Projektteilnehmerin Marieke Kind im Schafstall einer norwegischen Farm. Dank des EU-Programms Erasmus+ konnten die Wurzener Berufsschüler hautnahe Eindrücke von der Landwirtschaft des Gastlandes sammeln. (c) Privat

Erasmus+-Praktikum in Norwegen: Azubis im Interview

Bei einem über das EU-Programm Erasmus+ organisierten Austausch haben Wurzener Berufsschüler die Landwirtschaft in Norwegen kennenlernen können. Die Eindrücke waren vielfältig und lehrreich.

Das Interview führte Karsten Bär

Jakob und Mark, Ihr beiden seid Berufsschüler am Beruflichen Schulzentrum (BSZ) Wurzen und habt vor Kurzem mit Eurer Schule Norwegen besucht. Wo genau hat es Euch hingeführt und wie kam es dazu?

Mark: Wir hatten vom 30. April bis 14. Mai die Gelegenheit, gemeinsam mit unseren Lehrerinnen Gabriele Hertel und Christiane Jäckel unsere Partnerschule in Mo/Foerde nördlich von Bergen zu besuchen. Insgesamt waren wir acht Landwirt- und Fachkraft-Agrarservice-Auszubildende sowie zwei Fachoberschülerinnen aus dem Fachbereich Agrarwirtschaft des BSZ Wurzen. Wir konnten im Internat der Schule wohnen und haben Praktika auf der Schulfarm oder in landwirtschaftlichen Betrieben der Umgebung absolviert.

Jakob: Die Fahrt wurde über das Erasmus+-Programm für berufliche Praktika der EU gefördert. Wer teilnehmen wollte, konnte sich in eine Liste eintragen. Da es um die Themen grüne Energie und Landwirtschaft ging, hatten Auszubildende landwirtschaftlicher Berufe Vorrang – und wir das Glück, mitfahren zu dürfen.

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Erasmus+-Praktikum in Norwegen: Partnerschule in Mo

Jakob Steimle
Jakob Steimle (19) lernt Landwirt im Landwirtschaftsbetrieb Ludwig Koch in Lommatzsch. (c) Privat

Wie kann man sich die Partnerschule in Mo vorstellen? Ist sie mit einer Berufsschule in Sachsen vergleichbar?

Jakob: In Norwegen gibt es das duale System für die Ausbildung wie in Deutschland nicht. Die Schule ist dort gleichzeitig auch der Ausbildungsbetrieb. Die Schule in Mo hält selbst Pferde, Rinder, Hühner und Schweine. Und einige von uns haben dort während unseres Praktikums im Stall gearbeitet.

Mark: Man muss auch sagen, dass das Berufsbild des Landwirts in Norwegen anders ist als bei uns. Dort sind auch Jagd, Forstwirtschaft, Fischerei, Umwelt und so weiter in die Ausbildung einbezogen. Ein Landwirt ist in Norweger mehr ein Allrounder. Unsere erste praktische Arbeit in der Schule war zum Beispiel, Netze zum Fischfang auf dem See der Schule auszulegen.

Abgesehen von der Schule: Wie nah habt Ihr die norwegische Landwirtschaft erlebt?

Jakob: Wir beide haben auf einem Milchviehbetrieb mit 50 Kühen in der Nähe gearbeitet, gefüttert, die Liegeflächen gesäubert, Gülle verschlaucht, Steine gesammelt. In der Gegend um Foerde gibt es überwiegend Wiesenwirtschaft oder es werden Gewächshäuser betrieben. Ackerbau gibt es weniger.

Mark: Wir haben in der Woche drei Tage auf dem Betrieb gearbeitet, an zwei Tagen waren wir in der Schule oder haben Exkursionen unternommen.

Wasserkraftwerk Jolster und andere spannende Eindrücke

Mark Leuthäuser
Mark Leuthäuser (19) lernt bei der Büttner Ökoservice GmbH im südthüringischen Queienfeld den Beruf Fachkraft Agrarservice. (c) Privat

Was konntet Ihr dabei kennenlernen?

Mark: Zum Beispiel haben wir das Wasserkraftwerk Jolster besichtigt. Das Kraftwerk ist komplett in den Berg reingebaut, dass man es von außen gar nicht sieht. Das war echt eine Erfahrung, da mal reinzudürfen.

Jakob: Die Leute dort sind sehr naturnah eingestellt, das Wasserkraftwerk soll sich möglichst in die Natur einfügen, ohne groß aufzufallen.

Wer betreibt dieses Wasserkraftwerk?

Mark: Das ist ein gemeinsames Projekt der Gemeinde Jolster und der anliegenden Landwirte. Die Landwirte besitzen Anteile an den Flüssen und werden daher beteiligt, wenn diese Ressource genutzt wird.

Jakob: Für die Landwirte dort ist das auch eine wichtige Einnahmequelle, zumal sie kein Getreide produzieren und verkaufen können.

Habt Ihr noch andere interessante Projekte gesehen?

Jakob: Ja, eine Algenfarm, die in Zusammenhang mit einer kleinen Biogasanlage betrieben wird. Das Ganze ist ein Forschungsprojekt, in dem die Uni Oslo mit einem Landwirt und privaten Investoren zusammenarbeitet. Seine 30 Kühe liefern Gülle, mit der in der Biogasanlage Wärme und CO2 produziert werden, die die Grundlage für die Zucht von Mikroalgen sind.

Mark: Die Algen werden zu einem Proteinprodukt für die menschliche Ernährung verarbeitet. Das Brauchwasser kann als Proteinquelle für die Rinder genutzt werden.

Erasmus+-Programm für berufliche Praktika – Wie war’s?

Insgesamt gesehen: Was hat Euch der Besuch gebracht?

Jakob: Wir haben viele Einblicke und Eindrücke bekommen. Zum Beispiel, wie die Landwirte es dort schaffen, ihre Futterqualität sicherzustellen. Aber auch vieles andere mehr.

Mark: Die Möglichkeit, sich über das Erasmus+-Programm für berufliche Praktika das alles anschauen und erleben zu können, war wirklich super und hat sich auf jeden Fall gelohnt.

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