Ein Jagdhund hat sich in Sachsen-Anhalt mit der Aujeszkyschen Krankheit infiziert. (c) Dirk O. Roth_pixelio.de

Aujeszkysche Krankheit: Gefahr für Jagdhunde

Die Aujeszkysche Krankheit bedroht nicht nur Haus- und Wildschweine, sondern auch Jagdhunde. Ein aktueller Fall macht die Notwendigkeit von Biosicherheitsmaßnahmen für Jäger und Viehhalter deutlich.

Derzeit greift die Afrikanische Schweinepest (ASP) in der Wildschweinepopulation um sich. Die Gefahr, dass das Virus auch in Hausschweinebestände eingeschleppt wird, ist groß. Schweinehaltende Betriebe sind daher angehalten, Biosicherheitsmaßnahmen zum Schutz ihrer Viehbestände konsequent umzusetzen. Damit beugen die Tierhalter zugleich dem Eintrag der Aujeszkyschen Krankheit in ihre Ställe vor. Denn auch für diese Viruserkrankung gibt es seit Jahren positive Antikörpernachweise beim Schwarzwild. Haus- und Wildschweine sind die natürlichen Wirte des Aujeszky-Virus.

Im Gegensatz zu vielen anderen Herpesviren hat das Suid Herpesvirus 1 (SHV 1), wie der Aujeszky-Erreger heute bezeichnet wird, ein breites Wirtsspektrum. Darunter sind auch Hund und Katze. Während vor allem infizierte erwachsene Schweine häufig nicht erkranken oder aber nur milde klinische Symptome zeigen, verläuft eine Infektion bei anderen Tierarten in der Regel tödlich. Das musste in Sachsen-Anhalt jetzt ein Jäger leidvoll erfahren.

Labor weist Aujeszkysche Krankheit nach

Dieser hatte vor Weihnachten an zwei Gesellschaftsjagden im Landkreis Mansfeld-Südharz sowie im Burgenlandkreis teilgenommen. Unmittelbar danach zeigte sein drei Jahre alter Jagdhund plötzlich auffällige Symptome, etwa einen massiven Juckreiz, vermehrtes Speicheln und nachfolgend fortschreitende zentralnervöse Störungen. Der Hund musste infolge der nicht therapierbaren Erkrankung vom Tierarzt eingeschläfert werden.

Bei weiterführenden Untersuchungen im Labor des Landesamtes für Verbraucherschutz (LAV) konnte das Genom des Erregers der Aujeszkyschen Krankheit bei dem Jagdhund nachgewiesen werden. In der feingeweblichen Untersuchung zeigte sich insbesondere im Hirnstamm eine nicht-eitrige Entzündungsreaktion mit Untergang von Nervenzellen. Eine Infektion mit dem Tollwutvirus wurde mittels Immunfluoreszenz hingegen ausgeschlossen.

Infektion mit Aujeszky-Virus über Fleisch

Experten des Fachbereiches Veterinärmedizin des LAV geben in einem der Bauernzeitung dazu vorliegenden Fachbeitrag weitere Hinweise zur Aujeszkyschen Krankheit. Demnach infizieren sich Hunde, aber auch Katzen, vor allem durch die Aufnahme von virushaltigem, rohem Schweinefleisch oder Innereien. Jagdhunde sind durch die Aufnahme von Aufbruch bei der Wildschweinjagd besonders gefährdet. Einige Hunde zeigen einen starken Speichelfluss, sodass synonym auch der Name „Pseudowut“ in Anlehnung an die Tollwuterkrankung verwendet wird.

Der durch die Erkrankung ausgelöste Juckreiz, der bis hin zur Selbstverstümmelung führen kann, lässt sich auf eine Nervenreizung zurückführen. Denn das Virus wandert über die peripheren Nerven in das Gehirn. Dort kommt es wie im beschriebenen Fall schließlich zu einer Entzündung, die häufig lokal begrenzt ist.

Aujeszkysche Krankheit: Keine Zoonose

Auch bei Kühen und Schafen kann die Aujeszkysche Krankheit auftreten. Diese stecken sich nach direktem Kontakt mit Trägerschweinen oder aber auch über kontaminiertes Futter an. Latent infizierte Schweine tragen das Aujeszky-Virus in den Nervenganglien, aber auch im Riechkolben und im lymphatischen Gewebe des Rachens. Sie bleiben so ein Leben lang Virusträger. Schweine infizieren sich häufig untereinander über den direkten Kontakt. Die Aujeszkysche Erkrankung ist im Übrigen keine Zoonose, sie ist also nicht von Tier zu Mensch und von Mensch zu Tier übertragbar. Menschen weisen eine hohe natürliche Resistenz gegen den Erreger auf.

Nach Angaben der Fachleute des LAV Sachsen-Anhalt ist Deutschland seit dem Jahr 2003 offiziell frei von der Aujeszkyschen Krankheit bei Hausschweinen. Diese Freiheit wird in Schweinebeständen jährlich durch stichprobenartige Untersuchung überprüft. Die Aujeszkysche Krankheit wird bei den Wildschweinen allerdings nicht bekämpft. Um die Lage in der Wildschweinpopulation zu überwachen, wird zum Beispiel in Sachsen-Anhalt im Rahmen des Schwarzwildmonitorings unter anderem auf Antikörper gegen das SHV 1 untersucht. Dabei kommt es seit Jahren zu positiven Nachweisen bei Wildschweinen. Deren Häufigkeit nimmt in einigen Regionen des Landes außerdem stetig zu.

Jäger müssen strikte Hygiene halten

Das Zirkulieren des SHV 1 in der Wildschweinepopulation stellt laut den Veterinärmedizinern ein Gefährdungspotential auch für Hausschweine dar. Das Infektionsrisiko wird jedoch anhand wissenschaftlicher Erkenntnisse sowie aufgrund von tiergesundheitlichen und seuchenhygienischen Maßnahmen in den Hausschweinebeständen als relativ gering eingeschätzt. Gleichwohl bleibt das Virus eine Bedrohung, insbesondere für Jagdhunde, aber eben auch für die Schweinehaltung.

Halten Jäger zusätzlich auch Schweine, müssen sie sich unbedingt an ein konsequentes Hygienemanagement halten. Ställe dürfen keinesfalls mit der Jagdbekleidung einschließlich Schuhwerk betreten werden. Mit Blick auf die Nutztierhaltung unterstreicht neben der Afrikanischen Schweinepest auch das nach wie vor bestehende Infektionsrisiko für die Aujeszkysche Krankheit die unbedingte Notwendigkeit der Einhaltung essentieller Biosicherheitsmaßnahmen. Dazu gehören auch bauliche Maßnahmen, die die Gefahr des Kontakts von Schwarzwild mit den gehaltenen Hausschweinen verhindern.