Pilotanlage

Öko-Kompost aus Sachsen als Dünger-Alternative

Um die Qualität des Kompost sicherzustellen, wird die Temperatur während der Rotte gemessen und dokumentiert. (c) Karsten Bär

Hochwertige Fertigkomposte für die Landwirtschaft stellt der Dienstleistungsbetrieb Würsig in der Oberlausitz (Sachsen) mithilfe modernster Sortiertechnik her. Der Bedarf dafür wächst – auch und gerade im Ökolandbau.

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Ein zischender Luftstoß befördert vom Band, was nicht in den Kompost gehört: Das Sortiersystem in der Kompostierungsanlage der Dienstleistungsbetrieb Würsig GmbH in Niedercunnersdorf arbeitet blitzschnell und dank Nah-Infrarotkameratechnik höchst zuverlässig. Seine Sensoren erkennen im Stromfluss auf dem Förderband Fremdstoffe wie Metall, Glas, Plastik und Folie. „Deshalb ist unser Kompost weitgehend frei von Mikroplastik“, sagt Jan Würsig, Geschäftsführer des Unternehmens.

© Karsten Bär

Täglich 75 Tonnen Ausgangssubstrat für Kompost

Im Juni 2023 hat der Agrardienstleister aus der Oberlausitz, dessen zweites Unternehmen Agro Service Niedercunnersdorf vielen sächsischen Zuckerrübenanbauern als Spediteur für Südzucker und Tereos TTD während der Rübenkampagnen bekannt ist, mit der Kompostherstellung begonnen. Dazu arbeitet das Unternehmen mit einer Bioabfallvergärungsanlage in Dresden-Klotzsche zusammen. Dort wird kommunaler Bioabfall zu Bio-Methan vergoren und ins Gasnetz eingespeist. Die verbleibenden Feststoffe bezieht die Dienstleistungsbetrieb Würsig GmbH als Rohkompost. „Wir holen täglich 75 Tonnen in Dresden ab“, so der Geschäftsführer. Der Betreiber der Methananlage, der das Material ansonsten entsorgen müsste, vergütet die Abnahme des Rohkompostes.

Ein Mann bedinet den Touch Screen einer Maschine
Jan Würsig bedient die Sortieranlage per Touchscreen.
(c) Karsten Bär

Bundesgütegemeinschaft Kompost vergibt Gütesiegel

In Niedercunnersdorf werden die Abfälle auf einer versiegelten Fläche gelagert, wo sie ein bis zwei Monate nachkompostieren. Ist der Kompost reif, wird er gesiebt und aufbereitet: zu feinkörnigem Ökokompost (Siebgröße 0–15 mm) und mittelkörnigem Kompost (0–30 mm), der in der konventionellen Landwirtschaft angewendet werden kann.

Das fertige Material wird von der Bundesgütegemeinschaft Kompost (BGK) untersucht und entsprechend der Qualität mit dem Gütezeichen RAL-GZ 251 versehen. Damit sind diese Komposte nicht nur von bestimmten Untersuchungs- und Nachweispflichten ausgenommen.

Ein Haufen Kompost mit Fremdstoffen
Der rohe Kompost enthält noch viele Fremdbestandteile. (c) Karsten Bär

Auch ist mit dem Gütezeichen garantiert, dass das Produkt bestimmte Mindestgehalte an Nährstoffen enthält, frei von Schadstoffen und hygienisch unbedenklich ist sowie Grenzwerte bei Fremdstoffgehalten nicht überschreitet. „Die Anforderungen an Ökokompost sind dabei höher“, erklärt Jan Würsig. Die Eignung des Biogut-Kompostes für den Einsatz im Anbau nach den Richtlinien von Bioland, Naturland, Gäa und Biokreis prüft die BGK gesondert und bestätigt mit einem Zusatzblatt zum Prüfzeugnis, dass die Anforderungen der EU-Öko-Verordnung als auch der Öko-Anbauverbände eingehalten werden.

Mit hochwertigem Kompost tierische Düngemittel ersetzen

Rund 15 regionale Landwirtschaftsbetriebe beliefert Jan Würsig aktuell mit Fertigkompost. Pro Jahr gehen 10.000 t an die Abnehmer. Zwischen 5 und 8 Euro kostet die Tonne. Die Nachfrage sei groß, auch Erdenwerke hätten bereits Interesse an dem Substrat bekundet. Kompost erhöht den Humusgehalt und verbessert die Qualität und Wasserspeicherfähigkeit des Bodens. „Die Tierhaltung geht immer weiter zurück, somit fehlt organischer Dünger“, verdeutlicht der Geschäftsführer des Dienstleistungsbetriebs. „Kompost ist eine Alternative.“ Und dies ist besonders auch für viehlos wirtschaftende Ökobetriebe interessant.

Projekt untersuchte Einsatzmöglichkeiten im Ökolandbau

Die Möglichkeiten des Einsatzes im Ökolandbau untersuchte das vom Landwirtschaftsministerium geförderte Projekt „Ökokompost Sachsen“. Es startete Mitte 2023 und lief bis Ende März. Der Dienstleistungsbetrieb Würsig fungierte darin als ein Modellbetrieb, der mit regionalen Ökobetrieben des Anbauverbandes Gäa ein Netzwerk zur Kompostversorgung aufbaute. Im Februar war das Unternehmen auch Gastgeber für die Abschlussveranstaltung des Projektes.

Ziel des Projektes war es, eine erste Stufe der Zusammenarbeit zwischen Ökobetrieben und Kompostwirtschaft zu entwickeln. Dazu wurden zunächst der mögliche Bedarf an Kompost als Nährstoff- und Humuslieferant im sächsischen Ökolandbau und nicht zuletzt dessen Eignung untersucht. Demnach sind Komposte in den überwiegenden Landesteilen Sachsens für den Ökolandbau geeignet, wie es im Bericht der Abschlussveranstaltung heißt.

Damit könnte auf ca. 20.400 ha ökologischer Ackerbaufläche rund die Hälfte des Nährstoffbedarfs viehloser ökologischer Ackerbaubetriebe aus externen Quellen abgedeckt werden. Auch die Akzeptanz der Betriebe wurde ermittelt. Fast alle zeigten in einer Befragung Interesse an Grüngut-Komposten. Für die auch in Niedercunnersdorf erzeugten Biogut-Komposte interessierte sich immerhin ein Drittel der Betriebe.

Kompostieranlage in Niedercunnersdorf ist im Osten einzigartig

Nicht nur für ökologisch wirtschaftende Betriebe ist die Qualität des Komposts entscheidend. Diese sicherzustellen, ist eine Herausforderung. „In den Abfällen aus der Bio-Tonne ist durch Fehleinwürfe jeglicher Müll zu finden“, erzählt Jan Würsig.

Besonders ärgerlich sind Plastiktüten, in denen der Bioabfall gesammelt wurde und die gleich mit in die Tonne geworfen wurden. Um damit umzugehen, hat das Unternehmen kräftig investiert und für 750.000 Euro die sensorgestützte Sortieranlage installiert. Sie sortiert aus den ausgesiebten Grobanteilen des Komposts die Fremdstoffe aus, sodass die organischen Anteile geschreddert und weiterkompostiert werden können.

Die Sächsische Aufbaubank förderte die Investition über das Programm „Regionales Wachstum“. Kurz vor Weihnachten nahm die Anlage, die vom Anbieter Steinert in Zittau entwickelt wurde und in Niedercunnersdorf als ostdeutschlandweit einzigartige Referenzanlage arbeitet, ihren zuverlässigen Betrieb auf.

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