Agrarpolitik

Regionale Landwirtschaft: Verlässlich auch in Krisen

Pflanzenschutz mit der Drohne ließ Bundesministerin Klöckner ihren EU-Amtskolleginnen und -kollegen in den steilen Weinbergen an der Mosel vorführen. (c) imago images/ photothek
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Wie wichtig eine starke regionale Landwirtschaft ist, erweist sich gerade in Corona-Zeiten. Auf ihrem Treffen in Koblenz diskutierten die EU-Agrarminister darüber, welche Lehren daraus zu ziehen sind.

Von Ralf Stephan

Drei Punkte waren der amtierenden Chefin des EU-Agrarministerrates besonders wichtig: Während des informellen Treffens in ihrer rheinland-pfälzischen Heimat wollte Julia Klöckner mit ihren Kolleginnen vor allem darüber sprechen, wie:

■die Lebensmittelversorgung innerhalb der EU krisenfest gemacht werden kann,
■ein EU-weites Tierwohllabel den Tierschutz verbessern würde und
■man künftig bei der Genehmigung von Tiertransporten vorgehen will.

Nicht in allen Punkten konnte sie nach dem Treffen in Koblenz am Dienstag Erfolge vermelden. Die Bundeslandwirtschaftsministerin berichtete vor der Presse, sich erneut gegen eine Politik der nationalen Grenzen und „Abschottung“ zu stellen. Dennoch wolle sie sich für mehr Regionalität bei der Nahrungsmittelerzeugung in der Europäischen Union einsetzen. Eines ihrer Ziele sei es, innereuropäische Lieferketten zu stärken, um mehr Unabhängigkeit von Drittstaaten zu gewinnen. Es gehe aber nicht darum, bei der Sojaversorgung 100-prozentige Autarkie „auf Krampf“ durchzuboxen. Die Coronakrise habe allerdings gelehrt, sich nicht zu stark auf den globalen Lebensmittelmarkt zu verlassen, sagte Klöckner.

Mehr Transparenz in der Lebensmittelkette

Eindringlicher warnte EU-Agrarkommissar Janusz Wojciechowski davor, die Landwirtschaft und ihre Märkte zu global aufzustellen. Die regionale Landwirtschaft sei weniger krisenanfällig, da sie weniger als die größeren Strukturen auf komplexere und daher auch störungsanfälligere Lebensmittelwertschöpfungsketten angewiesen sei. Der polnische EU-Agrarkommissar betonte allerdings auch, dass er nicht für mehr Protektionismus sei. Allerdings müsse eine zu starke Abhängigkeit vom Weltmarkt vermieden werden.

Mit Nachdruck plädierte Ministerin Klöckner für mehr Transparenz bei der Kennzeichnung von Lebensmitteln. Dies gelte insbesondere für die Herkunftsangaben für Fleisch sowie Eier in verarbeiteten Lebensmitteln. Im Hinblick auf ein EU-weites Tierwohlkennzeichen räumte Klöckner ein, dass es dazu zeitnah keine Einigung des Agrarrates geben werde. Zwar werde man es während der deutschen Ratspräsidentschaft nicht hinbekommen, hierzu finale Pflöcke einzuschlagen; der „Grundstein“ dafür könne in diesem Jahr aber gelegt werden.

EU-Agrarkommissar Janusz Wojciechowski stellte derweil zum Thema Tiertransporte fest, dass die aktuellen europäischen Regelungen hinreichend seien. Allerdings gebe es noch deutliche Defizite bei der Umsetzung. Gerade was die betreffenden Kontrollen angehe, so der Brüsseler Agrarchef, müsse dringend nachgebessert werden.

Das Bundeslandwirtschaftsministerium strebt bekanntlich für den Nutztiertransport auch innerhalb Deutschlands schärfere Bestimmungen an. Allerdings wollten Klöckner und Wojciechowski auf Nachfrage hier keinen Dissens in ihren Haltungen erkennen lassen.