiven Wolfsbestandregulierung in Deutschland. Die Verbände setzen nun auf die neue Bundesregierung, die im Koalitionsvertrag eine Überprüfung des Schutzstatus und eine Anpassung des Wolfsmanagements vereinbart hat.

Streit um den Wolf: Rasches Handeln gefordert

Ein rasches Handeln in Sachen Wolf mahnen auch der Bauernverband Mecklenburg-Vorpommern (MV) und der Landesschaf- und Ziegenzuchtverband MV anlässlich des Tages des Wolfes an. Dr. Manfred Leberecht, Vizepräsident des Bauernverbandes MV, erklärte: „Es darf jetzt aber kein langes Abwarten auf die endgültige Entscheidung der europäischen Gremien geben.“

Leberecht forderte: „Der Bund muss unverzüglich die bestehenden rechtlichen Möglichkeiten ausschöpfen und die anstehenden gesetzlichen Änderungen im deutschen Recht vorbereiten. Und dabei ist es für uns selbstverständlich, dass die Verbände der Tierhalter frühzeitig beteiligt werden müssen.“

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Ein gerissenes Schaf liegt im Gras.
In der Region kommt es häufig zu Wolfsrissen, hier eine Aufnahme vom vergangenen Jahr. Das Landratsamt Bautzen sah die Voraussetzungen fpr einen Wolfsabschuss als gegeben an. (c) Martin Just

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