Schwierigkeiten bei der Ausbildung

Führerschein für den Traktor: Wo es in Sachsen Probleme gibt

Der Erwerb des Traktorführerscheins ist für Landwirt-Auszubildende in Sachsen zunehmend schwieriger. (c) Karsten Bär

In Sachsen haben es Auszubildende zunehmend schwer, den Traktorführerschein zu erwerben. Betriebe und Berufsschulen beklagen, dass es es zu wenig Fahrschulen gibt, die die Klasse T anbieten. Der Fahrlehrerverband zeigt sich gesprächsbereit.

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Für einen Landwirt gehört der Traktorführerschein zu den Grundlagen seiner Arbeit. Doch für den Erwerb einer Fahrerlaubnis der Klasse T gibt es offenbar Hürden. Zwar interessierten sich inzwischen wieder mehr junge Leute für eine Ausbildung in der Agrarbranche. „Aber es gibt kaum Fahrschulen, in denen sie den Traktorführerschein machen können“, sagte Axel Walther, Bildungsberater beim Landratsamt Nordsachsen, bei der Berufsorientierungsaktion „Greenday“ in Wurzen. Dort tauschten sich Vertreter von berufsständischen Verbänden und Bildungseinrichtungen zu diesem Thema aus.

Für Azubis und Betrieb ist Traktorführerschein wichtig

Immer seltener gelinge es, die Fahrausbildung für den Traktor ortsnah anzubieten, beklagte Bildungsberater Walther. Dies hat auch Auswirkungen auf den Einsatz und die Ausbildung der Lehrlinge im Betrieb, wie Tilo Bischof, Vorsitzender des Regionalbauernverbandes Delitzsch, bestätigt. „Die Fähigkeit, einen Traktor zu fahren, sollte Grundlage der Ausbildung sein“, meint er. Wenn dies erst im zweiten oder dritten Lehrjahr der Fall sei, könnten die Auszubildenden erst spät praktische Erfahrung in vielen berufstypischen Tätigkeiten erwerben. Früher habe die Bildungsgesellschaft Canitz die Fahrausbildung angeboten. „Die Azubis wurden dort zwei Wochen hingeschickt und hatten danach den T-Führerschein“, so Bischof. Für viele Fahrschulen, so vermutet der RBV-Vorsitzende, sei es zu aufwendig und zu wenig lukrativ, den Traktorführerschein anzubieten.

Das Problem werde auch in anderen Teilen Sachsens artikuliert, sagte Gunnar Dübener, Leiter des Beruflichen Schulzentrums Wurzen. Aus seiner Sicht müsse das Problem an das Kultusministe­rium herangetragen werden. Dass der Traktorführerschein Bestandteil der berufsschulischen Ausbildung wird, hält er jedoch für ausgeschlossen. Nicht nur fehlten die technischen Voraussetzungen dafür. Auch würde dies einen Eingriff in die Wirtschaft bedeuten, welcher der Berufsschule nicht erlaubt sei.

Bauerverband Oberlausitz kann Bedarf nicht decken

Eines der offenbar wenigen regelmäßigen Angebote ist das der Fahrschule des Bauernverbandes Oberlausitz, die in Löbau jährlich drei Kurse zum Erwerb der Klasse T veranstaltet. Jeder Kurs bietet Platz für 18 Teilnehmer. „Der Kurs im Februar 2025 ist komplett voll, der Kurs im September auch“, so Tina Otto vom Bauernverband Oberlausitz. Aus ganz Sachsen reisen die Azubis an, um in Löbau Traktorfahren zu lernen. Während der mehrtägigen Blöcke, in denen Theorie- und praktische Fahrausbildung stattfinden, könnten die Auswärtigen vor Ort übernachten. Eine Förderung in Höhe von 760 € für den Erwerb des Traktorführerscheins beantragt die Fahrschule für die Betriebe bei der Sächsischen Aufbaubank.
Der Bedarf sei höher, als man abdecken könne, erklärt Tina Otto. Man wolle daher das Angebot ausweiten. Es dauere allerdings seine Zeit, bis der benötigte zweite Fahrlehrer die Qualifikation erworben hat, die für die Ausbildung von Fahrschülern in der Fahrerlaubnisklasse T nötig ist.

Laut dem Sächsischen Landesamt für Straßenbau und Verkehr sind aktuell in Sachsen 164 Fahrschulen mit der Fahrschulerlaubnis für die Klasse CE ansässig. „Nur in diesen Fahrschulen dürfen auch Fahrschüler ausgebildet werden, die eine Fahrerlaubnis der Klasse T erwerben möchten“, erklärt eine Sprecherin des Landesamtes.

Für Fahrschulen ist Traktorführerschein aufwendig

Nicht alle davon bieten die Ausbildung für den Traktorführerschein indes aktuell an, schränkt Peter Losberg, Vorsitzender des Fahrschullehrerverbandes Sachsen, gegenüber der Bauernzeitung ein. „Der Aufwand ist groß. Die Technik muss vorhanden sein“, sagt er. Wer nicht ständig ausbilde, müsse sich einen Traktor erst besorgen. „Aber es wäre falsch, zu sagen, dass nicht ausgebildet wird“, so Losberg und versichert: „Wir schicken keinen weg.“ Wenn ungedeckter Bedarf bestehe, sei es sinnvoll, an den Verband heranzutreten. Der Fahrlehrerverband ist flächendeckend in Sachsen vertreten und hat 403 Mitglieder.

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