Weniger Öko-Betriebe und Öko-Flächen in Sachsen-Anhalt
Die Anzahl der Öko-Betriebe und der Flächenumfang des Ökolandbaus haben sich in Sachsen-Anhalt im zurückliegenden Jahrzehnt fast bzw. mehr als verdoppelt. Allerdings flaute dieser Trend zuletzt merklich ab und kehrte sich sogar um.
Rund 600 Betriebe wirtschafteten 2023 in Sachsen-Anhalt auf 117.100 ha landwirtschaftlich genutzter Fläche (LF) gemäß der EU-Öko-Verordnung. Das waren 14,8 % aller statistisch erfassten 4.040 Agrarunternehmen mit Flächennutzung. Die Ökobetriebe bearbeiteten 10,2 % der Gesamt-LF des Landes. Das geht aus Ergebnissen der Agrarstrukturerhebung 2023 hervor, die das Statistische Landesamt vorlegte. Die repräsentativ durchgeführte Erhebung ist eine Stichprobenerhebung und erfasst alle landwirtschaftlichen Betriebe, die eine der laut Agrarstatistikgesetz definierten Erfassungsgrenzen erreichen.
Statistik mit Vielzahl von Erfassungsgrenzen
In die Grundgesamtheit der Agrarstrukturerhebung 2023 einbezogen wurden alle landwirtschaftlichen Betriebe, die mindestens eine der folgenden Erfassungsgrenzen erreichten oder überschritten: 5,0 ha landwirtschaftlich genutzte Fläche (LF); 0,5 ha Hopfen-, Tabak-, Obst-, Reb- oder Baumschulfläche; 0,5 ha Gemüse oder Erdbeeren im Freiland; 1,0 ha Dauerkulturen im Freiland; 0,3 ha Blumen- oder Zierpflanzenfläche im Freiland; 0,1 ha unter hohen, begehbaren Schutzabdeckungen (inkl. Gewächshäuser); 0,1 ha Produktionsfläche
für Speisepilze; 10 Rinder oder 50 Schweine oder 10 Zuchtsauen oder 20 Schafe oder 20 Ziegen oder 1.000 Haltungsplätze für Geflügel.
Öko-Betriebe: Hohe Prämie sorgte zeitweilig für Anreiz in Sachsen-Anhalt
In der zurückliegenden Dekade war danach ein Anstieg um rund 260 Ökobetriebe (+75 %) bzw. 63.900 Hektar Ökofläche (+120 %) zu verzeichnen. Der Flächenanteil an der Gesamt-LF erhöhte sich in diesem Zeitraum von 4,5 % auf mehr als das Doppelte. Überproportional wuchs der Ökolandbau im Zeitraum 2017–2019 unter der Ägide von Agrarministerin Claudia Dalbert (Grüne). Sie hob die Ökoprämien auf die von der EU erlaubten Höchstsätze an.
Ab 2019 kamen wegen begrenzter Haushaltsmittel Auswahlkriterien bei der Ökoförderung zum Tragen. Danach hat sich das Wachstum des Ökolandbaus verlangsamt, wie die Landwirtschaftszählung 2020 zeigt: Die Zahl der Betriebe stieg seither um 2,2 %, die Fläche um 12.200 ha oder 11,6 %.
Fast zwei Drittel der heimischen Ökofläche (76.300 ha, 65,2 %) waren im Vorjahr Ackerland, bewirtschaftet von insgesamt 500 Betrieben. Mehr als die Hälfte des Ackers (39.600 Hektar) wurde für den Anbau von Getreide zur Körnergewinnung genutzt. Darunter waren 11.500 ha Winterweizen, 9.400 ha Roggen und Wintermenggetreide, 3.800 ha Dinkel, 3.500 ha Hafer, 3.000 ha Körnermais, 2.800 Hektar Wintergerste, 2.300 ha Triticale, 1.400 ha Sommergerste, 900 ha Sommerweizen und 200 ha Durum (Hartweizen).
Kaum Hackfrüchte, viel Leguminosen
Auf weiteren 19.000 Hektar wuchsen Pflanzen zur Grünernte, davon auf 11.900 Hektar (62,4 %) Leguminosen (z. B. Klee, Luzerne). Hackfrüchte spielten mit insgesamt 1.400 Hektar (900 Hektar Kartoffeln, 600 Hektar Zuckerrüben) eine geringere Rolle. Hingegen hatten Körnerleguminosen mit 7.100 Hektar Anbauumfang mehr Bedeutung. Hierzu gehörten 2.600 Hektar Körnererbsen, 1.300 Hektar Süßlupinen, 1.200 Hektar Sojabohnen und 700 Hektar Ackerbohnen.
Bei den Ölsaaten (6.000 Hektar) dominierten die Sonnenblumen (4.700 Hektar), gefolgt von Winterraps (400 Hektar) und Öllein (300 Hektar). Zum Anbauspektrum der Ökobetriebe gehören ferner Hanf (200 Hektar) sowie Heil-, Duft- und Gewürzpflanzen (100 Hektar). 1.700 ha waren Brachflächen. Der Anteil Dauergrünland an der Ökofläche belief sich auf 40.300 Hektar oder 34,4 %. Dauerkulturen schlugen vor allem mit Beerenobst (300 Hektar) und Baumobst (100 Hektar, alles Kernobst) zu Buche.
Mehr Öko-Betriebe entschieden sich für Tierhaltung
Die Zahl viehhaltender Öko-Betriebe in Sachsen-Anhalt stieg in den letzten zehn Jahren um 60,3 % von 189 auf rund 300, das waren 50,6 % aller Ökohöfe. Davon hielten 230 Betriebe Rinder. Das waren 63,1 % mehr als 2013. Die Öko-Rinderbestände erhöhten sich von 2013 auf 2023 um knapp das Doppelte (+97,3 %) auf 24.400 Tiere und damit 9,1 % des gesamten Rinderbestandes. Betriebe mit Ökoschweinehaltung waren weniger häufig vertreten. Der Anteil Ökoschweine lag mit 7.800 Tieren unter einem Prozent des Gesamttierbestandes (0,9 %).
Abweichende Betriebszahlen für den Ökobereich hält die Landesanstalt für Landwirtschaft und Gartenbau (LLG) mit ihrer Koordinierungsstelle Ökologische Produktion parat. Sie weist mit Stand vom 31. Dezember 2023 landesweit 985 Ökounternehmen aus, davon 562 landwirtschaftliche Erzeugerbetriebe, weitere 72 Erzeugerbetriebe mit Verarbeitung, 297 Verarbeitungs- und 42 Handelsunternehmen sowie neun Betriebe, die Futtermittel aufbereiten. Im Vergleich zu Ende 2022 ging hier die Zahl reiner Erzeugerbetriebe um 36 (-6 %) zurück, die Zahl der Verarbeiter stieg um 18 (+6 %). Ein Händler kam hinzu, die anderen Kategorien blieben gleich. Die Ökofläche verringerte sich nach diesen Zahlen binnen Jahresfrist von 121.061 Hektar um 1.464 Hektar (-1,2 %) auf 119.597 Hektar.
Öko-Kontrolle erfasst auch Kleinstbetriebe
Diese Statistik enthält laut LLG alle Unternehmen, die zum jeweiligen Zeitpunkt in Sachsen-Anhalt dem Kontrollverfahren der EU-Öko-Verordnung unterstehen, ferner die von ihnen ökologisch bewirtschafteten Flächen zuzüglich der von Betrieben aus anderen Bundesländern in Sachsen-Anhalt bewirtschafteten Ökoflächen (jeweils einschließlich Betriebe mit weniger als 5 Hektar LF).
Auch zur Flächenausstattung der Ökobetriebe weist die LLG entsprechende Zahlen aus. Danach bewirtschaften 8 % der Ökohöfe im Land weniger als 5 Hektar LF, 45 % der Unternehmen ≥5 Hektar bis <100 Hektar, 16 % ≥100 Hektar bis <200 Hektar, weitere 21 % ≥200 ha bis <500 Hektar sowie jeder zehnte Betrieb mehr als 500 Hektar.
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