Sachsen-Anhalt

Klein Wanzleben: Stimmige Rübenkampagne

In der Rübenkampagne 2020 wurden in Klein Wanzleben knapp 1,6 Millionen Tonnen Rüben verarbeitet. (c) Detlef Finger
Artikel teilen

Die Rübenanbauer des Nordzucker-Werkes in der Börde fuhren im Vorjahr mittlere Erträge ein. Die Rübenkampagne wurde erstmals online ausgewertet.

Von Detlef Finger

Die Rübenlieferanten der Zuckerfabrik Klein Wanzleben blicken auf eine gegenüber den Vorjahren leicht überdurchschnittliche 2020er-Ernte zurück. Die mittleren Hektarerträge betragen 63,5 t Rüben bzw. 11,8 t Zucker. Die Ergebnisse der zurückliegenden Rübenkampagne liegen damit etwas über den fünfjährigen Mittelwerten von 62,5 t bzw. 11,1 t. Letztere wurden allerdings von den Dürrejahren 2018 und 2019 nach unten gezogen.

Auch gab es im Vorjahr auf und zwischen den Schlägen teils starke Ertragsdifferenzen. Und zwar in Abhängigkeit von den lokalen Niederschlagsmengen. Die Spanne beim Rübenertrag je Hektar war groß. Sie reichte von 50,6 t in der Elbaue (9,2 t/ha Zucker) über 59,0 t im Harzvorland (11,3 t/ha) bis 66,0 t in der Magdeburger Börde (12,4 t/ha). In der Altmark wurden je Hektar 66,9 t Rüben bzw. 12,1 t/ha Zucker geerntet.

In der Summe stehe für die Rübenkampagne 2020/2021 ein „gut durchschnittliches Ergebnis“. So lautete jedenfalls die Bilanz von Harm-Henning Wolters, dem Leiter des Agricenters des Nordzucker-Werkes im Bördekreis. Sein Kampagnenbericht war kürzlich Teil der digitalen Winterveranstaltung der Zuckerrübenanbauerverbände Magdeburg und Niedersachsen-Ost sowie der Nordzucker AG.

Rübenkampagne mit 107 Verarbeitungstagen

Wolters lieferte den Landwirten in der Videokonferenz die Eckzahlen der Rübenkampagne für das Werk Klein Wanzleben. Dort wurden in 107 Tagen rund 1,62 Mio. t Zuckerrüben verarbeitet, im Mittel mithin fast 15.200 t täglich. Über weite Teile der Kampagne seien es Tagesmengen zwischen 16.600–16.700 t gewesen.

Der durchschnittliche Zuckergehalt der Rüben lag bei 18,6 %, er blieb auch zum Ende der Saison hin stabil. Der Gesamtabzug betrug im Schnitt 8,6 %, darunter 3,3 % Kopfanteil (pauschal).

Für 2021 kündigte Wolters mehrere Projekte des Klein Wanzleber Agricenters an. Diese haben zum einen das Ziel, das Ertragspotenzial der Zuckerrübe in Trockengebieten zu heben und Pflanzenschutzmittel beim Anbau einzusparen. Zum anderen geht es darum, den Zwischenfruchtanbau im Trockengebiet hinsichtlich möglicher Wassereinsparungen zu bewerten.

Der Leiter des Agricenters blickte darüber hinaus auch auf die diesjährige Anbausaison. Dabei verwies er zuvorderst auf die für Sachsen-Anhalt fehlende Notfallzulassung für neonikotinoide Saatgutbeize für Zuckerrüben. In der Börde seien im Vorjahr Krankheits-Spots der Virösen Vergilbung gefunden worden. Es gelte daher, die Entscheidungsträger im Land für dieses Thema zu sensibilisieren. Damit solle auch hierzulande eine Notfallzulassung erreicht werden. Landwirte sollten deshalb für die Befallserfassung Auffälligkeiten auf ihren Zuckerrübenflächen in der App „AgriPortal mobile“ markieren.

Rübenpreise steigen in nächster Kampagne

Cord Linnes lieferte zunächst einen Rückblick auf die Verbandsaktivitäten während der Rübenkampagne. Der Geschäftsführer der beiden beteiligten Zuckerrübenanbauerverbände führte außerdem eine betriebswirtschaftliche Betrachtung zum Rübenanbau.

Dabei äußerte er sich auch zu dem zu erwartenden Preis für die 2020er Vertragsrüben (bei 18,6 % Zuckergehalt). Dieser könnte über die verschiedenen Vertragsmodelle hinweg bei etwa 30 €/t liegen. Für Überrüben seien es demgegenüber rund 17 €/t. Bei 63,5 t/ha Ertrag komme die Rübe damit auf 1.905 €/ha Markterlös bzw. auf eine arbeits- und direktkostenfreie Leistung von 445 €/ha. Damit „schwimme sie im Durchschnitt der Kulturen mit“.

Für 2021 sind Linnes zufolge aber höhere Rübenpreise und damit bessere Ergebnisse zu erwarten. Er begründete dies mit den neuen Preismodellen und der Marktsituation beim Zucker. Auch gebe es weitere gute Gründe, die für den Anbau der Hackfrucht sprächen. Die Zuckerrübe entzerre getreidebetonte Fruchtfolgen, sei auch bei geringerer Stickstoffzufuhr ertragsstabil (rote Gebiete!) und puffere Wetterextreme gut ab.