Bodendürre hatte in den vergangenen Jahren weite Teile Sachsens im Griff. (c) Sabine Rübensaat

Klima Bilanz 2023 für Sachsen: Ist die Dürre zu Ende?

Im Jahr 2023 gab es in Sachsen viel Regen. Vor allem die Monate zum Jahresende waren reich an Niederschlag. Ist die Trockenheit in Sachsen damit erstmal vorbei? Welche Auswirkungen hat das auf das Klima?

Von Karsten Bär

Wetter- und Klimaexperten vom Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG) und vom Deutschen Wetterdienst (DWD) haben Bilanz über das Jahr 2023 aus klimatologischer Sicht gezogen. Wieder auf der Tagesordnung stand auch dieses Mal das seit 2018 prägende Thema Trockenheit – und ihr mögliches Ende.

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Sachsen Klima: Sonne, Regen und Extreme

Temperatur, Sonnenscheindauer, Niederschlag – wie ordnet sich das Jahr 2023 in Sachsen klimatologisch ein?

Mit einer Durchschnittstemperatur, die 2,3 Grad über dem Mittel in der Klimareferenzperiode 1961– 1990 liegt, gilt 2023 in Sachsen als „extrem zu warm“. „Außer dem April lagen alle Monate erheblich über dem Referenzwert“, verdeutlicht LfULG-Klimaexperte Dr. Johannes Franke. Auch die Sonne schien häufiger (+10 %). Zugleich fiel mehr Niederschlag: 13 % mehr als der Referenzwert stehen im Landesmittel zu Buche.

Was sticht besonders hervor?

Vor allem das letzte Jahresdrittel hielt einige Extreme bereit. Der September war 4 Grad wärmer als normal, mit einem Plus von 72 % Sonnenstunden „extrem zu sonnenscheinreich“ und mit einem Defizit von 69 % „extrem zu niederschlagsarm“. Bei hohem Temperaturniveau wiesen die Monate Oktober bis Dezember hingegen hohe Niederschlagsüberschüsse auf. Im Oktober fiel im Landesmittel sogar mehr als doppelt so viel Regen wie normal.

Gab es regionale Unterschiede?

Anders als bei der mittleren Lufttemperatur ist die räumliche Niederschlagsverteilung in Sachsen differenziert. In den Tieflandregionen der nördlichen Landesteile wurde deutlich mehr Regen gemessen als im Vergleich zur Referenzperiode zu erwarten gewesen wäre. Im südwestlichen Landesteil war die positive Abweichung zum Normalwert eher gering.

Schwankender Regen und Wasserbilanz

Wie hat sich das Niederschlagsmuster im Verlauf des Jahres 2023 verändert?

Dass insgesamt mehr Regen fiel, resultiert allein aus den letzten drei Monaten des Jahres 2023. „Bis September lagen wir im Minus“, betont Johannes Franke. War der Winter 2022/23 noch übermäßig feucht, kehrte sich dies in den folgenden Monaten schnell wieder ins Gegenteil. Bei temperaturbedingt hoher Verdunstung gestaltete sich das Niederschlagsdargebot monatlich stark schwankend.

Entlasten die Niederschlagssummen den seit 2018 stark angespannten Wasserhaushalt?

Als Maß für Wasserverfügbarkeit gilt die klimatische Wasserbilanz. Sie errechnet sich aus dem Niederschlag abzüglich der potenziellen Verdunstung. Mit einer klimatischen Wasserbilanz von 270 l/m2 liegt das Vorjahr 20 Liter über dem Mittelwert der Klimareferenzperiode 1961–1990 und deutlich über dem Mittelwert des Zeitraums 2011– 2020 (185 l/m2). „Das ist erst einmal als Entlastung zu bewerten“, so Klimareferent Franke.

Allerdings sei die aktuell gute Wasserversorgung „ein fragiles Konstrukt“. Ein Blick auf die vergangenen Jahre zeigt, wie schnell feuchte Perioden von starker Trockenheit abgelöst werden – und wie die trockenen Phasen überwiegen. Insgesamt haben die überdurchschnittlichen Niederschläge im letzten Viertel des Jahres 2023 das Niederschlagsdefizit abgemildert, aber nicht vollkommen ausgeräumt.

Jahresniederschlag in Sachsen
Jahresniederschlag in Sachsen. Geobasisdaten Sachsen (c) Landesamt für Geobasisdateninformation Sachsen (GeoSN), 2024 und Geofachdaten (c) Sächsisches Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG), 2024

Grundwasser-Dürre in Sachsen?

Wie sieht die Situation beim Grundwasser aus?

Im sächsischen Tiefland herrscht regional bereits seit 2014 Grundwasserdürre, seit den Trockenjahren ab 2018 temporär nahezu flächendeckend. Dies setzte sich auch 2023 fort. Tiefststände wurden im September und Oktober erreicht. Aufgrund der hohen Niederschläge begannen die Grundwasserstände anschließend rasant anzusteigen. Ob dies nachhaltig sein wird, ist vom weiteren Witterungsverlauf abhängig.

Die Jahreszeitenvoraussage für Februar bis April geht von im Mittel leicht höherer Temperatur (+0,5 bis +1 ° C) und durchschnittlichem Niederschlag (-10 bis +10 %) aus. Mehr Wärme bedeutet mehr Verdunstung, was bei gleichbleibendem Niederschlag die klimatische Wasserbilanz verringert.

Wasser im Boden – Bodendürre trotz Regen

Ist der Bodenwasserhaushalt wieder ausgeglichen?

Das ist von der Art des Bodens abhängig. Leichte und mittlere Böden konnten ihre Bodenwasserspeicher wieder auffüllen. Bei den schweren Lößböden ist der Bodenwasserhaushalt noch lange nicht wieder ausgeglichen. Selbst ein überdurchschnittlich nasser Winter reicht hier nicht für eine Wiederauffüllung aus.

Hochwassermeldungen und ein „Dürremonitor“, der schwere Bodendürre anzeigt – wie passt das zusammen?

In der Tat zeigte der Dürremonitor des Leipziger Helmholtz-Umweltforschungszentrums (UFZ) trotz übernormaler Niederschläge eine schwere Bodendürre in vielen Teilen Ostdeutschlands und auch Sachsens an. „Der Dürremonitor gibt keinen aktuellem Bodenzustand wieder“, erklärt Falk Böttcher, Agrarmeteorologe beim DWD.

Vielmehr weise das Tool des UFZ eine klimatische Indizierung aus. Den aktuellen Zustand könne man mit dem DWD-Bodenfeuchteviewer abrufen. Der durchwurzelbare Bereich des Bodens sei demnach vorerst gut mit Wasser versorgt. „Es muss dann natürlich auch nachgeliefert werden“, so Böttcher.

Getreide nutzte vorhandenes Wasser effektiv

Obwohl sich die Vegetationsperiode 2023 phasenweise sehr trocken darstellte, waren die Bodenwasservorräte für die Ackerkulturen nach Einschätzung des LfULG ausreichend und wurden effektiv genutzt. Winterweizen (+5 %) und vor allem Wintergerste (+12 %) brachten Erträge, die über dem zehnjährigen Mittel lagen. Für viele Gartenbaukulturen und für Wein sei der Witterungsverlauf positiv einzuschätzen.

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