Hilfreiche Frosthilfen

Obsthof Schwitzky: Junge Betriebsleiterin setzt auf Steinobst

Elisabeth Schwitzky übernahm Anfang dieses Jahres den 1991 gegründeten Obsthof von Vater Uwe © Detlef Finger

Ein Herz für Obst: Elisabeth Schwitzky hat Anfang des Jahres den Obsthof ihres Vaters in Beesenstedt (Sachsen-Anhalt) übernommen. Die junge Frau engagiert sich ehrenamtlich und ist in der Forschung aktiv. Das sind die Pläne der jungen Obstbäuerin.

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Für Elisabeth Schwitzky bedeutete es eine Premiere: Die junge Betriebsleiterin aus Beesenstedt im Saalekreis war Mitte Juni Gastgeberin für die offizielle Kirschsaisoneröffnung hierzulande durch den Obstbauverband.

Hofnachfolge: Frosthilfen retten Obstbau-Betrieb

Erst Anfang dieses Jahres übernahm die studierte Gartenbauerin den 1991 gegründeten Obsthof von Vater Uwe, der ihr als Pensionär weiter zur Hand geht. Die Hofnachfolge des Obstbau-Betriebes stand indes aus wirtschaftlicher Sicht unter keinem guten Stern: Durch die Spätfröste im April 2024 hatte der Obsthof Schwitzky bei seiner Hauptkultur, den Kirschen, Ertragsausfälle von rund 80 % zu beklagen gehabt.

Dank der Finanzhilfen von Land und EU musste Elisabeth Schwitzky dennoch nicht bei null in die Selbstständigkeit starten. „Die Frosthilfen haben unseren Betrieb gerettet“, betonte sie. Entsprechend herzlich bedankte sie sich zum Start der Kirschsaison bei Landwirtschaftsminister Sven Schulze (CDU), den Abgeordneten des Landtages und der Agrarverwaltung für die organisierte finanzielle Unterstützung.

Mit allerhand Prominenz eröffnete Elisabeth Schwitzky (3. v. l.) die Kirschsaison: Bundestagsabgeordnete Anna Aeikens, Blütenprinzessin Alida-Nadine Kühne, Landtagsabgeordneter Michael Scheffler, Landwirtschaftsminister Sven Schulze, Obstbauverbandsvorsitzender Jörg Geithel und AMG-Geschäftsführer Dr. Jörg Bühnemann (v. l.).
Mit allerhand Prominenz eröffnete Elisabeth Schwitzky (3. v. l.) die Kirschsaison: Bundestagsabgeordnete Anna Aeikens, Blütenprinzessin Alida-Nadine Kühne, Landtagsabgeordneter Michael Scheffler, Landwirtschaftsminister Sven Schulze, Obstbauverbandsvorsitzender Jörg Geithel und AMG-Geschäftsführer Dr. Jörg Bühnemann (v. l.). © Detlef Finger

Optimale Bedingungen für Steinobst im Salzatal

Der Betriebsstandort im Salzatal bietet mit einem langjährigen mittleren Jahresniederschlag von 420–450 mm und 80–90 Bodenpunkten optimale Voraussetzungen für den Steinobstanbau. Süßkirschen sind mit rund 9 ha Anbaufläche Hauptobstart im Fami­lienunternehmen, zwei der roten Früchte finden sich deshalb auch im Logo des Betriebes.

Etwa 15 Süßkirschsorten sind es im Hauptanbau, einschließlich Sortenversuche und Standortprüfungen (die auch Aprikosen und sogar Mandeln umfassen) bis zu 80, wenngleich oft nur einige wenige Bäume von jeder Sorte.

Vielfalt im Obstanbau: Äpfel, Aprikosen und mehr

Des Weiteren werden auf 6 ha Äpfel und auf 1 ha Aprikosen erzeugt sowie auf geringeren Flächenumfängen Birnen, Sauerkirschen, Pflaumen, Nektarinen und Pfirsiche. Die Obstfläche summiert sich auf insgesamt 17 ha.

Die Früchte werden zu etwa 10–20 % direktvermarktet. Als Verkaufsstelle dient ein Container in der Obstplantage an der Freister Straße am nördlichen Ortsrand von Beesenstedt. Das übrige Obst wird über die Vertriebsgesellschaft VEOS an den Lebensmitteleinzelhandel verkauft.

Hofnachfolge: Das sind die Pläne für den Obstbau-Betrieb

Produziert wird nach den Richtlinien des Integrierten Obstbaus, „der das Beste aus ökologischer und konventioneller Erzeugung vereint“, so die Betriebsleiterin. So gehe es etwa primär um Nützlingsschonung, den Einsatz biologischer Mittel auf der Basis von Bekämpfungsschwellen oder naturnahes Wirtschaften.

Innovatives Anbausystem: Leichtere Pflege und Ernte

Ziel sei, die biologische Vielfalt in den Anlagen zu erhöhen und insbesondere heimische Wildbienenarten zu fördern. Bei der Umsetzung arbeitet der Obsthof aus Sachsen-Anhalt mit Wissenschaftlern der Martin-Luther-Universität (MLU) Halle-Wittenberg und der Hochschule für Technik und Wissenschaft (HTW) in Dresden zusammen. Der Obsthof setzt in seinem Anbausystem bewusst auf kleine, niedrigere Bäume, um Pflege und Ernte vom Boden aus realisieren zu können und die Arbeiten zu erleichtern.

Höhere Erträge dank optimiertem Baumschnitt

Jede Sorte erhält zudem einen anderen Baumschnitt, den Vater Uwe Schwitzky erprobt hat, im Ergebnis sind die Erträge – gute Witterungsbedingungen vorausgesetzt – sehr gut. Bei der Obsternte helfen etwa zehn bis zwölf, mitunter bis 15 polnische Saisonkräfte. Sie setzen sich aus einer Stammbelegschaft und Studenten zusammen.

Ehrenamtliches Engagement im Obstbau

Auch ehrenamtlich engagiert sich Elisabeth Schwitzky in besonderem Maße für ihre Branche. Im März 2024 wurde sie in den Vorstand des Obstbauverbandes Sachsen & Sachsen-Anhalt gewählt und ist seitdem Landesgruppenvorsitzende. In dieser Funk­tion vertritt sie Sachsen-Anhalt auch in der Bundesfachgruppe Obstbau, der berufsständischen Interessenvertretung der deutschen Erwerbsobstbauern.

Ihren Bachelor im Gartenbau erwarb Elisabeth Schwitzky an der HTW Dresden. Ihren Master im Produktionsmanagement an der Technischen Universität (TU) Dresden. In ihrer Bachelorarbeit beleuchtete sie frühe Blattanalysen bei Süßkirschen für die Düngebedarfsermittlung. Derzeit ist sie als Promotionsstudentin an beiden Dresdner Hochschulen in der Forschung tätig. Thema ihrer wissenschaftlichen Arbeit auf dem Weg zum Doktortitel ist Bodenkunde im Obstbau, speziell die organische Bodensubstanz.

Innovation im Obstbau: Anbausysteme der Zukunft

Auch in weitere Forschungsprojekte ist die Obstbäuerin involviert, etwa zum Farmmanagement oder zur Künstlichen Intelligenz als Werkzeug im Obstbau. Es gehe darum, angesichts steigender Lohnkosten die Anbausysteme im arbeitsintensiven Obstbau künftig zu verbessern, sagte die Betriebsleiterin.

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