Wolf in MV: Bestand muss reguliert werden
Wie aus den Zahlen des aktuellen Wolf-Monitoringjahres 2024/25 hervorgeht, stagniert der Bestand in Mecklenburg-Vorpommern offenbar auf hohem Niveau. Änderungen im Umgang mit Isegrim müssen zwingend her.
Mit derzeit 18 Rudeln, sechs Paaren und drei territorialen Einzelwölfen stagniert der Wolfs-Bestand in MV offenbar auf hohem Niveau. Das legen erste Zahlen aus dem aktuellen Monitoringjahr 2024/25 nahe, die der Minister für Klimaschutz, Landwirtschaft, ländliche Räume und Umwelt, Till Backhaus (SPD), Ende August vorstellte.
2024 bereits 42 Rissvorfälle
Zudem gab er bekannt, dass es in 17 der 18 Rudel Reproduktionen gab, in denen 77 Welpen bestätigt wurden. Die reale Welpenanzahl könne dem Minister zufolge allerdings etwas höher liegen, da in einigen Rudeln bisher nur eine Mindestanzahl ermittelt werden konnte.
Zu den durch Isegrim verursachten Schäden führte Backhaus aus, dass es bis Mitte Juni dieses Jahres 42 Rissvorfälle mit 159 toten und 15 verletzten Tieren gab. Bei insgesamt 473 Schadensfällen von 2007–2023, bei denen ein Wolf als Verursacher festgestellt oder nicht ausgeschlossen werden konnte, wurden 1.670 Tiere getötet und 492 Tiere verletzt.
232.000 Euro Kompensationsleistung für Wolfsangriffe
Die vom Land beglichene Schadenssumme belaufe sich seit 2007 bis einschließlich 2023 auf etwa 232.800 Euro als Kompensationsleistung an Nutztierhalter. An fortlaufend hohen Kosten werde sich den Angaben zufolge so lange nichts ändern, wie die Politik sich weigere, den Schutzstatus der Art Wolf herabzustufen.
Hohe Zahl an Totfunden behindert Wolfsmanagement
Sorgen bereite dem Minister neben den Rissvorfällen auch die hohe Zahl an Totfunden. Im abgeschlossenen Monitoringjahr 23/24 waren es 15 tote Wölfe, darunter acht Verkehrsunfälle, jeweils zwei Mal unklare und natürliche Todesursache, eine illegale Tötung sowie eine noch offene Todesursache. Dabei seien vor allem iIlegale Tötungen ein großes Problem, da sie den Nachweis eines günstigen Erhaltungszustandes und damit Fortschritt beim Wolfsmanagement verhindern.
Genau das sei jedoch wichtig, um politische und gesetzliche Veränderungen herbeizuführen. Gemeint sind damit unter anderem die Umstufung des Wolfes von Anhang IV in V der FFH-Richtlinie mit dem Ziel, den Schutzstatus zu ändern sowie einer rechtssicheren Entnahme von auffälligen Wölfen.
Wolfsmanagement: Konsequentes Handeln statt Scheinlösungen
Für den Landesbauernverband Mecklenburg-Vorpommern brächten die Zahlen und Informationen zum aktuellen Wolf-Monitoring keine gute Nachrichten. Seit mehr als 20 Jahren gebe es im Land reproduzierende Wolfsrudel. Das bedeute, seit 20 Jahren sind Weidetiere wie Schafe, Ziegen, Kälber und auch Ponys einer zunehmenden tödlichen Gefahr ausgesetzt. „Diese Tatsache dürfen Politik und Verwaltung nicht länger ausblenden“, fordert Dr. Manfred Leberecht, Vizepräsident des Verbandes. Bislang seien nur Scheinlösungen für die Entnahme von „Problemwölfen“ – wie die zuletzt von Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) vor einem Jahr avisierten Schnellabschüsse – auf den Tisch gelegt, jedoch nicht eingehalten worden.
Dabei sei es höchste Zeit für konsequentes Handeln. „Wir brauchen ein Wolfsmanagement, das den Wolf tatsächlich managt und sich nicht nur auf Monitoring, Prävention und Herdenschutz beschränkt. Denn der gute Erhaltungszustand des Wolfes ist längst erreicht“, so Leberecht.
Auch aus Sicht des Naturschutzes und der Akzeptanz sei es überfällig, den Wolf wie jedes andere Wildtier auch zu regulieren. Die von Minister Backhaus geforderte Änderung des Naturschutzgesetzes sei dem Verband zufolge dafür ein dringend erforderlicher, erster Schritt.
Wolf in MV: Population wird vermutlich ansteigen
Der Landesschaf- und Ziegenzuchtverband führt die stagnierenden Zahlen auf verstärkte Herdenschutzmaßnahmen der Tierhalter zurück. Dabei spiele die finanzielle Förderung der Maßnahmen durch das Land sicher eine wichtige Rolle. Dennoch blieben für die Tierhalter hohe zusätzliche Belastungen, die sich in erheblicher Mehrarbeit und zum Teil Umstellung der üblichen Betriebsausläufe auswirke – zum Beispiel in der Betreuung und dem Einsatz von Herdenschutzhunden.
Hinzu komme die jeweilige Betroffenheit, wenn auf der Weide tote, verletzte oder vermisste Schafe festgestellt werden müssen. Und die 77 bestätigten Welpen aus diesem Jahr ließen Verbandsvertretern zufolge die zunehmende Wolfspopulation und damit auch steigende Zahl der Übergriffe für die Zukunft befürchten. Denn auch diese Wölfe müssten ernährt werden. Das von Minister Backhaus geforderte Bestandsmanagement mit regionalen Eingriffsmöglichkeiten sei daher dringend erforderlich. Der Landesschaf- und Ziegenzuchtverband fordert deshalb die Landesregierung auf, sich weiterhin auf allen politischen Ebenen für zeitnahe Gesetzesänderungen einzusetzen.
Schaf- und Ziegenhalter fordern übergriffige Wölfe schneller zu entnehmen
Gleichzeitig weisen die Schaf- und Ziegenhalter allerdings darauf hin, dass auch hierzulande reagiert werden müsse. Im Rahmen des sogenannten Reaktionsmanagements müssten übergriffige Wölfe schneller entnommen werden. Ein Hindernis dabei sei laut Verband jedoch bisher, dass Wölfe beispielsweise Zäune von 120 cm überwunden haben müssen. Schafnetze mit dieser Höhe seien allerdings in der Praxis kaum einsetzbar. Für die geforderte Höhe gebe es bisher keine wissenschaftlichen Nachweise über den Sinn ihres Einsatzes.
Auch wenn sich alle Akteure darüber im Klaren und einig sind, dass es den 100-prozentigen Schutz vor dem Wolf in MV nicht gibt, so wird deutlich, dass enormer Handlungsbedarf im Sinne des Schutzes der Weidetierhaltung gegeben ist. Dafür müssen jedoch alle an einem Strang ziehen.
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